In der Qualifikation schlug bei Mercedes zwei Mal der Blitz ein. Lewis Hamilton flog in Kurve 7 mit rund 220 km/h von der Strecke und traf die Absperrungen mit der Seite. 14 Minuten später krachte es erneut. George Russell verlor seinen Mercedes in der 170 km/h schnellen Zielkurve. Der Mercedes mit der Startnummer 63 landete mit dem Heck voran in der Bande.
In dem Moment wusste Mercedes schon, dass die Mechaniker zaubern mussten, um die beiden Autos startklar für das zweite Training zu bekommen. Dabei waren da noch 18 Stunden Zeit. Doch schon nach der ersten Inspektion war klar, dass Lewis Hamilton ein neues Chassis braucht. Beim seitlichen Einschlag wurde die Crashstruktur zerstört.

Drei Stunden Check für Ers-Module
Doch das war nicht der einzige Schaden. An beiden Autos wurden die Unterböden und Heckflügel zerstört. Bei Hamilton gingen auch noch die Aufhängungen zu Bruch. Ein Ingenieur erzählt: "Das Auto von George kriegen wir vor Beginn des zweiten Trainings fertig. Bei Lewis wird es eng. Wir sind froh, wenn wir ihn während des Trainings noch auf die Straße bringen."
Wegen der Parc-Fermé-Regel durften die Mechaniker das Auto erst wieder am Samstagvormittag um 9.30 Uhr anfassen, drei Stunden vor Trainingsbeginn. Deshalb wurden die neuen Teile schon Freitagnacht vorbereitet und in der Garage so verteilt, dass sie so schnell wie möglich an die Autos geschraubt werden konnten. Weil es von den neuen Unterböden nur noch ein Exemplar gibt, mussten die Mechaniker aus einem alten und einem neuen zwei neue fabrizieren.
Wie immer nach Hochgeschwindigkeitsunfällen mussten die beiden Ers-Module auf Prüfständen gecheckt werden. Das Ausfallrisiko wäre sonst zu groß. Der Vorgang dauert drei Stunden. Weil Mercedes nur einen Ers-Prüfstand an die Strecke mitbringt, musste man mit dem zweiten Modul auf den Prüfstand von Aston Martin ausweichen. Im Fall von Hamilton wurden Kühler, Kabelbäume, Steuergeräte, Motor und Getriebe fertig zum Einbau in das neue Chassis in der Garage platziert. "Es sah aus, als liegen da zwei Lego-Autos am Boden", scherzte Teamchef Toto Wolff.