Formel-1-Auto von Michael Schumacher in Auktion

Formel-1-Auto von Michael Schumacher
Wie viel bringt Schumis erster Benetton?

Veröffentlicht am 08.02.2025

Sie wirken wie ein Relikt aus einer entfernten Vergangenheit. Die Rede ist von den Formel-1-Autos der frühen 90er-Jahre. In dieser Zeit entwickelten die Designer und Ingenieure allerhand historischer Schönheiten, die sich in den Köpfen der Formel-1-Fans eingebrannt haben. Man denke an den Williams FW14B, den McLaren MP4-6 oder an die Ferrari, mit denen die Scuderia vergeblich Weltmeister-Ruhm hinterherjagte.

Eines dieser Autos steht Ende Februar zum Verkauf. Das Auktionshaus RM Sotheby's versteigert am 27. Februar in Coral Gables einen Benetton B191, den Michael Schumacher fuhr. Coral Gables liegt elf Kilometer südwestlich von Miami. Der Rennwagen mit der Chassis-Nummer B191-08 gehört aktuell noch dem Indianapolis Motor Speedway Museum. Seit 2005 ist der Benetton im Besitz der US-Amerikaner.

RM Sotheby's schreibt im Inserat, dass das Formel-1-Auto über ein Echtzeitzertifikat von Benetton verfügt. Für den Renner schwebt dem Auktionshaus eine Summe zwischen 600.000 und einer Million US-Dollar vor. Der Betrag ist in Euro umgerechnet nahezu identisch. Erzielt der Wagen einen Preis von mehr als einer Million US-Dollar, würde er sich im Ranking der teuersten Formel-1-Autos aller Zeiten unter die ersten 15 schieben. Momentan hält ein weiterer Benetton B191 den 15. Platz.

Michael Schumacher - Benetton B191 - RM Sotheby's - Auktion
RM Sotheby's

V8-Ford unter der Haube

Das Team lackierte das Museums-Exemplar in den Farben Grün und Gelb. Die Zigarettenmarke Camel war von 1991 bis 1993 Hauptsponsor des Rennstalls und sorgte für das knallige Gelb auf den Autos. Das Grün stammte von Benetton selbst, das die Formel 1 von 1985 bis 2001 dafür nutzte, um für das gleichnamige Bekleidungsunternehmen zu werben.

Bei dem angebotenen Fahrzeug entschieden sich die Vorbesitzer dazu, die Lackierung an das Design von 1993 anzupassen. Das lässt sich zum Beispiel bei der Startnummer erkennen: Die Fahrer Michael Schumacher und Martin Brundle traten 1992 mit den Nummern 19 und 20 an. Das zu ersteigernde Exemplar ist jedoch mit der Nummer 6 foliert.

Unter der Haube arbeitete ein V8-Saugmotor. Der Ford HB-V hatte einen Hubraum von 3,5 Litern und leistete rund 670 PS. Zwar war Benetton das offizielle Werksteam von Ford, doch die von Cosworth in England gefertigten Antriebe waren im Gegensatz zu den Motoren der Konkurrenz zu schwach. Renault hatte mit dem V10-Triebwerk den besten Sauger entwickelt. Aber auch die V12-Antriebe von Honda und Ferrari generierten mehr Power. Die Vorteile des V8 von Ford lagen in der Zuverlässigkeit, der Fahrbarkeit und dem geringen Verbrauch. Die Schmierstoffe lieferte der französische Konzern Elf.

Schumacher und Brundle mussten noch per Hand durch das Sechsgang-Getriebe schalten. Williams und Ferrari hatten den halbautomatischen Gang-Wechsel zu diesem Zeitpunkt bereits perfektioniert. Das Design des B191 stammte von John Barnard. Der Engländer verabschiedete sich allerdings während der 91er-Saison. Auffällig am B191 war die hohe Nase, die im Gegensatz zum Großteil der Konkurrenz-Autos nicht auf dem Frontflügel flach auflag. Diesem Trend folgten im Verlaufe der 1990er-Jahre alle Formel-1-Teams. Das Monocoque bestand aus Kohlefaser.

Michael Schumacher - Benetton - Benetton B191 - Formel 1 - 1991
Motorsport Images

Schumacher feiert erstes Podium

Der Wagen aus der Feder Barnards wurde sowohl 1991 als auch zu Saisonbeginn 1992 eingesetzt. Der Nachfolger B192 war Anfang des Jahres noch nicht rennbereit. Benetton modifizierte den B191 deshalb über den Winter. Die Ingenieure passten die Aufhängung und die Karosserie des Autos an. Die größte Änderung war jedoch der Wechsel des Reifenpartners von Pirelli zu Goodyear.

Ein Sieg, wie ihn Nelson Piquet 1991 in Kanada feierte, war in den ersten drei Saisonrennen 1992 aber nicht mehr drin. Michael Schumacher konnte mit dem alten B191 jedoch zeigen, was mit dem Auto noch möglich war. Beim ersten Grand Prix von Südafrika wurde Schumi Vierter. In Kyalami steuerte der spätere Rekordweltmeister das Auktions-Auto mit der Nummer B191-08.

Das Chassis wechselte für den zweiten Lauf des Jahres in Mexiko zu Martin Brundle. Der Engländer fiel mit seinem Benetton nach 47 Runden wegen Motorproblemen aus. Michael Schumacher dagegen fuhr im Schwesterauto das erste Podium seiner Formel-1-Karriere ein. Nur die überlegenen Williams-Renault von Nigel Mansell und Riccardo Patrese waren nicht zu schlagen.

Beim darauffolgenden Grand Prix in Brasilien setzte Benetton zum letzten Mal den B191 ein. Das Chassis mit der Nummer 08 steuerte erneut Martin Brundle, der im Verlauf des Rennens mit Ferrari-Fahrer Jean Alesi kollidierte. Schumacher hingegen feierte in São Paulo mit Platz drei sein zweites Podium der Saison. Der Deutsche holte insgesamt drei seiner 53 Punkte in der Saison 1992 mit dem B191-08, ehe er mit dem Nachfolger B192 in Spa-Francorchamps sogar den ersten seiner 91 Grands-Prix-Siege errang.

Michael Schumacher - Benetton B191 - RM Sotheby's - Auktion
RM Sotheby's

Benetton kommt in die USA

Nach seiner Formel-1-Zeit ging das Auto zunächst in den privaten Besitz in die USA. Anfang der 2000er-Jahre wurde der Wagen hin und wieder auf Rennstrecken bewegt. Im Juni 2005 erwarb das Indianapolis Motor Speedway Museum den alten Formel-1-Renner. Die Amerikaner bezahlten damals 175.000 US-Dollar für den Benetton. Die Rechnung ist dem Inserat von RM Sotheby's beigelegt. Mit Blick auf die Wertentwicklung war der Kauf vor 20 Jahren ein Schnäppchen.

Der B191-08 fristete aber nicht nur ein Dasein als Museumsstück in Indianapolis. Im Verlaufe der Jahre durfte sich der F1-Dino auf mehreren Ausstellungen präsentieren. RM Sotheby's gibt an, dass der Käufer des Autos das Echtzeitzertifikat sowie einige Ersatzteile erhalten wird. Der Wagen steht, wie üblich für Auktions-Renner, auf Avon-Reifen und nicht mehr auf den Goodyear-Gummis.

Ob der Zustand des Formel-1-Autos und die Historie dem neuen Besitzer eine Million US-Dollar wert ist, entscheidet sich dann am 27. Februar in Florida. Andernfalls bleibt dem Benetton der Einzug in die Top-Ten der teuersten F1-Renner aller Zeiten verwehrt.