MISSING :: structure.inactiveTabOverlay
{"irCurrentContainer":"26892599","configName":"structure.inactiveTabOverlay"}
MISSING :: ads.vgWort
{"irCurrentContainer":"26892599","configName":"ads.vgWort"}

McLarens Wiederauferstehung
Selbst für Red Bull eine Gefahr

GP Großbritannien 2023

Die Qualifikation war keine Eintagsfliege. Die McLaren flogen auch im Rennen von Silverstone. Lando Norris verteidigte den zweiten Platz. Oscar Piastri wäre mit ein wenig mehr Rennglück auf dem Podest gestanden. Teamchef Andrea Stella sieht den nächsten Grand Prix als die große Prüfung.

Lando Norris - Lewis Hamilton - GP England 2023 - Silverstone
Foto: xpb

Die Szene sprach für sich. Kurz bevor McLaren-Teamchef Andrea Stella das Podium für die Presserunde betrat, angelte sich sein Chef das Mikrofon. Zak Brown strahlte nach den Plätzen zwei und vier beim Heimspiel in Silverstone über beide Ohren. "Darf ich vorstellen? Das ist der Mann, der uns zurück auf das Podest geführt hat." Die beiden herzen sich, bevor Stella das Wort ergreift.

McLaren feierte in Silverstone seine Wiederauferstehung. Zum ersten Mal seit dem GP Imola im April 2022 gab es für den Traditionsrennstall wieder einen Podestplatz zu vermelden. Auf einen Schlag sammelte McLaren 30 Punkte. Einen mehr als in den vorherigen neun Grand Prix zusammen. Auf einen Schlag überflügelte man Alpine. Der neue WM-Fünfte hat 59 Zähler auf dem Konto. Die mit einem Doppelausfall schwer gebeutelten Alpine haben in zehn Rennen deren 47 Punkte gesammelt.

Unsere Highlights
Max Verstappen - Lando Norris - GP England 2023 - Silverstone
xpb
Sieger Max Verstappen gratulierte seinem Kumpel Lando Norris zu einem Topergebnis.

McLaren-Umbau fruchtet

Der Rennsonntag lieferte die Bestätigung, dass McLaren durch zahlreiche Upgrades einen großen Fortschritt gemacht hat. Mercedes-Teamchef Toto Wolff applaudiert dem Gegner. "Wir reden hier nicht von zwei Zehnteln, sondern von einer Sekunde." Sein hochdekorierter Fahrer adelte die McLaren in den Himmel. "Sie waren Raketen in den Highspeed-Sektionen. Ich konnte Lando einfach nicht überholen", sagte der Drittplatzierte Lewis Hamilton.

Der große Umbau in Österreich – inklusive Unterboden und Seitenkasten – hat sich ausgezahlt. In Silverstone ergänzten eine modifizierte Nase, ein umgebauter Frontflügel, geänderte Bremsbelüftungen hinten und neue Verkleidungsteile für die hinteren Querlenker das Paket. Norris war seinem Teamkollegen einen Schritt voraus. Nur er hatte den neuen Frontflügel an seinem MCL60.

Teamchef Stella befand nach 52 Rennrunden: "Die Signale, die wir in Österreich und in England erhalten haben, sind sehr ermutigend. Wir waren überrascht, dass wir die Ferrari und Mercedes hinter uns halten konnten. Das Ergebnis zeigt, dass wir einen guten Fortschritt erzielt haben. Wir müssen aber im Hinterkopf behalten, dass uns die Strecke wie Österreich entgegenkam. Zwischen beiden gibt es viele Ähnlichkeiten."

Ungarn als Herausforderung

Beides sind Strecken, die der Vorderachse mehr zusetzen als dem Heck. Das kommt den Papaya-Autos entgegen. Es steckt in der DNA des McLaren, schnell in Highspeed-Kurven zu sein. In Silverstone gibt es einen Haufen davon. In den langsamen Passagen schnitt McLaren gut ab. "Wir haben auch hier einen vernünftigen Schritt gemacht." Was zeigt, dass das Auto in der Lage ist, Kompromisse einzugehen. Der Mangel an mittelschnellen Kurven trug zu McLarens Galavorstellung bei.

