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Mercedes in Not
Neue Konzepte im Windkanal

GP Bahrain 2023

Mercedes ist von der Rolle. Das Bouncing ist weg, und mit ihm auch der Abtrieb. Red Bull fährt auf einem anderen Planeten. Sogar Kunde Aston Martin ist im Rennen einen Schritt voraus. Mercedes-Teamchef Toto Wolff fordert einen Perspektivwechsel. Im Windkanal evaluiert Brackley aktuell zwei verschiedene Alternativen.

Lewis Hamilton - Mercedes - GP Bahrain 2023
Foto: Wilhelm

Red Bull trumpfte zum Saisonstart auf wie Mercedes zu seinen besten Zeiten zwischen 2014 und 2020. Die Silberpfeile sind dagegen in Not. "Das war einer unserer schlechtesten Renntage. Es war überhaupt nicht gut. Uns fehlt überall Pace. Aston Martin ist sehr schnell, und der Red Bull fährt einfach auf einem anderen Planeten", fasste Teamchef Toto Wolff ernüchtert zusammen.

Der Österreicher sprach von einem Weckruf. Es sei jetzt Zeit für einen Perspektivwechsel. Mercedes habe zwar über den Winter die gesteckten Ziele erreicht. Die Korrelation zwischen Windkanal und Rennstrecke stimme. Und doch sei der Rückstand gegenüber Red Bull im Rennen doppelt, wenn nicht sogar drei Mal so groß wie im letzten Jahr.

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Allerdings muss Mercedes eine Vorahnung gehabt haben. Schon bei der Präsentation des neuen Rennwagens hieß es, dass sich der W14 in einigen Wochen rund um die Seitenkästen verändern werde. Während der Testfahrten wurde stets betont, dass man nicht erwarten könne, in nur einem Winter zu Red Bull aufzuschließen. Mercedes baute vor. Es kam aber noch schlimmer, als man es hätte annehmen können.

Lewis Hamilton - Mercedes - GP Bahrain 2023 - Qualifikation
Wilhelm
Der Saisonauftakt in Bahrain war ein Tiefschlag für Mercedes. Der WM-Zug scheint für 2023 bereits abgefahren zu sein.

Mercedes gnadenlos ehrlich

Mercedes ist hinter Red Bull, Aston Martin und Ferrari nur die vierte Kraft. Man ist so weit weg von den eigenen Ansprüchen wie der Bahrain International Circuit von der heimischen Fabrik in Brackley. Zur Information: Dazwischen liegen 5.170 Kilometer Luftlinie. Die Sakhir-Piste mit dem rauesten Asphalt der Saison mag eine Teilschuld tragen. Im Team lügt man sich aber nicht in die Tasche, sondern ist gnadenlos ehrlich.

"Die Strecke in Bahrain ist ein Sonderfall", sagt George Russell. "Aber die Performance wird sich von Strecke zu Strecke nicht mehr als drei Zehntel zum Positiven oder Negativen verändern." Und Mercedes ist über die Distanz deutlich weiter weg als diese drei Zehntel. Im Schnitt fehlten den schwarzen Silberpfeilen gegenüber Max Verstappen im Red Bull fast eine Sekunde. Dabei fuhren die dunkelblauen Autos im letzten Rennteil mit angezogener Handbremse.

Mercedes hat seinem Konzept eine zweite Chance eingeräumt, und ist damit auf die Nase gefallen. Aston Martin mietet sich im Windkanal in Brackley ein. Aston Martin bezieht Motor, Getriebe und Hinterradaufhängung von Mercedes. Aston Martin fährt den Werksrennwagen davon. "Sie sind eine gute Inspiration. Sie waren zwei Sekunden weg von der Spitze und sind jetzt bei der Musik", sagt Wolff. "Wir müssen selbst große Schritte machen. Wir sprechen nicht von gewöhnlichen, und ein paar Punkten an Abtrieb, die mit ihnen kommen. Wir müssen tief graben. Tiefer als jemals zuvor."

Fernando Alonso - Aston Martin - Formel 1 - GP Bahrain 2023 - Rennen
Wilhelm
Aston Martin hat Mercedes über den Winter überholt. Damit sind die einstigen Seriensieger nur noch vierte Kraft.

Schreibt Mercedes die Saison ab?

Lewis Hamilton will positiv bleiben. "Ich muss den Kopf oben halten und meine Mannschaft pushen." Teamkollege Russell fürchtet einen Durchmarsch von Red Bull. Eine seiner Aussagen nach dem Rennen lässt tief blicken. "Wenn wir einige Rennen oder einen Teil dieser Saison opfern müssen, um uns eine Chance zu geben, in der zweiten Saisonhälfte oder sogar im nächsten Jahr, um Siege zu kämpfen, dann werden wir das tun müssen."

Es heißt, Mercedes vergleiche bereits zwei verschiedene Alternativen im Windkanal. Es muss eine schnelle Entscheidung her. Und die richtige. Sonst ist diese Saison früh futsch, und die nächste bereits gefährdet. "Wir werfen nicht das Handtuch", sagt ein kämpferischer Wolff. "Der Budgetdeckel wird uns nicht einschränken. Wir müssen jetzt einfach die Entscheidung treffen, in welche Richtung wir laufen und dann die Daten zum Arbeiten bringen."

Dafür müsste man aber erstmal wissen, was Red Bull besser macht. Mercedes hat es seit einem Jahr nicht herausgefunden, Aston Martin offenbar schon. Wenn alles schnell geht, könnte Mercedes eine große Ausbaustufe bereits in Miami zünden, wahrscheinlicher ist aber der Europa-Auftakt in Imola. Vorher will man in kleinen Schritten aufrüsten.

Es gibt nur wenige Lichtblicke. Auf eine Runde hat sich Mercedes verbessert. Das Bouncing ist weg. Leider aus Sicht des Teams ist mit dem Hoppeln auch der Abtrieb verschwunden. "Wir leiden besonders in den schnellen Kurven. Es fehlt Haftung. Die Autos beginnen zu rutschen, was den Reifenverschleiß in die Höhe treibt." Den Mercedes als alten Reifenflüsterer gibt es nicht mehr. Immerhin: Mit mehr Abtrieb wird es auch den Reifen bessergehen. Aber landet Mercedes dann wieder in der Bouncing-Falle?

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