Mercedes-Trendwende: Diese drei Faktoren braucht der Silberpfeil

Ist der Silberpfeil überall ein Siegerauto?
Mercedes von drei Faktoren abhängig

Veröffentlicht am 27.06.2025

Mercedes ist das Team der Stunde. Platz 1 und 3 in Montreal ist ein Ergebnis, das sonst nur McLaren schafft. George Russells Sieg beim GP Kanada war so überzeugend, dass sich die Frage stellt, ob man jetzt überall mit den Silberpfeilen rechnen muss. Immerhin kamen in Imola, Barcelona und Montreal neue Teile ans Auto, die offenbar Wirkung zeigen.

Trotzdem glaubt Russell nicht, dass man sich schon zurücklehnen und auf jeder Streck einen Sieg erwarten kann. "Wir sind immer noch von drei Faktoren abhängig. Die bestimmen, ob unsere Reifen überhitzen oder nicht. Wenn wir die Temperaturen in den Griff bekommen wie in Kanada, dann können wir vorne mitfahren. Wenn nicht, haben wir ein Problem."

Diese drei Faktoren sind: das Streckenlayout, der Asphalttyp und die Temperaturen auf der Strecke. "In Las Vegas letztes Jahr haben alle drei Faktoren perfekt zu unserem Auto gepasst. In Montreal waren es zwei von drei. Nur die Asphalttemperatur fiel aus dem Rahmen. Deshalb waren wir überrascht, wie wenig uns das ausgemacht hat", blickt Russell auf seinen vierten GP-Sieg zurück.

Safety-Car - Mercedes - GP Österreich 2025
Wilhelm

Suche nach dem Erfolgscocktail

Es ist eben nicht so einfach, wie es sich anhört. "Wenn wir die genaue Formel kennen würden, die uns einmal bremst, das andere Mal in die Karten spielt, hätten wir schon längst eine Lösung", sagte Teamchef Toto Wolff nach dem Rennen in Imola, wo das Pendel ins Negative umschlug.

Langsame Kurven sind eigentlich gut für den Mercedes, aber davon gibt es viele Spielarten. Auch solche, die der Mercedes nicht so mag. Ein glatter Asphalt, der die Reifen wenig fordert, ist nicht immer ein glatter Asphalt. In Montreal hat er Mercedes geholfen. In Jeddah und Imola nicht. Und auch das Thema mit der Asphalttemperatur lässt sich nicht verallgemeinern, sagt Team-Repräsentant Bradley Lord. "In Montreal hatten wir 50 Grad, und es hat uns trotzdem nicht geschadet."

Deshalb ist Russell vorsichtig mit Prognosen zum GP Österreich. An einen weiteren Sieg in Spielberg glaubt er nicht. "Dafür gibt es zu viele schnelle Kurven. Der Asphalt ist alt und rau. Und das Wetter soll ziemlich heiß werden." Auf der anderen Seite ist es ein guter Prüfstein, wie viel die jüngsten Eingriffe am Auto wirklich gebracht haben.

George Russell - Andrea Kimi Antonelli - Mercedes - GP Kanada 2025 - Montreal - Formel 1
Mark Sutton via Getty Images

Mehr ins Risiko gehen

Von Andrea Kimi Antonelli ist auf jeden Fall mehr zu erwarten. Der Italiener will seine guten Leistungen von Montreal jetzt auf allen Strecken wiederholen. "Montreal war eine große Erleichterung für mich. Ich war schon zwei Mal knapp dran an einem Podium, aber am Ende musst du es schaffen, um zu wissen dass du es kannst."

Der dritte Platz beim GP Kanada soll Antonelli mehr Sicherheit geben. "Ich glaube, dass ich jetzt relaxter an die Sache herangehen kann. Bis jetzt habe ich in den Freien Trainings immer relativ lange gebraucht, bis ich auf Speed kam. Das hatte sicher auch mit meinem Unfall letztes Jahr in Monza zu tun, wo ich zu früh zu viel wollte."

In der Qualifikation agierte der Rookie oft zu konservativ. "Ich bin mit zu vielen Fragezeichen in die Qualifikation gegangen. Da hast du aber nicht mehr die Zeit zu lernen. Du musst abliefern." In Zukunft will das Wunderkind mehr ins Risiko gehen. Er hat inzwischen genug gelernt, um sich mehr zuzutrauen.

Auf die Frage, warum er bis jetzt hauptsächlich auf Strecken seine beste Leistung abgeliefert hat, die neu für ihn waren, hat der frisch gebackene Abiturient auch keine plausible Erklärung. "Vielleicht habe ich mich auf den bekannten Strecken in Europa zu sehr unter Druck gesetzt. Es hatte sicher auch mit dem neuen C6-Reifen zu tun. In Imola und Monte Carlo hatte ich noch Probleme, ihn zu verstehen. Montreal hat gezeigt, dass ich ihn verstanden habe."