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McLaren stürzt in Bahrain ab
Das Rätsel von Woking

Der Saisonauftakt in Bahrain endete für McLaren in einem Fiasko. In der Qualifikation hatte der WM-Vierte des Vorjahres das drittlangsamste Auto. Im Rennen befand sich McLaren im freien Fall. Woking rätselt, woher der Absturz kommt, und ob im MCL36 möglicherweise ein größerer Bock steckt.

McLaren - GP Bahrain 2022
Foto: McLaren

Das nennt man eine Bruchlandung. McLaren gehörte bei den ersten Testfahrten in Barcelona zu den scheinbaren Überfliegern. Im Gegensatz zu Ferrari bestätigte das Team aus Woking diesen Eindruck in Bahrain nicht. Stattdessen stürzte man ins Bodenlose. Bei den Tests brachten hartnäckige Bremsprobleme das Team aus dem Rhythmus. McLaren löste sie provisorisch mit veränderten Bremsschächten für eine bessere Kühlung.

In der Kürze der Zeit mussten die Teile aus Metall gefertigt werden, statt aus Carbon. McLaren hofft, bis Imola entsprechend nachzurüsten. Die Interimslösung brachte Besserung. Die Vorderradbremsen waren zum Saisonauftakt nicht das Problem. Es öffneten sich dafür viele andere Baustellen, die man in der Testwoche nicht aufstöbern konnte, weil man nicht richtig zum Fahren kam.

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In der Qualifikation scheiterte Daniel Ricciardo bereits im Q1. Lando Norris packte nach Q2 und der 13. schnellsten Runde zusammen. Zu Haas, Alfa Romeo, Alpine und Alpha Tauri fehlten vier bis fünf Zehntel. Im Rennen ging es noch weiter zurück. Die McLaren-Piloten wurden von Lance Stroll im Aston Martin und Alexander Albon im Williams geschlagen. McLaren fiel ans Ende des Feldes zurück. "Wir beginnen die neue Ära auf dem falschen Fuß", konstatierte der enttäuschte Teamchef Andreas Seidl.

Daniel Ricciardo - McLaren - GP Bahrain 2022 - Sakhir
xpb
McLaren schlägt sich mit Williams und Aston Martin im Tabellenkeller herum.

McLaren fehlt Grip und Abtrieb

Es fehlte an allen Ecken und Enden. Der MCL36 baute nicht ausreichend mechanischen Grip und aerodynamischen Abtrieb auf. "Die Balance war eigentlich in Ordnung", stellte Seidl fest. Das ist in diesem Fall kein gutes Zeichen. Die Ingenieure scheinen ihr Auto nicht zu verstehen. Im dritten Training rollte Norris mit grün angemalten Frontflügel um die Rennstrecke. Mit FloViz-Farbe schauten sich die Ingenieure den Luftstrom an der Vorderachse an.

McLaren hatte zwei verschiedene Frontflügel im Gepäck. Vielleicht passt die Strömung an der Vorderachse nicht mehr, was auch mit den veränderten Bremsschächten zusammenhängen könnte. Das ist ein sensibler Bereich, der die Strömung nach hinten beeinflusst. "Wir wissen nicht, ob wir ein fundamentales Problem mit dem Auto haben. Dafür ist es noch zu früh. Wir müssen tief in die Analyse einsteigen, und auch mal andere Strecken abwarten, ob es mit dem Layout zusammenhängt oder nicht", sagt Seidl. Nachsatz: "Unser Ziel ist es, auf allen Strecken wettbewerbsfähig zu sein." Das gelang 2021 nicht, weil das alte Auto in langsamen Kurven schwächelte.

Das schwache Abschneiden rief die Spötter auf den Plan, die McLaren ein leichtes Auto bei den Testfahrten in Barcelona zuschreiben. "Stimmt nicht", widerspricht der Teamchef. "Wir sind in Barcelona ein ganz normales Testprogramm gefahren. Dort hat unser Auto auf Anhieb funktioniert. Dazu stimmte die Zuverlässigkeit." Die Bremsen werden auf dem flüssigen Kurs nicht so beansprucht wie auf der Stop-and-Go-Strecke von Sakhir. Dazu war es in Bahrain deutlich wärmer.

Überall zu langsam

Schon in Barcelona war zu erkennen, dass der MCL36 nicht unbedingt langsame Kurven mag. In Bahrain gibt es mehr davon. "Unser Vergleichsmaßstab ist Mercedes mit dem gleichen Motor. Auf sie haben wir über die Runde kontinuierlich verloren. Es gab kein Muster oder eine spezielle Stelle, wo es hakte. Die Strecke hat unsere Schwächen offengelegt."

Der PS-Vorteil des Mercedes-Motors scheint weg. Die Ferrari-Kunden Alfa Romeo und Haas können nun offenbar von einem Leistungsvorteil zehren. Der Aufstieg des US-Rennstalls ins vordere Mittelfeld ruft die Kritiker hervor, die eine zu enge Bindung zu Ferrari vorwerfen. Haas entwickelt sein Auto in Maranello. McLaren plädiert schon seit Jahren, dass dieses Modell aufgelöst werden muss. Mehr als Motor und Getriebe solle kein Team geliefert bekommen. Den Rest müsse jeder selbst entwickeln – und zwar unabhängig in einer eigenen Fabrik.

Lando Norris - McLaren - GP Bahrain 2022 - Sakhir
Wilhelm
Erst kürzlich unterschrieb Lando Norris einen langfristigen Vertrag. Der schlechte Start dürfte besonders ihm wehtun.

McLaren will Ruhe bewahren

Im Rennen quälte sich McLaren nicht mit überhitzenden Bremsen, aber mit anderen Defiziten bei der Kühlung. Ins Detail wollte man nicht gehen. "Wir mussten verschiedene Parameter managen", erklärte Seidl. Die Piloten wurden bereits nach wenigen Runden angewiesen, aus dem Windschatten der Vordermänner zu fahren, um gewisse Bausteine unter der Verkleidung zu kühlen. Das konnte man aus den Funksprüchen heraushören.

Die mangelnde Erfahrung machte sich bemerkbar. "Wir sind ohne Renn-Simulation in das Rennen gegangen. Insofern war es für uns wichtig, mit beiden Autos ins Ziel zu kommen." Klingt wie bei Mercedes. Der Motorenlieferant hatte den Saisonauftakt als verkappte Testfahrt beschrieben.

Der Start auf Mediums war eher eine Verzweiflungstat. Nach dem Motto: Das Gegenteil machen und hoffen. "Wir wussten, dass wir am Start mit weniger Grip Plätze verlieren könnten, was dann auch eingetreten ist", erklärt Seidl. "Wir hatten uns erhofft, dass der Mediumreifen weniger abbaut und uns über den ersten Stint einen Vorteil gegen den Soft bringt. Die Haftung war aber geringer als erwartet."

McLaren fasst sich an die eigene Nase. "Wir wissen, dass wir ein Problem bei der Performance haben, das wir selbst lösen müssen", sagt Seidl. Das Saisonziel, den vierten Platz zu halten und sich den Topteams weiter zu nähern, scheint bereits jetzt in Gefahr. "Es bringt jetzt nichts, hektisch zu werden. Wir müssen alles in Ruhe analysieren. Wir haben die Werkzeuge, das Talent und die Erfahrung im Team, um zurückzukommen. Es war erst das erste Rennen. Die Saison ist lang genug für eine Aufholjagd."

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