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Mercedes unter Druck von Ferrari
Wer gewinnt den Kampf um Platz zwei?

Das Duell Mercedes gegen Ferrari wird die Story des Saisonfinales. Nur noch vier Punkte trennen die beiden Schwergewichte. In Las Vegas fiel die Kugel im PS-Roulette auf Rot.

Lewis Hamilton & George Russell - GP Las Vegas 2023
Foto: Wilhelm

Nach der Sommerpause schien die Konstrukteurs-WM eine klare Angelegenheit. Mercedes hatte im Duell mit Ferrari um den zweiten Platz 56 Punkte Vorsprung. Neun Rennen später ist der Abstand auf vier Zähler geschrumpft. In sieben der neun Fälle fuhr Ferrari mit mehr Punkten nach Hause. Einmal stand es unentschieden. Nur in Katar konnte Mercedes das Polster noch einmal ausbauen.

Ferrari hatte in Las Vegas das schnellere Auto. Der Stadtkurs im Zockerparadies kam den roten Autos mehr entgegen als allen anderen. Lange Geraden wie in Monza. Kurze Kurven, wie in Singapur. Randsteine auf der Ideallinie. Und Asphalttemperaturen von nur 18 Grad. Für Mercedes war das alles Gift.

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Und trotzdem hätten die Silberpfeile besser abschneiden können. Es geht seit der Sommerpause einfach zu viel schief. Mal am Samstag, mal am Sonntag, diesmal an beiden Tagen. Das zeigt sich dann daran, dass George Russell und Lewis Hamilton in der Qualifikation oft meilenweit auseinander liegen. Eigentlich sind sie praktisch gleich schnell. Doch bei einem der beiden geht immer etwas schief.

George Russell - GP Las Vegas 2023
xpb

Russell kämpfte im Rennen mit Graining. Trotzdem fuhr er am Ende auf Rang vier ins Ziel.

Besser als das Ergebnis

Diesmal haben die Reifentemperaturen Hamilton ausgebremst. Der Rekordsieger brachte seine Gummis nicht in ihr Arbeitsfenster und schaffte es nicht aus dem Q2. Vom zehnten Startplatz aus ist man schon mal in der Defensive. Mercedes antwortete darauf mit einer Alternativ-Strategie. Hamilton startete mit den harten Reifen. Die Entscheidung fiel erst auf den Runden zum Startplatz. Der Fahrer fühlte sich auf den harten Sohlen wohl.

Hamilton hatte den richtigen Riecher. Bei einem perfekten Rennen hätte er um den Sieg mitkämpfen können. "Wir hätten auf Augenhöhe mit Ferrari fahren können, doch das Schicksal war gegen uns. Wir haben nicht das Ergebnis erzielt, das unser Speed verdient gehabt hätte", ärgerte sich Teamchef Toto Wolff. Genau das ist die Mercedes-Story der zweiten Saisonhälfte.

Hamilton hatte gleich zweimal Pech. Schon in der ersten Kurve traf ihn Carlos Sainz am Hinterrad. Der Zwischenfall warf die Startnummer 44 auf Platz 15. Noch war nicht alles verloren. Der Plan, mit dem harten Satz lang zu fahren und dann Tempo zu machen, wenn die Medium-Starter an die Box gehen, zerplatzte erst mit der Kollision mit Oscar Piastri.

Hamilton vs. Norris - Formel 1 - GP Las Vegas 2023
Motorsport Images

Hamilton kämpfte mit den McLaren. Beim Duell mit Oscar Piastri zogen sich beide einen Plattfuß zu.

Hamilton so schnell wie die Spitze

Es war ein Rennunfall, der Folgen für beide hatte. Piastri kam sofort mit einem Reifenschaden an die Box. Hamilton merkte zu spät, dass sein rechter Hinterreifen langsam Luft verlor. Die Fahrt zurück zu den Boxen kostete 15 Sekunden. Wieder musste sich der Engländer hinten anstellen und nach vorne arbeiten. Das zweite Safety-Car half ihm nicht wirklich, weil seine direkten Gegner auch stoppten.

