Es ist Jammern auf hohem Niveau. Lando Norris und Oscar Piastri sitzen im besten Auto im Feld. Und trotzdem ist Norris nicht ganz zufrieden. "Ich habe das Gefühl, dass ich aus diesem Auto nicht so viel raushole wie aus dem Auto vom letzten Jahr. Mir fehlt immer noch das hundertprozentige Vertrauen. Es gibt bestimmte Dinge, die es mir nicht erlauben, das Auto so zu spüren, wie ich es spüren muss, um am Limit zu fahren."
Der Engländer gibt zu, dass sich seine Kritik auf Kleinigkeiten richtet. "Wir sprechen hier über Dinge, die mich Hundertstel- oder sogar Tausendstelsekunden kosten. Nichts Fundamentales. Es sieht so aus, dass Oscar damit besser zurechtkommt als ich. Aber weil wir so eng zusammenliegen, kann das die Pole-Position oder einen Platz in der ersten Startreihe kosten."
Norris räumt dabei auch eigene Fehler ein. "Der Speed ist da. Ich habe im Q1 und Q2 oft die Rangliste angeführt, habe es dann aber versäumt, das im Q3 umzusetzen. Das lag zum Teil am Auto, zum Teil an mir. Es hat einfach noch nicht Klick gemacht."
Lando Norris tut sich vor allem im Qualifying schwer, alles aus seinem McLaren herauszuholen.
McLaren hilft Norris
Auch Oscar Piastri hat gemerkt, dass sich das Auto im Grenzbereich unter bestimmten Umständen anders benimmt als sein Vorgänger. "Wir reden hier aber von Kleinigkeiten. Dieses Auto ist eine Evolution des Autos aus dem Vorjahr und ihm deshalb in den meisten Dingen sehr ähnlich. Einige Eigenschaften sind nicht so nett, was aber keinen großen Unterschied ausmacht. Meine Ingenieure haben mit dem Setup und ich mit dem Fahrstil einen guten Weg gefunden, damit umzugehen."
Norris nimmt sich zwar selbst in die Pflicht, dass er sich dem neuen Auto mehr anpassen muss, er hat aber auch das Versprechen von Teamchef Andrea Stella, dass Änderungen am Fahrzeug eingeplant sind, die dem Fahrstil des WM-Zweiten entgegenkommen. "Wir haben jetzt ein besseres Verständnis dafür, was diese Probleme verursacht und wie wir sie lösen. Ich will mich aber nicht alleine auf diese Änderungen verlassen, denn es wird Zeit brauchen, bis alle am Auto sind. In der Zwischenzeit muss ich selbst einen Schritt in Richtung Auto tun."
Oscar Piastri konnte sich schneller an die Eigenheiten des neuen McLaren anpassen.
Beide WM-Titel als McLaren-Ziel
Piastri sieht in den Aktivitäten des Teams, seinem Stallrivalen zu helfen, keine Parteinahme für Norris. "Es ist ja auch nicht so, als hätten sie dieses Auto auf mich zugeschnitten. Es ist auch für mich nicht immer einfach, das Maximum aus dem Auto zu holen. Deshalb habe ich in Jeddah auch die Pole-Position verschenkt. Ich spüre ähnliche Dinge wie Lando, aber vielleicht wirken sie sich bei mir weniger stark aus als bei ihm."
Vor einem Jahr schaffte McLaren in Miami die Wende. Inzwischen hat man sich an die Favoritenrolle gewöhnt. "Wir haben das beste Auto und werden die ganze Saison stark sein", ist Norris optimistisch, warnt aber zugleich: "Die Konkurrenz ist näher dran, als es manchmal aussieht. Ein kleiner Fehler von uns reicht aus, und wir sind nicht mehr die Besten. Unser Ziel ist ziemlich einfach. Wir wollen auf der Basis, die wir haben, beide WM-Titel gewinnen."
