Monza wie Spa: Mercedes in der Bodenfreiheit-Falle

Mercedes in der Bodenfreiheit-Falle
Spa wiederholt sich in Monza

GP Italien 2022
Zuletzt aktualisiert am 10.09.2022

Am Anfang der Saison ging das so: Mercedes rechnete sich gute Chancen für eine bestimmte Rennstrecke aus und brach in der Realität ein. Oder Mercedes ging ohne große Hoffnung in ein Rennen und wurde dann positiv überrascht. Das hat sich mit mehr Erfahrung geändert. Mercedes ist treffsicherer geworden. Die Ingenieure wissen jetzt schon anhand der Simulationen vorher, was sie erwartet. Sie lagen in Spa und Zandvoort richtig. Und nun auch in Monza."Wir hatten keine übertriebenen Hoffnungen", gaben die Ingenieure zu.

George Russell - Mercedes - GP Italien 2022 - Monza
Wilhelm

Mercedes langsam auf Geraden

Lewis Hamilton und George Russell verloren mehr als 1,3 Sekunden auf die Pole Position. Das war auch schon in Spa der Abstand zur Spitze. Die Gründe für den großen Rückstand sind nahezu die gleichen. Monza verlangt zum Schutz der Bodenplatte die Bodenfreiheit höher zu legen als es der Aerodynamik des W13 gut tut. Damit geht Abtrieb verloren. Auf den langen Geraden ist Effizienz gefragt. Obwohl Mercedes die kleinsten Flügel an die Autos schraubte, die man im Bestand hat, lagen Hamilton und Russell in der Topspeed-Tabelle nur auf den Plätzen 16 und 17.

Teamchef Toto Wolff sieht in den schwankenden Vorstellung des Autos kein Alarmsignal für 2023. "Das große Bild haben wir verstanden. Wir wissen, was uns langsam macht und warum wir schnell sind. Was uns noch umtreibt ist, dass die Form manchmal während eines Wochenendes manchmal schwankt."

Im ersten Training waren die Fahrer mit ihrer Wundertüte noch ganz zufrieden. Im zweiten erkannten sie es nicht wieder. Der Grip auf der Hinterachse war verschwunden. "Im dritten Training haben wir uns wieder in Richtung des ersten bewegt und auch der erste Q1-Versuch war noch von dieser Qualität. Dann tauchten die alten Probleme wieder auf", rätselte Wolff.

Ola Källenius - Toto Wolff - Mercedes - GP Italien 2022 - Monza
Wilhelm

Hamilton Zugpferd für Russell

Trotz 40 Grad Asphalttemperatur kam wieder das übliche Problem dazu, die Reifen schnell genug in ihr Temperaturfenster zu bringen. Die Fahrer mussten aggressive Aufwärmrunden und Windschattenfahren unter einen Hut bringen, was nicht einfach war inmitten von Konkurrenten, die eher auf gemächliche Vorbereitungsrunden aus waren. Prompt hatte Hamilton im ersten Q3-Versuch etwas zu viel Abstand zu Russell, den er eigentlich ziehen sollte. Wenn es funktioniert hätte, hätte es Russell zwei bis drei Zehntel gebracht.

Hamilton spielte das Zugpferd, weil sein Startplatz schon vor der Qualifikation feststand. Mercedes stattete seinen Ex-Champion mit Ausnahme von Batterie und Steuergerät mit dem kompletten Antriebs-Set aus. Nur Carlos Sainz lag in der gleichen Strafen-Klasse wie Hamilton. Doch der war für die Mercedes viel zu schnell. Für Russell dagegen war es wichtig, auf jeden Fall schneller zu sein als die McLaren und Alpine, um seinen Silberpfeil in die erste Startreihe stellen zu können.´

Das Ziel wurde erreicht. Russell reservierte sich sogar noch einen frischen Satz Soft-Reifen für das Rennen. "Das Risiko hat sich ausgezahlt." Während der WM-Vierte darauf hofft, dass ihm der günstige Reifenverschleiß der Mercedes im Rennen bessere Karten in die Hände spielt, bläst Hamilton Trübsal. Er fürchtet in einem DRS-Zug zu verhungern und meinte scherzhaft, dass er ein iPad mit ins Cockpit nehmen wird, damit ihm nicht so langweilig wird. "Wir hoffen darauf, dass Lewis am Sonntag ein schnelles Auto hat, das ihm das Überhol-Delta gibt", richtete Wolff seinen Starpiloten auf.