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Stallregie bei Mercedes
Toto-Machtwort aus dem Home-Office

GP Japan 2023

George Russell und Lewis Hamilton kämpften in Suzuka um Positionen, als würden sie für unterschiedliche Teams fahren. Als es am Schluss im Dreikampf mit Carlos Sainz eng wurde, nahm Teamchef Toto Wolff das Heft in die Hand.

Russell vs. Hamilton - Formel 1 - GP Japan 2023
Foto: xpb

Für Mercedes und Ferrari war schnell klar: In diesem Grand Prix geht es maximal um Platz 4. Die ersten drei Positionen lagen mit Max Verstappen, Lando Norris und Oscar Piastri außer Reichweite. Im Qualifying hatte Ferrari leicht die Nase vorn. Mercedes setzte beim härtesten Rennen des Jahres auf die normalerweise günstigere Reifenabnutzung.

Doch Ferrari hat gelernt. Und die Hinrichtung der Reifen war nicht so schlimm, wie gedacht. Die Mercedes-Piloten kamen aus der ersten Runde auf den Positionen 8 und 9 zurück. Das schränkte die taktischen Optionen ein.

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Sergio Perez hatte Lewis Hamilton vor der ersten Kurve in die Wiese gedrückt, was am Unterboden des Mercedes ein paar Spuren hinterließ. "Welchen Einfluss es auf die Rundenzeiten hatte, werden wir erst nach der genauen Datenanalyse und Schadensbetrachtung wissen. Wahrscheinlich aber nicht signifikant", erklärte Chefingenieur Andrew Shovlin.

Russell vs. Hamilton - Formel 1 - GP Japan 2023
xpb

Schon relativ früh im Rennen begannen sich die beiden Mercedes zu duellieren.

Privatduell der Mercedes-Piloten

Ab der fünften Runde unterhielten Lewis Hamilton und George Russell das Publikum mit ihrem Privatduell. Russell presste sich in der Schikane mit Gewalt vorbei. Hamilton konterte auf der Zielgerade. Neun Runden später rutschte Hamilton in der zweiten Degner-Kurve mit zwei Räder neben die Strecke. Russell nutzte das erneut zur Attacke, doch Hamilton drückte den jungen Kollegen in der Spoon-Kehre in die Auslaufzone.

Selbst Russell fragte: "Gegen wen fahren wir hier eigentlich? Gegen die anderen oder uns selbst?" Mit anderen Worten: Er hatte das Gefühl schneller zu sein, erwartete einen Funkspruch, bekam ihn aber nicht. Ab dem Punkt war am Kommandostand allen klar, dass die Situation eskalieren konnte, wenn man weiter nur tatenlos zusieht.

Die Untersuchung der Sportkommissare wegen Abdrängens ergab keinen Handlungsbedarf. Doch bei Mercedes schrillten die Alarmglocken, weil im internen Rad-an-Rad-Duell auch so langsam die Emotionen hochkochten. Im Kampf gegen Ferrari um den zweiten Platz in der Konstrukteurs-WM zählte jeder Punkt. Da konnte man sich einen Doppelausfall nicht leisten.

George Russell - Formel 1 - GP Japan 2023
xpb

Die Alternativ-Strategie spülte Russell sogar kurz an die Spitze des Feldes.

In der Zwickmühle mit Sainz

Die eleganteste Art zwei Streithähne zu trennen, sind unterschiedliche Strategien. Als sich die Chance auf ein Einstopp-Rennen bot, griffen die Mercedes-Strategen zu. Russell hielt seine Reifen besser in Schuss, als erwartet, und er hatte nichts zu verlieren, aber viel zu gewinnen. Er wäre immer hinter den zwei Ferrari und vor Fernando Alonso gelandet, auch wenn er wie Hamilton auf zwei Stopps disponiert worden wäre. Bei einem Safety-Car wäre er der Held gewesen.

So fuhr der Mann mit der Startnummer 63 zuerst einmal sein eigenes Rennen, das ihn von Runde 18 bis 23 auf Platz 2 führte und von Runde 39 bis 44 auf Rang 3. Dann begannen die Zweistopper Russell aufzufressen. Und wie es aus Mercedes-Sicht zu befürchten war, traf auch Hamilton wieder auf seinen Stallrivalen. Diesmal mit Carlos Sainz im Genick. Und der Spanier hatte Reifen, die um vier Runden jünger waren als die von Hamilton und 14 Runden als die von Russell.

Das war für den Kommandostand der Moment zum Handeln. Zuerst wollte man, dass Russell seinem Teamkollegen so lange wie möglich DRS spendet, doch der Speed-Unterschied war zu groß, um das Risiko einzugehen. Zum Schluss würde sich Sainz noch beide Mercedes holen.

Russell wurde also aufgefordert Platz zu machen. Zuerst mit ruhiger Stimme, dann ziemlich nachdrücklich. "George, das ist ein Befehl. Tauscht Positionen." Der Auftrag kam zwar vom Kommandostand, doch tatsächlich hatte Teamchef Toto Wolff aus der Heimat ein Machtwort gesprochen. Es war wichtiger, Hamilton vor Sainz zu schützen, als durch ein offenes Rennen beide Positionen an Ferrari zu schenken.

George Russell - Formel 1 - GP Japan 2023
Wilhelm

Russell musste sich kurz vor Schluss auch noch dem Ferrari von Carlos Sainz geschlagen geben.

Ferrari macht mit Upgrade Boden gut

Lewis Hamilton lobte naturgemäß die Strategieabteilung. "Ferrari war ein bisschen schneller als wir. Dass ich vor Sainz geblieben bin, war das Resultat von echtem Teamwork. Gute Boxenstopps, die richtigen Entscheidungen an der Boxenmauer." Auch George Russell sah ein: "Wir haben etwas probiert, es hat besser funktioniert als gedacht, doch am Ende hatte ich mit den alten Reifen nicht mehr den Speed mich zu verteidigen. Egal, was wir gemacht hätten, es hätte nicht unser Resultat verbessert."

Aus Sicht von Andrew Shovlin war es die bestmögliche Schadenbegrenzung. "Wir haben wenigstens ein Auto zwischen die Ferrari gebracht." Ferrari machte nur vier Punkte Boden gut. "Wir haben in den schnellen Kurven zu stark gelitten. Damit ist auch unser Vorteil beim Reifenmanagement geschrumpft", stellte Shovlin sachlich fest.

Da Ferrari ein Upgrade brachte und Mercedes nicht, ist eine Standortbestimmung schwierig. Mercedes wird in Austin mit neuen Teilen nachziehen. Und die Form der Autos hängt mittlerweile von vielen Faktoren ab, dass man sie nicht mehr so einfach in Ferrari- oder Mercedes-Strecken einteilen kann. "Suzuka war in der Hinsicht ein spezieller Kurs", meinte Shovlin.

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