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Verstappens WM-Saison in Bildern
Knallhart zum ersten Titel

GP Abu Dhabi 2021

Max Verstappen hat sein Ziel erreicht. Der 24-jährige Niederländer ist erstmals Formel 1-Weltmeister. Red Bull und sein Star setzten sich gegen die Übermacht aus Mercedes und Lewis Hamilton durch – in einer Saison, die zu den besten der Geschichte zählt.

Jos Verstappen - Max Verstappen - GP Abu Dhabi 2021
Foto: Wilhelm

Dieses Finale toppte sogar das WM-Finale 2008, als Lewis Hamilton erst in der letzten Runde nach einem Manöver gegen Timo Glock den ersten Weltmeistertitel rettete. 13 Jahre später wurde der größte Titel im Motorsport ebenfalls erst auf den letzten Metern entschieden. Diesmal aber im direkten Zweikampf. Max Verstappen gegen Lewis Hamilton: Der Herausforderer setzte sich mit einem Überholmanover in der umgebauten fünften Kurve durch – dank der frischeren Reifen.

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Eigentlich sah alles nach einem achten WM-Erfolg von Hamilton aus. Er kochte am Start Pole-Setter Verstappen ab, und machte sich aus dem Staub. Ein spätes Safety Car nach dem Unfall von Williams-Fahrer Nicholas Latifi warf dem 24-Jährigen im Red Bull den Rettungsring zu. Verstappen ergriff ihn mit beiden Händen. Red Bull reagierte umgehend mit einem letzten Stopp. Man steckte am Auto mit der Startnummer 33 auf Softreifen um.

Diesen Luxus hatten Mercedes und Hamilton nicht. Er musste draußen bleiben und hoffen, dass nicht noch einmal angepfiffen werden würde. Die Rennleitung entschied sich aber, die letzte Runde freizugeben. Zum Missfallen von Mercedes und zur Freude von Red Bull. Verstappen überholte, Mercedes schäumte – und reichte nach Rennenende zwei Proteste ein. Deshalb war es für Verstappen zunächst für ein paar Stunden ein Titel unter Vorbehalt. "Ich hatte in der letzten Runde Krämpfe. Ich konnte das Gas fast nicht mehr durchdrücken. Ich musste die Zähne zusammenbeißen und habe es geschafft", kommentierte der neue Weltmeister.

Max Verstappen - Red Bull - GP Abu Dhabi 2021
xpb
Verstappen ist der neue König der Formel 1.

WM-Titel von langer Hand geplant

Eigentlich hätte der große Coup schon früher gelingen sollen. So hatte es zumindest der Masterplan vorgesehen. Red Bull wollte Max Verstappen zum jüngsten Weltmeister in der Geschichte der Formel 1 machen. Mercedes und Lewis Hamilton funkten jahrelang dazwischen. Die Mission "jüngster Weltmeister" scheiterte. Mit dem Titel klappte es erst mit Verspätung. 2021 ist die Dominanz der Silberpfeile und des Rekordweltmeisters aus Sicht von Red Bull endlich gebrochen.

Max Verstappen krönte sich in Abu Dhabi zum Champion. Er ist im Alter von 24 Jahren, zwei Monaten und zwölf Tagen der viertjüngste der Formel 1-Historie nach Sebastian Vettel, Lewis Hamilton und Fernando Alonso. Nach einem aufreibenden Jahr wird es ihm egal sein, nicht der jüngste zu sein. Der Traum ist Realität. Mercedes ist gestürzt. Verstappen besteigt den Olymp des Motorsports.

Die Erleichterung war zu spüren. Diesmal musste es einfach klappen. Red Bull hatte seine Jetons auf diese Saison gesetzt. Auf die letzte mit einem auslaufenden Reglement. Der Neustart 2022 rückte in der Prioritätenliste nach unten. Milton Keynes investierte mehr Ressourcen als Mercedes in 2021, auch wenn man beteuert, dass das nächstjährige Auto darunter nicht leiden wird.

In dieser Saison hatte Verstappen endlich ein titelreifes Auto. Und endlich einen Honda-Motor, der mit dem von Mercedes konkurrieren konnte. Erstmals war er vom Saisonstart bis zum Finale in ein Titelrennen involviert. Erstmals baute sich der immense Druck auf seinen Schultern auf. Offenbar belastete er den 24-Jährigen nicht.

Auf der Rennstrecke lieferte er nur selten nicht ab. Abseits ließ er sich nicht in Wortgefechte verwickeln. Ja, der eine oder andere süffisante Spruch kommt ihm schon mal über die Lippen. Wie nach der Heckflügel-Affäre in Sao Paulo, die ihm 50.000 Euro kostete. "Hoffentlich macht sich die FIA einen schönen Abend mit viel Wein. Hoffentlich laden sie mich ein. Ich würde auch wieder zahlen."

