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Punkteloser Mick Schumacher
Wann platzt der Knoten?

Mick Schumacher entwickelt sich bei Haas zum Sorgenkind. Das Auto ist gut genug fürs Q3 und für Punkte. Doch der 23-Jährige setzt das Potenzial nicht um. Darum rumort es im Haifischbecken Formel 1.

Mick Schumacher - Haas - GP Miami 2022 - USA
Foto: Wilhelm

Der erste Teil des Plans ging auf. Der zweite bislang nicht. Haas opferte das Vorjahr, um sich voll auf die Entwicklung des 2022er-Autos konzentrieren zu können. Die Entwicklungsmannschaft baute ein Auto, das von ganz hinten ins Mittelfeld kletterte.

Parallel rief Haas 2021 zum Lehrjahr für seine Rookies Mick Schumacher und Nikita Mazepin aus. Beide fuhren hinterher und fielen mehr durch Unfälle als durch Überraschungen auf. Den russischen Problemfall wurde Haas vor der Saison los. Leider – aus Sicht des US-Teams – entwickelt sich Schumacher nicht ganz so wie erhofft.

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Schonfrist für Schumacher vorbei

Der Punktestand nach fünf Rennen sagt alles. Haas steht bei 15 WM-Punkten. Kevin Magnussen hat alle eingesammelt. Sein Teamkollege ist neben Nicholas Latifi der einzige Stammfahrer im Feld, der am Rennsonntag noch kein einziges Mal in die Top 10 fuhr.

Die Schonfrist ist vorbei. Der Haas VF-22 ist schnell genug, um in den dritten Teil der Qualifikation vorzudringen und um Zählbares mitzunehmen. Die deutsche Zukunftshoffnung setzt den Speed des Autos jedoch zu selten um. Und wenn es gelingt, steht sich Schumacher selbst im Weg.

Wie in Imola, als er nach einem guten Sprint Fernando Alonso im Hauptrennen nach 700 Metern in den Alpine rutschte. Oder zuletzt bei der Premiere in Miami, als sich der 23-Jährige auf Punktekurs befand und schließlich Sebastian Vettel in den Aston Martin krachte.

Mick Schumacher - Haas - GP Emilia-Romagna 2022 - Imola
Wilhelm
Kritik im Fahrerlager: Schumachers Fehler- und Unfallquote ist zu hoch.

Haas erwartet Punkte

Die Kollision war bezeichnend. Schumacher wollte mit dem Kopf durch die Wand, statt Geduld zu bewahren und strategisch zu denken. Eigentlich ist Schumacher ein ruhiger Typ, doch in diesem Moment ließ er sich hinreißen. Er wollte sofort kontern, statt abzuwarten, sich neu zu positionieren und dann wieder anzugreifen. Er hätte noch vier Runden Zeit gehabt. Im Fahrerlager schüttelte man den Kopf. Schumachers Unfallquote ist einfach zu hoch.

Im letzten Jahr konnte er einen Teil auf ein zu langsames Auto mit zu wenig Abtrieb wälzen. Da musste Schumacher ein gewisses Risiko eingehen, wenn er das Unmögliche möglich machen wollte. Mit dem diesjährigen Haas ist das nicht nötig. Und doch pfefferte er in der Qualifikation zum GP in Saudi-Arabien den US-Rennwagen in die Mauer. Aus in Q2 – wie immer in dieser Saison. Teamkollege Magnussen stieg drei Mal ins Q3 auf. Im Quali-Duell steht es 3:2 für ihn.

Der Däne war an den ersten Rennwochenenden der schnellere Fahrer. Manchmal bis zu einer halben Sekunde, eher aber zwei bis drei Zehntel. Schumacher muss sich strecken. Viel wichtiger als der ultimative Speed ist es für ihn aktuell aber, die Unfälle abzustellen. Sicherer zu fahren. Er muss lernen, in der dünneren Höhenluft des Mittelfelds zu atmen – und zwar schnell.

Haas - GP Miami 2022 - USA
Wilhelm
Der Haas VF-22 ist ein gutes Auto, trotzdem steht Schumachers Zählerkonto nach fünf Rennen bei null.