Dazu halfen Temperaturen, die mit 20 Grad Luft- und 29 Grad Celsius auf dem Asphalt nicht zu hoch waren. In diesen Verhältnissen fühlt sich der in Woking konstruierte Rennwagen pudelwohl. Die Reifenabnutzung war allgemein gering. Unter diesen Voraussetzungen sieht der Teamchef die wahre Probe erst noch auf McLaren zukommen. "In Ungarn dominieren langsame und mittelschnelle Kurven. Und es sollte dort heiß sein." Woking wird weiter aufrüsten. "Wir bringen Teile, die unseren Rennspeed weiter verbessern sollten."

Noch hat McLaren nicht alle Probleme gelöst. Die Fahrer sprechen noch immer von einem Auto, das schwer zu fahren sei. Dessen Handling ihnen nicht passe. Doch lieber ein schnelles Rennauto, das zickt, als ein langsames, das sich gutmütig benimmt. Norris und Piastri treiben einander an. "Beide lernen beim Studium der Daten voneinander. Das hilft beiden, sich zu verbessern und schneller zu werden", sagt Stella. Norris hat endlich einen Teamkollegen, der ihm nahekommt.

Harte Reifen statt Softs

In der Frühphase des GP England schmiedeten sie einen Nicht-Angriffspakt. Norris und Piastri sollten sich im Windschatten von Max Verstappen davonziehen lassen. Der erfahrene Pilot im Team verstrickte sich auch nicht in unnötige Zweikämpfe. Er wehrte sich nach gewonnenem Start in der fünften Runde nicht groß gegen Verstappen. Norris schmiss die Tür nicht zu. Die Taktik ging auf. Langsam schüttelte das McLaren-Duo den Verfolger Charles Leclerc ab.

Mehr als eine Halbzeit lang war der Traditionsrennstall auf Kurs zu einem Doppelpodest. Dann stürzte das Renn-Pech Piastri vom Podium, und Norris hielt sich erstmal nur mit Kampfgeist vor Landsmann Hamilton. Ein Safety Car in Runde 32 brachte den Silverstone-Rekordsieger erst hinter den McLaren mit der Startnummer 4. Beide nutzten die Gelegenheit für einen günstigen Stopp. Die Reifenwahl unterschied sich.

Während Mercedes die weiche Mischung für den Schlussspurt wählte, entschied sich McLaren für die harten Pirellis. "Alles war auf diese Reifen vorbereitet. Die Mechaniker standen bereit. Wir wollten keine Unruhe ins System bringen", erklärte Stella. "Ich wollte die Softreifen. Da sieht man, dass wir doch noch ein paar Anfänger beschäftigen", witzelte Norris. "Sie wollten mich testen. Ich habe bestanden."

Oscar Piastri - McLaren - GP England 2023 - Silverstone
xpb
Oscar Piastri tauschte zwei Runden zu früh die Reifen.

Der schon Reife Piastri

Beim Restart ging es für Norris ums Überleben. "Der harte Reifen ist an unserem Auto beim Aufwärmprozess nicht viel schlechter als der Soft. Wir wussten, dass Lando die ersten paar Kurven überstehen muss. Ab Copse sollte es in Ordnung sein." So war es auch. Er hielt sich vor Hamilton, zog dann sogar davon, und bereitete selbst Red Bull Kopfzerbrechen. "Fünf Runden mehr und Norris hätte den Max eingeholt", sagte Red Bulls Sportchef Helmut Marko.

Piastri hatte Pech, noch vor dem Safety Car die Reifen gewechselt zu haben. "Die Mediums sind ihm am Ende des Stints eingegangen. Russell kam vor uns zum Service. Es bestand die Gefahr, dass er uns mit dem Undercut überholt. Wir wollten die Position auf keinen Fall gegen den Mercedes verlieren. Sonst hätten wir Russell später auf der Strecke schnappen müssen", erklärte der Rennleiter.

Der Australier nahm das verlorene Podest wie ein Großer auf. Mitten im Gespräch mit der Presse unterbricht Stella für einen Moment. Piastri kreuzt auf seiner linken Seite auf. Sie umarmen sich. Danach streut der italienische Teamchef seinem Rookie Rosen. "Oscars Leistungen sind herausragend. Er ist nicht nur superschnell und in gewissen Beziehungen eine Referenz für Lando, sondern auch sehr ruhig und abgeklärt. Das hat man beim Restart gesehen. Er hatte wie Lando die harten Reifen drauf. Er hat sich nicht von Russell aufschnupfen lassen."

Die aktuelle Ausgabe
AUTO MOTOR UND SPORT 21 / 2024

Erscheinungsdatum 26.09.2024

148 Seiten