Am Wochenende hat das Formel-1-Team Haas die Beziehung zu seinem russischen Hauptsponsor Uralkali gekappt. In diesem Zuge wurde wie erwartet auch der Vertrag von Fahrer Nikita Mazepin aufgelöst. Am Mittwoch (9.3.) hat sich der Pilot nun erstmals selbst in einer Pressekonferenz zu Wort gemeldet und seine Sicht der Dinge geschildert.
Kurz zuvor hatte Uralkali eine offizielle Mitteilung verschickt, in der die Rückzahlung von bereits bezahlten Sponsorgeldern gefordert wird. "Der Großteil der Finanzierung der Saison 2022 wurde bereits an Haas überwiesen. Haas hat seine Verpflichtungen mit der Auflösung des Vertrages vor dem ersten Rennen nicht eingehalten. Deshalb sollte Uralkali unverzüglich für die von Haas erhaltenen Zahlungen entschädigt werden", heißt es darin.
Auch Mazepin selbst fühlt sich von seinem ehemaligen Arbeitgeber unfair behandelt. Im Eingangsstatement zur Pressekonferenz erklärte der Fahrer zunächst, dass ihn die Haas-Rechtsanwälte über die Kündigung informiert hätten. Später behauptete der gebürtige Moskauer, dass er von der Trennung aus den Medien erfahren habe. Eine rechtliche Grundlage für die Kündigung gebe es laut Mazepin nicht.

Kein Vertrauen mehr in Haas
"Ich bin noch ein junger Mann mit 23 Jahren und war darauf nicht vorbereitet. Ich habe vorher auch keinen Hinweis bekommen, dass diese Entscheidung getroffen wird. Ich denke, dass ich mehr Unterstützung verdient hätte. Jetzt ist mein Traum zerplatzt, an dem ich 18 Jahre lang gearbeitet habe", beklagte sich der Russe.
Ob er selbst Haas wegen der Kündigung verklagen will, sei noch nicht entschieden: "Es ist gut, wenn man sich ein paar Optionen offenhält." Eine Rückkehr ins Haas-Cockpit schloss der Pilot aber aus: "Ich will nicht für ein Team fahren, das mich nicht will. Die Formel 1 ist ein gefährlicher Sport. Da muss man dem Team vertrauen, mit dem man zusammenarbeitet. Dabei geht es auch um die Frage der Sicherheit. Ich muss leider sagen, dass ich kein Vertrauen mehr in sie habe."
Mazepin stellte sich als Opfer dar, der unverschuldet in diese Situation hineingeraten sei. Die Hoffnung sei groß gewesen, dass er als neutraler Athlet unter der FIA-Flagge weiter antreten könne. Doch dann kam die aus seiner Sicht unbegründete Kündigung dazwischen.

Keine Distanzierung von Putin
Auf die Frage, ob er sich für die Starterlaubnis wie vom Weltverband gefordert zu den Werten der FIA bekannt hätte, wollte Mazepin allerdings nicht eingehen. Auch die Frage, wie er sich denn selbst als neutraler Athlet sehen könne, wenn seine Familie gleichzeitig enge Beziehungen zum Kreml pflegt, wurde nur unzureichend beantwortet.
"Die FIA hat in einem Online-Voting dafür gestimmt, dass Fahrer von bestimmten Ländern antreten dürfen, wenn sie neutral sind. Ich war bereit dazu, mich als neutral anzusehen, um starten zu dürfen. Als dann der Brief mit den Bedingungen veröffentlicht wurde, habe ich ihn mir nicht einmal angeschaut, weil mein Vertrag da ja schon gekündigt war", wich Mazepin aus.
Konkrete Fragen zum russischen Einmarsch in der Ukraine und einer möglichen Distanzierung des Piloten von der Politik Putins waren im Vorhinein ausgeschlossen worden. "Ich habe schon in den letzten Wochen gesagt, dass ich keine Statements zu dem Konflikt abgeben will." Der Youngster äußerte sein Unverständnis darüber, warum man die Politik nicht einfach aus dem Sport raushalten könne und warum es nicht akzeptiert wird, wenn sich Athleten neutral verhalten wollen.

Mazepin gründet Stiftung
Um ein Zeichen zu setzen, kündigte Mazepin die Gründung einer Stiftung an, über die alle Athleten finanziell unterstützt werden sollen, die ihren Sport unverschuldet und aus politischen Gründen nicht mehr auf höchstem Niveau ausüben dürfen. Die Stiftung werde von Uralkali finanziert. Dafür soll das Budget verwendet werden, das dieses Jahr eigentlich für die Formel 1 eingeplant war.
Der Name der Stiftung lautet "We compete as one", was wohl nicht zufällig an die Diversitäts-Kampagne der Formel 1 erinnert, die unter dem Begriff "We race as one" für mehr Vielfalt im Motorsport wirbt.
Im Fall der Mazepin-Stiftung sollen Jobs für betroffene Sportler geschafft werden. Auch rechtlichen Beistand will man leisten, wo es nötig ist. "Wir kümmern uns um Athleten aus allen Konfliktzonen. Unsere Tür steht allen offen. Beginnen werden wir mit dem russischen Paralympics-Team, das von den olympischen Spielen in Peking ausgeschlossen wurde."