Trickserei-Verdacht: McLaren fordert Red-Bull-Protest

Verdacht wegen Temperatur-Trickserei
McLaren fordert Red Bull zum Protest auf

GP Miami 2025
Veröffentlicht am 04.05.2025

Der Sprint von Miami hat Red Bulls Sorgen noch größer werden lassen, dass McLaren eine möglicherweise WM-entscheidende Trumpfkarte in den Händen hält. Der Doppelsieg von Lando Norris und Oscar Piastri und die gleichzeitige Nullrunde von Max Verstappen sind eine Sache. Viel beunruhigender aber ist, was in den ersten zehn Runden passierte.

Bis zur sechsten Runde konnte Verstappen noch einigermaßen Anschluss an die beiden McLaren-Fahrer halten. Dann verschwanden die beiden Papaya-Rennwagen wie von Geisterhand am Horizont. Und zwar genau ab dem Zeitpunkt, an dem die Strecke begann abzutrocknen und die Intermediates immer heißer wurden.

Wer hatte die Reifentemperaturen am besten im Griff? Natürlich McLaren. Und das lässt das Rätsel um den MCL39 noch größer werden. Red Bull versucht seit Saisonbeginn hinter das Geheimnis zu kommen und bombardiert die FIA mit Fragen, was erlaubt ist und was nicht. Dabei handelt es sich um den verzweifelten Versuch, aus den Antworten des Verbandes Rückschlüsse zu ziehen.

Zak Brown & Christian Horner - GP China 2025
xpb

Netflix-Szene sorgt für Ärger

Anhand von Aufnahmen einer Wärmebild-Kamera hat es Red Bull quasi blau auf weiß, dass die Bremsverkleidungen bei McLaren an der Außenseite kühler bleiben als bei allen anderen Autos. Und das hat natürlich einen Einfluss auf die Reifentemperaturen. Ganz offenbar hat McLaren die absolute Kontrolle darüber. Und das kann sowohl auf eine Runde wie für das Rennen der Matchwinner sein. Weil die Reifen nicht überhitzen und dadurch auch nicht an Grip verlieren.

Bei Red Bull ist man überzeugt, dass man die Kühlung der Reifen unmöglich nur mit Luft allein bewerkstelligen kann. Schon im letzten Jahr kam der Verdacht auf, McLaren fülle seine Reifen mit kleinen Mengen von Wasser. Und genau das erregt jetzt den Unmut von McLaren-Chef Zak Brown.

Der Amerikaner ärgerte sich über eine Szene in einer Netflix-Dokuserie, in der sein Red-Bull-Kollege Christian Horner in einem Gespräch erwähnt hatte, dass man Beweise für Wasser in den Reifen der McLaren habe. Da platzte Brown der Kragen. "Das geht eindeutig zu weit. Es gibt ein Team, das beständig versucht uns über Vorwürfe in diese Richtung zu destabilisieren."

McLaren  - Technik - Bremshutze - GP Miami 2025
ams

Protestgebühr muss wehtun

Der McLaren-Boss fordert Red Bull nun auf, offiziell Protest einzulegen. Wenn man wie behauptet Beweise habe, müssten diese auf den Tisch. Damit die Angelegenheit ein für allemal erledigt ist. Brown schlägt vor, dass die FIA das zu einem Präzedenzfall machen soll. "Die Protestgebühr sollte hoch genug sein, dass sich ein Team genau überlegt, ob es tatsächlich Einspruch einlegt."

Je nach Schwere des Vorwurfs sollte die Gebühr bei 25.000 bis 50.000 Pfund liegen, und diese Summe sollte Teil des Budgets sein, das gedeckelt ist. Dann überlegt sich der Kläger zwei Mal, ob er ohne ausreichende Beweise lieber ein anderes Team anschwärzt oder für das Geld einen neuen Frontflügel entwickelt. Brown hält den Vorwurf schon aus technischer Sicht für unhaltbar: "Wasser in den Reifen würde zusätzliches Gewicht bedeuten, und die Reifendrücke würden beim Aufheizen durch die Decke schießen."

Auch bei der FIA hält man den Aktionismus gegen McLaren für übertrieben. Seit die ersten Gerüchte der Wasser-Theorie beim GP Brasilien 2024 kursierten, haben die FIA-Techniker den McLaren in den fraglichen Bereichen doppelt und dreifach geprüft. Es gab nie Beanstandungen. Im Blickpunkt stehen natürlich auch die Bremsverkleidungen und das, was sich im Inneren verbirgt.

Das Reglement setzt der äußeren Form klare Grenzen. Unter der Abdeckung ist man mit der Luftführung und den Materialien frei. Kühlelemente oder Wärmetauscher im Bereich der Radträger sind verboten. In der Galerie zeigen wir Ihnen die unterschiedlichen Lösungen an den Autos der Top-Teams.

Offenbar ist es McLaren irgendwie gelungen, die Luft so zu separieren, dass Bremsen (heiß) und Reifen (kalt) in den gewünschten Temperaturfenstern bleiben. Dass McLaren etwas anders macht als die Konkurrenz, zeigt sich auch am Verhalten der Mechaniker. Bei bestimmten Arbeiten am Auto bauen sie sich wie eine Wand vor dem Auto auf, und bilden so einen Sichtschutz gegen neugierige Fotografen.