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Weiche Reifen unterschätzt
Mercedes gibt Strategie-Fehler zu

GP Spanien 2024

Barcelona gilt als Folter für die Reifen. Das spricht gegen den Soft-Reifen. So dachte auch Mercedes und hielt sich im Gegensatz zur Konkurrenz keine frischen weichen Reifen in der Hinterhand. Red Bull zeigte, dass das ein Fehler war.

Lewis Hamilton - GP Spanien 2024
Foto: Wilhelm

Der GP Spanien ist ein klares Zweistopp-Rennen. Und eine der härtesten Prüfungen für die Reifen. Pirellis weichste Mischung kommt, wenn überhaupt, nur für den Start-Turn in Frage. So dachte man zumindest. Doch schon vor der Qualifikation zeichnete sich ab, dass viele dem Soft-Reifen zu wenig zugetraut hatten. Er hielt fast so lang wie die Medium-Mischung. Bei einer Stint-Länge von 15 Runden am Anfang und maximal 24 Runden am Ende war er sogar schneller.

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Nach der Qualifikation war klar, dass drei der vier Top-Teams in dem C3 mehr sahen als nur eine Notlösung. Max Verstappen, Lando Norris, Charles Leclerc und Carlos Sainz kamen mit einem Satz Soft weniger durch die drei K.O.-Runden. Damit hatten sie je eine frische Garnitur weicher Reifen für den Sonntag in ihrem Arsenal.

George Russell - GP Spanien 2024
Wilhelm

Bei Mercedes hob man sich keinen frischen Soft-Satz für das Rennen auf.

Red Bull konsequenter mit weichen Reifen

Mercedes war die Nummer zu heiß. "Wir wollten es nicht riskieren, mit nur einem Satz Soft durch das Q2 zu kommen", erzählten die Mercedes-Strategen. Das Q3 mit beiden Autos war Pflicht. Bei den engen Abständen fliegt man schnell einmal vorzeitig raus. Lewis Hamilton war es in dieser Saison bereits zwei Mal passiert. Die Mercedes-Ingenieure räumten aber auch ein, den weichen Reifen unterschätzt zu haben. "Wir hatten den harten Reifen besser erwartet, als er am Ende war."

Am Ende war der Schaden nicht allzu groß, weil von den drei Teams, die dem Soft-Gummi mehr zutrauten, nur Red Bull ihre Taktik konsequent durchzog. Bei Verstappen stand von vornherein die Reifenfolge soft-medium-soft fest. Mercedes wollte je nach Rennsituation entscheiden. Im Gegensatz zu McLaren und Ferrari wurde Verstappens Red Bull beim Start mit einem gebrauchten Satz Soft bestückt. Damit war klar, dass die neue Garnitur am Ende zum Einsatz kommen würde.

Norris, Leclerc und Sainz verspielten ihre frischen weichen Sohlen schon im ersten Stint. Das barg die Gefahr, dass einem der Rennverlauf diktierte, wie lange man diesen Vorteil nutzen konnte. "Deshalb haben wir unseren frischen Satz nach hinten gelegt. Da konnten wir die Stint-Länge selbst bestimmen", erklärte Red Bull-Technikchef Pierre Waché.

George Russell - Formel 1 - Barcelona - GP Spanien 2024
xpb

Russell und Sainz wurde für den letzten Stint auf harte Reifen gesetzt.

Norris und Leclerc gehen lang

Die weise Voraussicht zahlte sich aus. Bei George Russell brach der Startreifen früher ein als erwartet. Außerdem fürchtete der Mercedes-Kommandostand einen Undercut der Ferrari-Piloten. Damit standen Russell und Sainz schon nach 15 Runden zum ersten Mal an der Box, um Medium-Reifen für den Mittelabschnitt aufziehen zu lassen.

Das zog eine Runde später Lewis Hamilton und einen weiteren Umlauf danach auch Max Verstappen zum Reifenservice an die Box. Früher, als es Red Bull lieb war. Für Lando Norris und Charles Leclerc war der Zug zum Boxenstopp bereits abgefahren.

Sie wären ungünstig in den Verkehr gefallen und wurden von ihren Teams deshalb lang geschickt, weil sie ihre weichen Reifen gut konserviert hatten. Norris kam in Runde 23, Leclerc noch eine Runde später an die Box. Beide in der Hoffnung, das große Reifen-Delta zu ihren Konkurrenten würde sich später auszahlen. Es schrumpfte dann aber beim zweiten Boxenstopp auf die Hälfte zusammen. Die Lücken im Feld diktierten Norris und Leclerc den Zeitpunkt des zweiten Reifenwechsels.

Max Verstappen - Formel 1 - Barcelona - GP Spanien 2024
xpb

Red Bull hob sich den frischen Soft für den letzten Verstappen-Stint auf.

Russell und Sainz zu früh zum zweiten Stopp

Wer am Ende noch einmal mit den weichen Reifen fahren wollte, musste es mindestens bis zur 42. Runde schaffen. Andernfalls lief er Gefahr, in den letzten Runden von denen aufgefressen zu werden, die dem harten Reifen den Vorzug gegeben hatten. Das waren 60 Prozent des Feldes.

Für Russell und Sainz war es deshalb illusorisch, von weichen Reifen im finalen Stint zu träumen. Ihre Medium-Reifen hatten schon in der 36. Runde zu stark gelitten. "Damit kam nichts anderes als der harte Reifen in Frage", erklärte Ferrari-Teamchef Frédéric Vasseur.

So hatten Russell und Sainz im Kampf mit ihren Teamkollegen keine Chance. Hamilton überholte Russell in der 52. Runde und fuhr ihm bis ins Ziel noch um 4,5 Sekunden davon. Die Zielflagge fiel für Russell im richtigen Moment. Eine Runde länger, und Leclerc hätte ihn noch überholt.

Sainz musste sich in der 55. Runde seinem Stallrivalen geschlagen geben. Er verlor bis ins Ziel 8,3 Sekunden auf den anderen Ferrari und sehnte ebenfalls das Rennende herbei, weil Oscar Piastri auf Soft-Reifen wie der Wirbelwind aufholte. Der zweite McLaren-Pilot machte in 20 Runden 17 Sekunden auf Sainz gut. Am Ende fehlten nur noch 2,3 Sekunden auf den 6. Platz.

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