Ansonsten aber lässt sich der Niederländer nicht ablenken. Verstappen ist ein Mann, der in kurzen Sätzen antwortet. Auf den Punkt, ohne Ausschweifungen, ohne Bullshit. Er regelt sein Business auf der Rennstrecke – und dort mit ausgefahrenen Ellbogen, ohne Rücksicht auf Verluste. Die harte Schule von Papa Jos hat ihn geprägt. Der trimmte den Karriere-Plan des Sohnemanns so, dass der Weltmeistertitel herausspringen musste. "Ich kann es nicht fassen. Ich bin mit ihm ab dem vierten Jahr quer durch Europa auf den Kartstrecken unterwegs gewesen. Wir haben hunderttausende Kilometer abgestrampelt. Ich war sein Mechaniker, habe die Motoren gewartet. Wir wollten so viel wie möglich selber machen. Dass wir hier Weltmeister werden, ist unglaublich. Jetzt fühle ich mich wie ein Weltmeister."

Grundstein 2020 gelegt

Es war eine Saison, die als eine der besten jemals in Erinnerung bleiben wird. Red Bull und Mercedes begegneten sich auf Augenhöhe. Verstappen und Hamilton trieben sich zu immer neuen Bestleistungen an. Die beiden Protagonisten fuhren in ihrer eigenen Liga. Teilweise außerirdisch gut. Man muss dafür nur den Vergleich mit den Teamkollegen hernehmen. Verstappen gewann zehn Rennen, Sergio Perez nur eines. Hamilton siegte acht Mal, Valtteri Bottas nur ein Mal.

Red Bull legte den Grundstein bereits 2020. Das Team aus dem englischen Milton Keynes entwickelte den RB16 bis zum letzten Rennen konsequent weiter, während Mercedes bereits im Sommer ausgestiegen war. Es sollte sich auszahlen. Rund 70 Prozent des Autos wurden für 2021 aufgrund der Homologations-Vorschriften übernommen. Motoren-Partner Honda verabschiedete sich mit seinem besten Antrieb aus der Königsklasse. Die Japaner zogen Entwicklungen vor, die eigentlich erst für 2022 avisiert waren.

Die Einschnitte an Unterboden, den hinteren Bremsbelüftungen und am Diffusor brachten Mercedes ins Straucheln. Und so entwickelte sich ab dem ersten Rennen ein munterer Zweikampf zwischen den Erzrivalen. Red Bull und Mercedes, das ist wie Feuer und Wasser. Da stehen sich zwei Lager gegenüber, die dem anderen nicht einmal die Reste gönnen, die unter den Tisch fallen. Es war der Nährboden für eine spannende Saison.

Hamilton - Verstappen - GP Emilia-Romagna 2021 - Imola - Formel 1
xpb
Verstappen boxte sich oftmals gegen Hamilton durch. Nachgeben kennt er nicht.

Verstappen gegen Hamilton

Bahrain machte mit einem Nachtrennen den Anfang. Wie passend: Die Scheinwerfer leuchteten auf Hamilton und Verstappen, die sich ein erstes Duell auf der Strecke lieferten. Mit dem besseren Ausgang für den Titelverteidiger. Die Rennkommissare hatten Verstappen für ein Überholmanöver neben der Strecke zurückgepfiffen. Es sollte nicht das einzige Mal sein, dass sie eingreifen mussten.

In Imola boxte sich der Herausforderer nach schwacher Qualifikation am Start durch. Red Bulls Speerspitze schickte Hamilton über die Abweiser. Auf zunächst nasser Fahrbahn machte er keine Fehler. Der Weltmeister dagegen schon. Auf Slicks rodelte Hamilton beim Überrunden ins Kiesbett. In dieser Saison blieb der Rekordsieger der Formel 1 nicht fehlerlos. Genauso wenig wie seine Mannschaft. Aber auch Red Bull leistete sich die eine oder andere Unpässlichkeit.

Es ging hin und her. Die Titelrivalen begaben sich in jedem zweiten Rennen in den Infight. Die Kommandostände duellierten sich. In Spanien führte Hamilton ein zweiter Boxenstopp an Verstappen vorbei. Red Bull kopierte die Taktik in Frankreich, ebenfalls erfolgreich.

Zwei gegensätzliche Fahrer

Es war der Start für eine überlegene Phase nach dem Sieg in Monaco und dem Unfall in Baku – verschuldet durch einen Reifenplatzer kurz vor Zielflagge. Der spätere Weltmeister dominierte nach Paul Ricard auch die beiden Österreich-Rennen. Hondas Upgrade am Turbolader schien den RB16B zu beflügeln.

Erstmals hatte Red Bull auch auf den Geraden das schnellere Auto als Mercedes. Es sollte sich ab Silverstone wieder ändern. Plötzlich hatte Mercedes in Vollgaspassagen wie vormals die Oberhand. Red Bulls Ingenieure rätselten. Sie stellten verschiedene Theorien auf. Kühlung der Ansaugluft im Plenum. Biegsamer Heckflügel. Ein Raketenmotor: Nichts traf wirklich ins Schwarze.

