Es war ein gewaltiger Crash. Logan Sargeant krachte mit 200 km/h in die Leitplanken von Kurve 4, nachdem er in der Ausfahrt der Hugenholtz-Haarnadel die rechten Räder auf den Grasstreifen gesetzt hatte und trotzdem voll auf dem Gas blieb. Der Williams FW45 wurde bei dem Aufprall komplett zerstört. Nur das Chassis soll heil geblieben sein.
Upgrade-Mühen umsonst
Den Williams-Mechaniker war der Frust über den dritten schweren Unfall des Amerikaners in dieser Saison in die Gesichter geschrieben. "Da haben hundert Leute wochenlang an unserem großen Upgrade gearbeitet und sich die Finger wund geschuftet, dass wir zwei Autos mit den neuen Teilen einsetzen können. Und dann liegt alles innerhalb einer Sekunde in Trümmern. Es war ein unnötiger Unfall. Im dritten Training im Regen nimmst du nicht volles Risiko", meinte Teamchef James Vowles desillusioniert.
Er dachte dabei auch an seine leidgeprüfte Mannschaft, der nun eine lange Reparatur mit Nachtschicht bevorsteht. Der Williams war so stark zerstört, dass er für die Qualifikation nicht mehr fitgemacht werden konnte. Und am Sonntag muss Sargeant wahrscheinlich mit der alten Spezifikation am Ende des Feldes starten.
Das Wrack von Logan Sargeant fing sofort Feuer.
Vowles spricht mit Wolff
Es könnte der letzte Grand Prix für den Amerikaner werden. Nach dem Crash mehrten sich die Anzeichen, dass er noch vor Monza ausgetauscht wird. Der Crash in Zandvoort war einer zu viel. "Ich will jetzt keine emotionale Entscheidung treffen", mahnte sich Vowles zur Ruhe. Doch der ehemalige Strategiechef von Mercedes räumte ein, dass das Maß voll ist.
Wenn Williams den Fahrer tauscht, dann muss es vor Monza geschehen. Das Autodrom ist ein guter Boden für das Debüt eines Ersatzpiloten. Die nächsten beiden Rennen in Baku und Singapur finden auf Stadtkursen statt, wo man schnell mal in der Mauer liegt, wenn man das Auto erst kennenlernen muss.
Liam Lawson könnte auch eien Option sein.
Schumacher nicht einzige Option
Als Vowles kurz nach dem dritten Training an Toto Wolffs Bürotür anklopfte, da waren die ersten Gerüchte schon gestrickt. Viele reden und schreiben Mick Schumacher bereits in das zweite Williams-Cockpit. Doch Vowles will nichts überstürzen und versichert, dass es für den Fall aller Fälle ein paar Optionen gäbe. Nicht nur Mick Schumacher.
Und wenn dieser Fahrer derzeit bei einem Team unter Vertrag ist, das keine Mercedes-Motoren einsetzt, dann müsste Vowles auch bei Wolff vorsprechen. Eine solche Variante könnte Liam Lawson sein. Den Neuseeländer müsste man sich von Red Bull ausleihen. Es wäre so oder so eine Anstellung auf Zeit. Williams hat mit Alexander Albon und Carlos Sainz seine Fahrerwahl für 2025 schon getroffen. Red Bull-Sportchef Helmut Marko macht Vowles keine Hoffnung. "Wir haben mit Liam in naher Zukunft unsere eigenen Pl,äne." Das könnte heißen, dass Lawson noch in dieser Saison Daniel Ricciardo bei ToroRosso ersetzt. Der dann auf dem Markt wäre.
Ansonsten sind nur noch Rookies auf dem Markt. Dazu gehört auch der künftige Mercedes-Fahrer Andrea Kimi Antonelli, der aber eine Freigabe von Toto Wolff bräuchte. Franco Colapinto kommt aus dem eigenen Fahrerpool. Der Brasilianer Gabriel Bortoleto ist ein McLaren-Junior. Und sein Landsmann Felipe Drugovich ist bei Aston Martin unter Vertrag. Beide kämen für einen Formel 1-Sitz allerdings aus ihren Verträgen. Doch es ist fraglich, ob Williams mit einem Neuling geholfen wäre.
