Vier der fünf Grands Prix dieses Jahres gingen an einen McLaren-Fahrer. Der Erfolg der Papaya-Renners trägt einen Namen. Ein nahezu perfektes Reifenmanagement. Kein anderes Auto im Feld schafft es, die Reifen schnell auf Temperatur zu bringen und sie dann so zuverlässig in dem magischen Fenster zu halten. Egal bei welcher Asphalttemperatur, egal auf welcher Strecke,
Diese Qualität hilft den McLaren-Piloten auf einer schnellen Quali-Runde und noch mehr im Rennen. Auf eine Runde, weil die Reifen von der ersten bis zur letzten Runde gleichbleibend Grip liefern. Die Sektorzeiten in Miami unterstreichen das. Im ersten Sektor nimmt Max Verstappen dem schnellsten McLaren noch eine Zehntelsekunde ab. Im zweiten und dritten liegen Lando Norris und Oscar Piastri vorn.
Im Rennen ist der Vorteil noch eklatanter. Haben die McLaren-Fahrer einmal die Nase vorn, sind sie nicht mehr aufzuhalten. Oscar Piastri ließ die Niederlagen seiner Verfolger immer gnädig ausfallen. Aber nur weil er sein Tempo an dem der Verfolger ausrichtete. In Jeddah drehte der Australier seine persönlich schnellste Runde ganz zum Schluss. Um der Konkurrenz zu zeigen: Ich hatte alle im Griff.
Gibt es bei der Kühlung der McLaren-Bremse einen besonderen Trick?
Viel blau, wenig rot und orange
Seit Saisonbeginn rätseln die Gegner, wie es McLaren schafft, die Reifentemperaturen selbst unter schwierigsten Bedingungen so gut zu kontrollieren. Red Bull unternimmt dabei die meisten Anstrengung, das Geheimnis zu lüften. Mit Wärmebildkameras versucht man, bei den Boxenstopps die Temperatur an den Kühlschächten der Bremsen zu ermitteln, über die man indirekt die Reifentemperaturen steuern kann.
Im besonderen Fokus stehen die Hinterreifen, weil sie in der Regel schneller überhitzen als die vorderen Walzen. Und da zeigten die Wärmebilder vor allem bei den Hitzerennen in Bahrain und Jeddah, dass es im Bereich der Bremstrommeln bei McLaren viele blaue Stellen gibt, während bei allen anderen Autos viel orange und rot zu sehen ist. Schlussfolgerung bei Red Bull: "Unmöglich, dass man allein mit Luft so gut kühlen kann."
Hier ein Bild der Luftführung am Red-Bull-Hinterrad. Die Ingenieure stecken in diesen Bereich viel Arbeit, weil es Performance bringt.
McLaren spottet über Red-Bull-Verdacht
Kürzlich kam der alte Verdacht wieder hoch, McLaren benutze Wasser in den Reifen um die Gummiwalzen kühl zu halten. McLaren-Chef Zak Brown hält die Unterstellung für "lächerlich". Provokativ ließ er seine Getränkeflasche am Kommandostand mit der Aufschrift "Tire water", also "Reifenwasser" versehen.
Nach Aussage von McLaren sind die erstaunlichen Fähigkeiten des MCL39 eine Kombination aus viel Abtrieb, einer guten Fahrzeugbalance und Innovationen. Was immer das heißen mag. Das könnte eine besonders clevere Luftführung innerhalb der Bremshutzen sein, die Verwendung von Materialien, die die zirkulierende Luft in einem bestimmten Temperaturfenster halten, oder irgendein ein anderer schlauer Trick, um die Luft zu kühlen.
Die Gegner bombardieren die FIA regelmäßig mit Anfragen, um aus der Antwort der Techniker des Weltverbandes das Rätsel im Ausschlussverfahren zu lösen. Red Bull und sein Schwesterteam Toro Rosso tun sich dabei besonders hervor. Was auch immer es ist: Es scheint legal zu sein. Der Aktionismus der Gegner hat dazu geführt, dass die FIA besonders genau hinschaut.