Schumacher muss Blockade lösen

Denn in der Formel 1 zählen wie in jedem Spitzensport die Ergebnisse. Und wenn die nicht kommen, hält keiner die schützende Hand über einen. Es ist schon verdächtig, dass von Ferrari derzeit wenig aufmunternde Worte zu hören sind. Der Junior steht unter Zugzwang.

Bei Haas erwarten sie keine Wunder, keine Podestplätze, aber eben Punkte, die das Auto hergibt. Jeder verpasste Zähler vergrößert die Sorge und gefährdet die Ziele des Teams. Keiner kann garantieren, dass der Haas in ein paar Monaten immer noch ein Punktekandidat ist. Die Weiterentwicklung unter der Saison war noch nie eine Stärke des personell kleinsten Teams.

Der Druck lastet auf Schumachers Schultern. In einer solchen Situation braucht es fehlerfreie Rennen und Zielankünfte – und vielleicht auch mal Glück, dass zwei, drei Fahrer vor ihm ausfallen, um in die Punkte zu rutschen. Schumacher schiebt diese Blockade vor sich her, in der Formel 1 noch nie gepunktet zu haben. Und die wird er nur los, wenn er endlich in die Top 10 aufsteigt. Wer weiß, was passiert, wenn der Knopf mal aufgeht.

Mick Schumacher - Kevin Magnussen - Haas - F1 - Formel 1
xpb
Kevin Magnussen hat bislang die Oberhand im teaminternen Duell.

Haas-Fahrer sucht keine Ausreden

Im Fahrerlager zweifeln die ersten. Ihnen fehlt der Entwicklungsschritt, den junge Piloten in einer zweiten Saison machen sollten. Ein Problem, das der 23-Jährige hatte: Ihm fehlte im ersten Jahr die Messlatte, eine teaminterne Referenz, so wie sie ein Guanyu Zhou bei Alfa Romeo mit dem erfahrenen Valtteri Bottas hat.

Mazepin war einfach zu langsam. Und der Haas zu unterlegen, um öfter mal mit den anderen Hinterbänklern von Williams kämpfen zu können. Wenn man es wohlwollend ausdrückt: Schumachers zweite Saison ist eine verkappte erste. Nur sehen das im Haifischbecken Formel 1 die wenigsten so.

Der junge Deutsche glaubt fest an sich. Er ist ein Arbeiter, ein Lernwilliger, der keine Ausreden sucht. Das rechnen sie ihm bei Haas hoch an. Schumacher selbst sieht keinen Grund, nicht auf Magnussens Niveau zu gelangen. Der Däne ist die Referenz, die 2021 fehlte. Leider für Schumacher hat Magnussen einen Luxus, von dem der Sohn des Rekordweltmeisters gerade nur träumen kann.

Warten auf "Klick"

Magnussen fährt wie einer, der nichts zu verlieren hat, weil es für ihn nach einem Jahr ohne Formel 1 und einer Rückkehr aus dem Nichts genau so ist. Schumacher dagegen wird verlieren, wenn er den 29-Jährigen im eigenen Team auf Dauer nicht hinter sich lässt. Die große Hoffnung ist, dass der Knoten eines Tages aufgeht. So wie einst in der Formel 3 und der Formel 2, als Schumacher jeweils im zweiten Jahr zur Meisterschaft raste. Auch damals machte es plötzlich "Klick", obwohl es schwer auf Schumacher lastet. Der Name kann ein Türöffner sein, ist aber in gewisser Weise auch Bürde.

In Panik braucht er nicht auszubrechen. Schumacher hat seinen Platz in der Formel 1. Nur muss er ihn sich weiter verdienen – so wie alle im Feld. Noch wartet der F3-Meister von 2018 und F2-Champion von 2020 auf den "Klick-Moment". Noch muss er den Haas VF-22 und die Pirelli-Reifen entschlüsseln, sie richtig verstehen.

Die Krux: Schumacher sollte schnell auf Ballhöhe kommen, damit endlich die Diskussionen um seine Person aufhören. Je länger es mit dem ersten Punkt dauert, desto komplizierter wird seine Situation. Deutschland hofft mit. Nachwuchs für die Formel 1 ist nicht in Sicht.

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