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Stella neuer McLaren-Teamchef
So kam es zum Seidl-Abgang

Andreas Seidl geht, McLaren regelt die Nachfolge intern. Einsatzleiter Andrea Stella steigt zum Teamchef auf. McLaren-Oberhaupt Zak Brown erklärt, wann der Abgang von Seidl seinen Anfang nahm und warum am Ende alles schneller ging, als man eigentlich gedacht hatte.

Zak Brown - Andreas Seidl - McLaren - GP Spanien 2022 - Barcelona
Foto: xpb

Vier von zehn Teams wechselten innerhalb von 24 Stunden den Teamchef aus beziehungsweise regelten die Nachfolge. Williams machte den Anfang. Am Montagabend (12.12.2022) wurde das Aus für CEO und Rennleiter Jost Capito verkündet. Einen Tag später zogen Ferrari, Alfa-Romeo-Sauber und McLaren nach. Jeweils am Dienstag-Vormittag. Ein Dominostein ließ den nächsten umfallen.

Der Wechsel von Frederic Vasseur zu Ferrari hatte sich bereits in den letzten Wochen abgezeichnet. Dass Andreas Seidl sein Nachfolger bei Sauber wird, dagegen nicht. Der Bayer schien mit McLaren fest verwurzelt. Doch Seidl entschied sich dazu, dem Zukunftsprojekt Sauber-Audi anzuschließen und in den nächsten Jahren in Hinwil Aufbauarbeit zu leisten, bis 2026 der Premiumhersteller in die Formel 1 eintritt. Seidl agiert zunächst als CEO. Sauber sucht noch einen Teamchef.

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Ferrari bringt Stein ins Rollen

Es kam wie so oft im Rennsport. Mit hoher Geschwindigkeit. Wenn ein Steinchen sich verschiebt, kommen die nächsten ins Rutschen. McLaren wusste schon länger um die Wechselabsichten seines scheidenden Rennleiters. Seidl informierte die Firmenführung um Geschäftsführer Zak Brown bereits während der abgelaufenen Saison. Wann genau, will der US-Amerikaner nicht sagen. "Irgendwann nach dem ersten und vor dem letzten Rennen", scherzt Brown.

Bis zum Abschied von Mattia Binotto bei Ferrari sprach aber alles dafür, dass Seidl seinen Vertrag bei McLaren würde erfüllen. "Er unterrichtete uns, dass er Ende 2025 sicher gehen werde. Für uns hätte kein Problem darin bestanden, solange weiter zusammenzuarbeiten. Andreas hat eine herausragende Arbeitsdisziplin." Man konnte sich denken, wohin es den Passauer verschlagen würde. Ins neue Audi-Werksteam.

Bis Ende 2025 hätte man auch gesehen, ob McLarens Masterplan tatsächlich aufgeht. Spätestens 2025 will der Traditionsrennstall aus Woking, der 183 Siege in der Geschichte verbucht, wieder um GP-Erfolge fahren. Ein Zeitplan, der aufgrund von Krisen auf der Welt immer wieder angepasst und nach hinten geschoben werden musste. Doch der angekündigte Rückzug Binottos und Ferraris Offerte für Vasseur brachte den Ball wieder ins Rollen.

McLaren - Formel 1 - GP Abu Dhabi 2022
Wilhelm
McLaren musste sich nach dem Seidl-Abgang für die F1-Saison 2023 neu aufstellen.

Stella macht Weg frei für Seidl

Eigentlich sah der McLaren-Plan vor, im Dezember nicht einen Wechsel an der Teamspitze für 2023, sondern erst für 2026 zu verkünden. Aus einem Schneeball entwickelte sich dann jedoch eine Lawine. "Finn Rausing meldete sich bei mir mit der Frage, ob wir Andreas womöglich auch früher die Freigabe erteilen", erzählt Brown. "Ich kenne Finn schon seit einem Jahrzehnt und wir verstehen uns sehr gut." Finn Rausing, das ist der Besitzer des Schweizer Rennstalls. Ein vorzeitiger Wechsel war auch im Sinne Seidls. So hat er Zeit, das Team aufzubauen und zu verstärken, bis Audi 2026 dazu stößt. Sauber braucht Personal, um auf das Level der Topteams zu kommen, und muss vor allem in die Produktion investieren.

Ingenieure verpflichtet man nicht von heute auf morgen. Und die Infrastruktur verbessert man nicht von heute auf morgen. Das dauert, wie Seidl zuletzt bei McLaren erfahren hat. Dort wartet man immer noch auf den neuen Windkanal und Fahrsimulator. Die Entscheidung, Seidl vorzeitig aus dem Vertrag zu lassen, hing davon ab, ob McLaren einen Nachfolger finden würde.