Im DRS-Zug war es schwierig, Land zu gewinnen. Immer wenn Hamilton freie Fahrt hatte, fuhr er so schnell wie die Spitze. Seine schnellste Rennrunde liegt nur 0,102 Sekunden über der von Max Verstappen und 0,047 Sekunden über der von Charles Leclerc. Der siebte Platz war ein schwacher Trost für ein Rennen, bei dem er ohne die zwei Zwischenfälle nach Berechnungen der Strategen bestenfalls gewonnen hätte und schlechtesten Falls auf Rang 4 gelandet wäre. Hamilton ärgerte sich: "Unser Auto hat seine Stärken, aber manchmal ist es schwierig, die gesamte Leistung abzurufen. Das war in der Qualifikation der Fall."

George Russell hatte bis zur zehnten Runde noch Sichtkontakt zu Verstappen und Leclerc an der Spitze. Dann stellte sich langsam das Körnen ein. "Wir mussten George nach 15 Runden reinholen, bevor es zu schlimm wurde. Er hat schon drei Zehntel pro Runde verloren", erzählten die Strategen.

Lewis Hamilton - Mercedes - Formel 1 - GP Las Vegas 2023 - Training
xpb

Das Duell gegen Ferrari um Platz zwei in der WM-Wertung entscheidet sich erst in Abu Dhabi.

Russell wollte Verstappen vorbeilassen

Der frühe Stopp warf Russell hinter die Gruppe, die wegen der Unfälle in der Startrunde schon früh an der Box war und harte Reifen aufziehen ließ. Lance Stroll, Carlos Sainz und Fernando Alonso kosteten beim Vormarsch des 25-jährigen Briten viel Zeit. Zudem drängelte Verstappen von hinten. Da Russell die Ansage im Ohr hatte, dass diesmal Reifenschonen Vorrang hat, wollte er sich mit dem Weltmeister eigentlich gar nicht anlegen.

Es kam anders. Russell machte innen die Tür auf, schlug sie aber zu früh zu. Die Berührung kostete Verstappen Teile seines Frontflügels und brachte Russell eine Fünfsekunden-Strafe ein. Weder Teamchef Wolff noch Russell protestierten: "Das war meine Schuld. Ich habe Max einfach nicht gesehen. Er befand sich im toten Winkel und wir berührten uns. Wir wussten, dass sie viel schneller waren als wir, und ich war bereit, die Position abzugeben. Reifenmanagement war uns wichtiger", resümierte ein enttäuschter Russell.

Die anschließende Safety-Car-Phase nutzte dem Auslöser deutlich weniger als seinem Opfer. Russell fiel an die neunte Stelle zurück und lag nun wieder mitten in einem Pulk, in dem es um die Plätze 6 bis 12 ging. Weil sich der bis zum Ende nie auflöste, half es dem Mercedes-Piloten nicht, auf Platz 4 ins Ziel zu fahren. Inklusive der Strafe war das Rang 8. "Wir haben wieder ein Rennen weggeworfen, das auf dem Podium hätte enden können. Das ist die Geschichte unserer Saison."

Lewis Hamilton - Mercedes - GP Abu Dhabi 2022 - Rennen
Motorsport Images

Vor 12 Monaten fuhr Ferrari 20 Punkte mehr in Abu Dhabi ein als Mercedes.

Wer ist in Abu Dhabi stärker?

Ferrari machte mit den Plätzen zwei und sechs zwar auch nicht das Optimum aus seinen Möglichkeiten, doch am Ende gingen 16 Punkte mehr nach Maranello. Toto Wolff verspricht einen offenen Kampf der beiden Schwergewichte.

Chefingenieur Andrew Shovlin versucht das Positive zu sehen: "Wir hatten das Körnen auf dem Medium-Reifen nicht so gut unter Kontrolle wie Ferrari. Das müssen wir uns genauer ansehen. Aber der Rennspeed auf dem harten Reifen war stark, und so schlecht dieses Rennen auch gelaufen ist, es war bei Weitem nicht so schmerzhaft wie in Brasilien, wo wir einfach nur langsam waren."

Abu Dhabi verlangt wieder mehr Abtrieb als Las Vegas, was dem Mercedes genauso entgegenkommt wie die stärkere Belastung für die Reifen. Doch Ferrari hat beim Reifenverschleiß große Fortschritte gemacht. Da Qualifikation und Rennen in den Abendstunden stattfinden, bleiben die Asphalttemperaturen ab Einbruch der Dunkelheit stabil. Das hilft Ferrari.

Am Ende wird es wohl ein Fotofinish, bei dem der gewinnt, der weniger Fehler macht. Würde das Vorjahresergebnis zählen, hätte Ferrari die Nase vorn. Da ging das Duell der beiden Dinosaurier mit 30:10 für die Scuderia aus.

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