Verstappen vs. Russell: "Keinen Respekt mehr vor ihm"

Max Verstappen giftet gegen George Russell
„Habe keinen Respekt mehr vor ihm“

GP Katar 2024
Veröffentlicht am 02.12.2024

Die Geschichte der Formel 1 hat es schon häufig gezeigt. Freundschaften haben in dem Haifisch-Becken Königsklasse häufig nicht lange gehalten. Fragen Sie mal bei Lando Norris nach. Der Kumpel von Max Verstappen spürte die Härte des Weltmeisters dieses Jahr bereits mehrmals. Zuletzt beim vorletzten Grand Prix der Saison in Katar.

Eine Freundschaft zwischen Verstappen und George Russell hatte noch nie bestanden. Doch das Verhältnis war zumindest von Respekt geprägt. Das ist nun Geschichte. Der Katar-Sieger holte nach dem Rennen (1.12.) zum Rundumschlag gegen den Mercedes-Fahrer aus und attackierte ihn scharf. Da hatte wohl jemand noch eine Rechnung offen.

Max Verstappen - Red Bull - GP Katar - Formel 1 - 30. November 2024
Motorsport Images

Quali-Strafe stößt Verstappen sauer auf

Stein des Anstoßes war das Qualifying am Samstag (30.11.). Der Niederländer hatte in Q3 die schnellste Runde gedreht und sich über die Pole-Position gefreut. Zweiter wurde Las-Vegas-Triumphator Russell. Für das Rennen am Sonntag drehten die Stewards aber die Reihenfolge um. Der Grund: Verstappen hatte Russell in der Qualifikation aufgehalten.

Verstappen war auf einer Cool-Down-Runde unterwegs, als sich Russell näherte. Der Engländer befand sich jedoch selbst nicht auf einer schnellen Runde. Die Stewards stellten allerdings fest, dass der Weltmeister außerhalb des Zeit-Deltas um die Strecke fuhr. Er hatte Lando Norris (McLaren) und Aston-Martin-Pilot Fernando Alonso bereits passieren lassen, als Russell mit hohem Tempoüberschuss aufschloss.

Russell beschwerte sich bei den Schiedsrichtern vehement, dass Verstappen seinen Red Bull auf der Ideallinie positioniert und ihn damit unfair blockiert hatte, obwohl der Weltmeister in den Rückspiegel geschaut hatte. Wäre das auf einer schnellen Runde des Mercedes-Fahrers passiert, hätte Verstappen sogar eine Strafe von drei Startplätzen kassieren können.

Max Verstappen - George Russell - Lando Norris - Red Bull - Mercedes - McLaren - GP Katar 2024 - Formel 1
xpb

Verstappen giftet gegen Russell

Augenzeugen wollen gehört haben, wie Verstappen seinem Widersacher noch beim Verlassen des FIA-Büros versprochen hat, die Reihenfolge direkt vor der ersten Kurve wieder umzudrehen. Und so kam es dann ja auch. Die Gala-Vorstellung im Rennen genügte dem 27-Jährigen aber nicht. Nach der Zieldurchfahrt gab es sofort Spitzen gegen Russell. Zunächst spottete sein Renningenieur Gianpiero Lambiase am Funk: "Karma ist eine wunderbare Sache, du bist heute definitiv nicht unnötig langsam gefahren!"

Auf die Frage des niederländischen TV-Senders Viaplay, ob er das Gespräch mit Russell suchen werde, legte Verstappen los. "Nicht jetzt. Weißt du, warum? Er tut immer so freundlich vor der Kamera, aber wenn du bei den Stewards bist, zeigt er sein anderes Gesicht." Rumms. Und weiter: "Die Art und Weise, wie er gestern die Sache im Steward-Meeting angegangen ist, ergibt ehrlich gesagt überhaupt keinen Sinn."

Verstappen rechnete mit Russell ab. "Ich habe viel Respekt vor anderen Fahrern. Aber nach gestern Abend habe ich den Respekt vor ihm verloren." Dem 63-maligen GP-Sieger missfiel, dass Russell vor den Stewards nachdrücklich für eine Strafe gekämpft hat: "Ich fand es einfach lächerlich, wie er versucht hat, eine Strafe für mich rauszuholen. Ich war richtig sauer auf ihn."

Nach Aussage des Niederländers war es das erste Mal, dass sich jemand so in einem Steward-Meeting verhalten habe. "Ich war schon oft bei Stewards in meiner Karriere. Aber ich habe noch nie jemanden gesehen, der mich so reingeritten hat. Ich habe all meinen Respekt verloren."

Max Verstappen - George Russell - Red Bull - Mercedes - GP Aserbaidschan 2023 - Baku - Formel 1
xpb

Kein "netter" Verstappen mehr

Für Verstappen war die Strafe nach der Qualifikation unverständlich, wie er auf der offiziellen Pressekonferenz nach dem Grand Prix ausführte. "Ich glaube, es ist das erste Mal, dass jemand auf einer langsamen Runde bestraft wurde. Ich wollte einfach nur nett sein." Und kündigte an: "Vielleicht sollte ich nicht nett sein."

Sein Teamchef Christian Horner attackierte Russell ebenfalls. "Die Strafe von gestern basierte mehr auf der Hysterie von George, der dieses Wochenende ziemlich hysterisch war. Da war ein bisschen Taktik im Spiel."

Es war nicht das erste Mal, dass Verstappen und Russell aneinandergeraten waren. Nach dem Sprint in Baku 2023, wütete der Red-Bull-Mann vor laufenden Kameras im Parc fermé gegen den GPDA-Vorsitzenden, nachdem sich die beiden in den ersten beiden Kurven berührt hatten und der Mercedes-Pilot das auf die kalten Reifen geschoben hatte. "Wir alle haben keinen Grip, lass' einfach ein bisschen Platz", fauchte Verstappen. Russell konterte: "Schau dir die Onboard an." Verstappen drohte dem Konkurrenten sofort: "Erwarte das nächste Mal das Gleiche, Volltrottel."

Nach der in Katar neu entflammten Fehde dürfte es 2025 hitzig weitergehen, wenn Mercedes über die Saison häufiger mit Red Bull an der Spitze kämpfen kann, als in den vergangenen Jahren. Russell wird nicht zurückstecken. Verstappen auch nicht. Freunde werden die beiden Spitzenfahrer wohl nicht mehr.