Es gab wilde Spekulationen, ob er tatsächlich den offiziellen Rundenrekord der Streckenvariante, die beim Test gefahren wurde, gebrochen hat. Die Streckenführung war bei den so genannten Test- und Einstellfahrten am Freitag (9.5.) dieselbe wie die, die auch bei den NLS-Rennen gefahren wird (24,358 km). Den offiziellen Rekord hält Norweger Christian Krognes mit einer Rundenzeit von 7.49,578 Minuten im Rennen beim neunten Lauf in der Saison 2022 im BMW M4 GT3.
Das Problem: Bei den Testfahrten gibt es traditionell keine offizielle Zeitnahme. Es wurde gemunkelt, Verstappen sei 7.48,8 Minuten gefahren. Wer sollte es besser wissen, als der Fahrer selbst? Max Verstappen antwortete in Imola auf die Frage, ob er den Rekord unterboten habe: "Ja, es war schneller. Aber ich war nicht da, um zu zeigen, dass ich den Rundenrekord knacken kann. Ich wollte einfach Spaß haben, die Strecke lernen und das gemeinsam mit dem Team Emil Frey."
Die Bedingungen für den inoffiziellen Rekord waren bestens. Es war sonnig und klar. "Wir kamen schnell auf Speed", sagte Verstappen. Viele fragten sich dennoch: In welcher Konfiguration war der 296 GT3 unterwegs? Auch hier ist die Antwort auf die Frage, ob das Auto der aktuellen Balance of Performance zu NLS 3 entsprochen habe, deutlich: "Natürlich, alles andere wäre etwas albern gewesen." Zur Erklärung: Mithilfe der Balance of Performance regelt der Technikausschuss über Restriktorgrößen, Ladedruck, Gewicht, Fahrhöhe, Flügelstellung etc. die Chancengleichheit der unterschiedlichen GT3-Konzepte.
Verstappen will 24h-Rennen Nürburgring fahren
Das Schweizer GT-Team Emil Frey setzt den Ferrari 296 GT3 auch in der GT World Sprint Challenge für Thierry Vermeulen, Sohn des Managers von Verstappen, und Chris Lulham ein. Letzterer fuhr den Test mit Verstappen auf der Nordschleife und wechselte sich mit dem Holländer von morgens bis abends ab. Das Exemplar, das zum Einsatz kam, gehört jedoch zu Verstappens privater Sammlung, wie nun bekannt wurde.
Sowohl das Emil Frey Team als auch Verstappen haben das Ziel, in Zukunft beim 24h-Rennen Nürburgring dabei zu sein. "Ich mache das alles, um mich vorzubereiten", sagte Verstappen. Dafür braucht es auch die Nordschleifen-Permit, also den Nordschleifen-Führerschein. Entweder Verstappen macht einen Lehrgang, der aus Theorie und Praxis besteht und fährt zwei NLS-Rennen mit mindestens 14 Runden ohne Sportstrafe oder er beantragt eine Einzelfallprüfung beim so genannten DPN-Entscheidungsgremium.

Max Verstappen testete mit Chris Lulham und dem Emil Frey Team.
"Wir diskutieren das momentan, ich habe natürlich nicht viel Zeit aufgrund meines Kalenders", sagte Verstappen ohne ins Detail zu gehen, ob er wirklich eine Ausnahmegenehmigung in Erwägung zieht oder nicht. "Ich weiß natürlich, was es braucht." Theoretisch könnte er alle regulären Anforderungen erfüllen, wenn er beim NLS-Doubleheader am 13./14. September teilnimmt. An diesem Termin gibt es auch keine Überschneidung mit der Formel 1.
Vorbereitung im Simulator
Bei der Permit geht es auch nicht darum, die Streckenführung kennenzulernen, sondern vielmehr um das Gefühl, in einem leistungsschwächeren Auto zu sitzen. Wechseln die Profis dann in die GT3-Autos, haben sie zumindest im Verkehr beim Überholen ein Verständnis dafür, unter welchen Bedingungen die anderen Teilnehmer in den kleineren Autos unterwegs sind. "Für mich wäre es definitiv gefährlicher, in einem kleinen Auto zu sitzen und von den GT3-Autos abhängig zu sein", sagte Verstappen, der bereits tausende Runden im Simulator auf der Nordschleife gefahren ist – unter anderem auch in der DNLS, der Sim-Racing-Serie der NLS.
"Das hat sehr geholfen", bestätigte Verstappen. "Es ging in der Realität nur um das Grip-Level, den neuen Teer an manchen Stellen, das Grip-Level des Autos und ein paar Streckenbegrenzungen. Am wichtigsten ist es, dass du weißt, wo es langgeht und das wusste ich."

Das Pseudonym Franz Hermann dachte sich Verstappen selbst aus.
Das Pseudonym "Franz Hermann" hat sich der Red Bull-Pilot übrigens selbst ausgedacht. Einfach, weil es für ihn ein typisch deutscher Name ist und er in der Nennliste mit seinem echten Namen nicht schon im Vorfeld einen Medienrummel auslösen wollte. Von Red Bull gab es beim Event "Red Bull Formula Nürburgring" im Jahr 2023 noch keine Erlaubnis für eine Fahrt mit dem Formel-1-Auto über die Nordschleife. Wie genau Verstappens Vorhaben dieses Mal bewertet wurde, ist nicht ganz klar. Sein Kommentar dazu: "Es ist meine Leidenschaft, ich habe auch das GT3-Team und wollte auch mehr Infos für mich sammeln. Am Ende ist es meine private Zeit."
Abgesehen davon kann sich Verstappen nicht vorstellen, mit einem aktuellen Formel-1-Auto durch die "Grüne Hölle" zu fahren, weil es zu viel Kompression habe und zu viele Bodenwellen habe. Im GT3-Auto sei es aber passend gewesen. "Insgesamt gibt mir die Formel 1 mehr Adrenalin. Aber ich hatte sehr viel Spaß und es war ja auch alles etwas entspannter, weil es ein Test war."