Die Wahl fiel auf Einsatzleiter Andrea Stella, der sich in ersten Gesprächen noch geziert hatte, zum Nachfolger aufgebaut zu werden. Damals noch vor dem Hintergrund, dass Seidl sein Team über den geplanten Abgang 2025 unterrichtete. Nach reiflicher Überlegung willigte der Italiener ein, und akzeptierte die Beförderung. Stella ist keiner, der gerne im Rampenlicht steht, sondern einer, der lieber im Hintergrund arbeitet. Als Teamchef steht er in der ersten Reihe. "Darüber musste mir erst im Klaren sein. Ich bin bereit für die Herausforderung und werde mit meiner neuen Rolle vertraut werden."

Stella steigt auf

Der Nachfolger stammt aus den eigenen Reihen. McLaren legt seinem scheidenden Rennleiter keine Steine in den Weg. Transparenz war entscheidend. "Wir haben eine tolle Beziehung. Ich weiß, dass viele die Karte der Arbeitssperre spielen, wenn sich Personal verabschiedet. Aber wenn man sich gut versteht, kann man Konditionen aushandeln, die für alle akzeptabel sind", schildert Brown. Im Leben trifft man sich bekanntlich immer zwei Mal.

Seidls Abgang hinterlässt eine Lücke, die Stella füllen muss. McLaren sieht sich gut genug aufgestellt, damit das eigene Projekt nicht ins Wanken gerät, sondern auf Kurs bleibt. "Wir hatten vorher 850 Angestellte, und jetzt eben noch 849", sagt Brown. "Wir haben ausreichend Talent in der Mannschaft, um den Abgang von Andreas abzufangen. Es bietet sich für einige nun die Gelegenheit, mehr Verantwortung zu übernehmen."

In erster Linie für Stella, der McLarens erste Wahl war. Brown: "Die Nachfolge intern zu regeln, ist die bessere Lösung. Uns war schnell klar, dass wir Andrea in dieser Position haben wollen. Jemanden von außen zu holen, bedeutet einen längeren Integrationsprozess." Stella ist seit 2015 Teil des Teams. Zunächst als "Head of Operations". 2018 stieg er zum Performance-Direktor auf und seit Dezember 2019 bekleidete er die Position als "Executive Director". Der nächste Karriere-Schritt hebt ihn auf den Posten des Teamchefs.

Andrea Stella - Zak Brown - McLaren
McLaren
Andrea Stella und Zak Brown wollen McLaren an die F1-Spitze führen.

McLarens neues Führungsduo

Stellas Formel-1-Karriere begann bei Ferrari. Bei der Scuderia arbeitete er für 15 Jahre – und dort mit Michael Schumacher, Kimi Räikkönen und Fernando Alonso zusammen, dem er 2015 zu McLaren folgte. Stella hat unter Teamchefs wie Jean Todt, Stefano Domenicali und Andreas Seidl gedient. Von allen hat er gelernt.

"Bei Jean stach die Hingabe für das Team und seine Aufgabe heraus. Er hat mich dahingehend geprägt, was es heißt, sich einer Sache mit Haut und Haar zu verschreiben. Stefano hat mich die menschliche Seite gelehrt. Er behandelt jeden mit Respekt und hört zu. Andreas hat seine Erfahrungen als Ingenieur eingebracht. Beispielhaft dafür steht, wie wir uns bei den Boxenstopps verbessert haben. Da war er ein großer Antreiber", führt der neue McLaren-Teamchef aus.

Seine wichtigste Aufgabe wird es sein, dass sich McLaren den Topteams nähert. Dafür müssen die Infrastruktur-Projekte zu Ende geführt werden, und der volle Nutzen aus neuem Windkanal und Simulator gezogen werden. McLaren wird auch frisches Personal brauchen. "Wir müssen gewisse Bereiche des Teams stärken. In vorderster Linie die Aerodynamikabteilung. Da brauchen wir eine größere Belegschaft." Stella wird das Tagesgeschäft der Rennabteilung führen – in der Fabrik und an der Rennstrecke. Er wird auf dem aufbauen, was er zusammen mit Seidl und Technikchef James key bereits geschaffen hat.

Zak Brown will ihn wo immer nötig unterstützen. "Ansonsten werde ich damit weitermachen, was ich am besten kann. Mich um die kommerziellen Aktivitäten und das Marketing kümmern. Ich will die besten Leute zu McLaren bringen und ihnen die Voraussetzungen schaffen, das Beste aus sich herauszuholen." Stella ist überzeugt: "Zak und ich werden uns sehr gut ergänzen."

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