Mercedes mit 2 Unfällen in Spielberg-Quali 2022

Mercedes verliert Autos durch Unfälle
Der Sieg in der Niederlage

GP Österreich 2022
Zuletzt aktualisiert am 08.07.2022

Nach dem Q2 kam zum ersten Mal so etwas wie Hoffnung auf, dass Mercedes das WM-Duell an der Spitze dauerhaft in einen Dreikampf verwandeln könnte. Im Gegensatz zu Barcelona und Silverstone ist der Red-Bull-Ring kein Mercedes-Land. War es nie. Selbst in den besten Zeiten nicht. Doch mit diesem kapriziösen Mercedes W13 fürchtete man in Österreich wieder einen kleinen Rückfall in die schwierige Phase des Autos.

Der Red-Bull-Ring ist im Durchschnitt 239 km/h schnell, aber nicht auf die Art, auf die es Mercedes gerne hätte. Langgezogene Kurven wie in Barcelona und Silverstone fehlen. Mit zwei Ausnahmen haben die Kurven eher kurze Radien. Außerdem sind die Randsteine Teil der Ideallinie. Das hat dem Silberpfeil in diesem Jahr noch nie geschmeckt, weil man ihn dann höhersetzen muss, was diesem Konzept mehr Abtrieb raubt als anderen Konstruktionen im Feld.

Lewis Hamilton - Mercedes - Formel 1 - GP Österreich - Spielberg - Qualifikation - Freitag - 8.7.2022
Wilhelm

Mercedes-Fahrer zu schnell

Spätestens nach dem Q2 war klar, dass Red Bull und Ferrari in Spielberg mit Mercedes einen unerwarteten Gegner bekommen könnten. Der Stand nach der zweiten K.O.-Runde machte Lust auf mehr.

  • 1. Leclerc: 1.05,287 min
  • 2. Verstappen: 1.05,374 min
  • 3, Hamilton: 1.05,465 min
  • 4. Sainz: 1.05,576 min
  • 5. Russell: 1.05,697 min

Es motivierte die Mercedes-Piloten vielleicht doch ein bisschen zu viel, wenigstens einen der Favoriten vom Thron zu stoßen. George Russell verbesserte sich gleich auf 1.05,431 Minuten. Dann kam Meister Lewis. Und der Rekordsieger feuerte sein Auto in Kurve 7 in die Absperrungen. Der Mercedes brach im Scheitelpunkt aus, und der Fahrer konnte ihm nicht mehr seinen Willen aufzwingen. TV-Experte Martin Brundle vermutete einen Seitenwind, doch Teamchef Toto Wolff klärte auf: "Lewis war zehn km/h zu schnell."

Nur 14 Minuten später hing der zweite Mercedes rückwärts in der Bande. Russell kam in Kurve 9 zu hoch auf den Randstein und der linke Hinterreifen verlor Grip. Laut Wolff war auch sein junger Engländer deutlich zu schnell. Dann die Frage aller Fragen: Hätte es schon für die Pole Position gereicht? Die Ingenieure zögern: "Unter besten Bedingungen wären wir Dritter und Vierter geworden. Dafür hätten wir die 1.05,1-Minuten-Mauer reißen müssen. Das war für uns das Limit." Russell bilanzierte: "Das war vom Speed her unser bestes Qualifying der Saison, und vom Ergebnis her unser schlechtestes."

George Russell - Mercedes - Formel 1 - GP Österreich - Spielberg - Qualifikation - Freitag - 8.7.2022
Motorsport Images

Das Upgrade, das man nicht sieht

Trotzdem hakte das Team den gebrauchten Nachmittag als weiteren Schritt in die richtige Richtung ab. Eine Sorge gibt es aber noch, wie Chefingenieur Andrew Shovlin erklärt: "Wir sind noch dabei, das Ausmaß der Schäden einzuschätzen, aber bei beiden Unfällen wurden mehrere gleiche Komponenten an beiden Autos beschädigt, was es aus Sicht der Ersatzteilversorgung ziemlich schwierig macht. Wir werden tun, was wir können, um sicherzustellen, dass beide Autos am Start stehen werden."

Von den Startplätzen 5 und 10 im Sprint ist noch nichts verloren. Ganz im Gegenteil. In den 24 Runden des Mini-Rennens können die Mercedes ihre größte Stärke ausspielen. In den Longruns des ersten freien Trainings war schon zu sehen, dass die Mercedes in Relation zu den anderen mit zunehmender Laufzeit der Reifen schneller werden. Und im Sprint kann sich keiner wie im Rennen mit frischen Reifen eindecken.

Die Stärke ist gleichzeitig eine Schwäche. In der Qualifikation hadern Hamilton und Russell immer wieder mit dem zögerlichen Aufwärmen der Reifen. "Alle anderen hatten ihre Reifen nach einer Aufwärmrunde im Fenster. Bei uns hat es eineinhalb Runden gedauert. Deshalb waren wir gezwungen, zwei gezeitete Runden zu fahren, mit einer Abkühlrunde dazwischen.

Der Fortschritt von Mercedes ist das Resultat dessen, was man in Silverstone gelernt hat. Und eines Upgrades, das man nicht sieht. Vor dem GP Ungarn wird es weitere Upgrades geben. Laut den Ingenieuren Kleinigkeiten, aber mit großer Wirkung. "Unser bestes Upgrade wird eines sein, das Ihr nicht seht", tun sie geheimnisvoll.