Kontroversen zogen sich durch die Saison. Die FIA-Direktiven zu den zu elastischen Heckflügeln ab dem GP Frankreich. Zu den Boxenstopps ab Belgien. Von Mercedes angeschoben, um Red Bull zu treffen. Der Herausforderer revanchierte sich, indem man im letzten Saisondrittel bei der FIA gegen den Mercedes-Heckflügel lobbyierte, um strengere Biege-Tests zu erwirken.

Die Fahrer bekämpften sich auf der Rennstrecke. Auf der einen Seite der knallharte Max Verstappen, der so fährt, als gehöre ihm jede Kurve. Auf der anderen Seite der immer auf Fairness bedachte Lewis Hamilton, der auch mal zurücksteckt. Aber nur, wenn er selbst wie in Imola, in Spanien oder Brasilien auf der Außenspur lag.

Heimsieg in Zandvoort

In England war das nicht der Fall. Da hielt Hamilton auf der Innenspur in Copse Corner dagegen. Die Autos trafen sich, und Verstappen flog mit fast 300 km/h ab. Beim Einschlag im Reifenstapel wurde eine Verzögerung von 51g gemessen. Der Niederländer musste ins Krankenhaus, während Hamilton nicht mal seine Zeitstrafe vom Sieg abhielt. Silverstone jubelte. Red Bull verlor ein Auto und einen Motor. Schaden: 1,8 Millionen Dollar.

Red Bull schäumte und bemühte eine Untersuchung. Die Sportkommissare lehnten den Einspruch ab. So wie das Gesuch von Mercedes nach dem GP Brasilien. Die Formel 1-Saison 2021 schrieb ihre Geschichten auf und abseits der Rennstrecke. Teilweise mit giftigem Unterton.

Der Startunfall von Ungarn – ausgelöst von Valtteri Bottas – trieb den Red Bull-Verantwortlichen ein weiteres Mal die Zornesröte ins Gesicht. Nach dem zweiten Österreich-Rennen hatte Verstappen die WM noch mit 182 zu 150 Punkten angeführt. In die Sommerpause ging er mit einem Rückstand von 187 zu 195.

Während Red Bulls Technikbüro am Fließband neue Teile produzierte, beschränkte sich Mercedes auf einige wenige Upgrades. Das in Silverstone brachte den Durchbruch. In der zweiten Saisonhälfte wechselten sich die Dauerrivalen weiter ab. Das Nicht-Rennen in Belgien und das Heimspiel in Zandvoort gingen an Verstappen. Es war der Beweis, dass er mit höchstem Druck umgehen kann. Eine Niederlage durfte es vor den frenetischen Holländern einfach nicht geben.

Verstappen - Hamilton - GP Abu Dhabi 2021 - Rennen
Motorsport Images
Manöver in der letzten Runde: Im letzten Moment machte sich Verstappen zum neuen Weltmeister.

Mit zehn Siegen zum Titel

In Italien, Russland und der Türkei hatte Mercedes das bessere Auto. In Monza kam es zum zweiten Unfall. Zwei verpatzte Boxenstopps trieben die WM-Rivalen auf der Rennstrecke in der ersten Schikane zusammen. Der Red Bull kletterte über den Mercedes. Beide strandeten im Kiesbett. Der Halo rettete Hamilton wohl vor einer schlimmeren Verletzung – wenn nicht sogar vor der Katastrophe.

Verstappen wurde als Schuldiger ausgemacht, und eine Startplatzstrafe für Sotschi gegen ihn verhängt. USA und Mexiko waren wieder Red Bull-Revier. Dort zeigte Verstappen auch, wie groß sein Verständnis im Rennen ist. Wie er es lesen kann. In dieser Beziehung scheint er seinen großen Widersacher bereits überflügelt zu haben. In Austin regte er im Fahrzeug an, dass man den Teamkollegen doch besser an die Box hole, damit Hamilton nicht lange fahren kann. Diese Übersicht kennt man ansonsten nur von einem Fernando Alonso.

Hamilton startete zum letzten Mal eine große Aufholjagd. Mit Siegen in Brasilien (trotz zweier Startplatzstrafen), Katar und Saudi-Arabien glich er vor dem Finale in der WM aus. Verstappen geriet in die Defensive – auch wegen seiner umstrittenen Manöver. Red Bull und sein Star fühlten sich ungerecht behandelt und witterten eine Hexenjagd.

Verstappens Wunderrunde in der Qualifikation brachte ihm für den GP Abu Dhabi die Pole. Am Start kroch er allerdings vom Fleck. Zu viel Gas, zu viel Wheelspin. Er brauchte im Finale schon das Glück auf seiner Seite. Hamilton ritt einem sicheren Titel entgegen, bis sich alles gegen ihn verschwor. Mit einem letzten Kraftakt beendete Verstappen die Dominanz von Mercedes. Es ist in Summe ein verdienter Titel. Bis auf Baku punktete Verstappen an jedem Rennwochenende. Da hatte ihn ein Reifenschaden aufgehalten. Der neue Champion gewann zehn Grand Prix und startete zehn Mal vom ersten Startplatz. Er führte 2.989 Kilometer an, Hamilton 1.582.

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