In der Formel 1 läuft es nicht überragend, stattdessen sucht sich Max Verstappen weitere Spielplätze. Vor zwei Wochen beantragte er die FIA Fahrereinstufung, die er im GT3-Sport benötigt. Plant er also weitere GT3-Einsätze nach seinem überraschenden Nordschleifen-Test unter dem Pseudonym "Franz Hermann"?
Nach dem eindrucksvollen Sieg beim Grand Prix der Emilia Romagna kam Max Verstappen beim Rennen durch den Leitplankendschungel von Monaco jedenfalls wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Mit Platz vier verpasste er das Podium. Immerhin trennen ihn nur 25 Punkte vom WM-Führenden Oscar Piastri, der Zug ist also noch nicht abgefahren.
Doch so richtig optimistisch, was die allgemeine Form von Red Bull angeht, wirkt der viermalige Weltmeister derzeit nicht. Und das obwohl die Streckencharakteristik des Circuit de Barcelona-Catalunya für den RB21 spricht. "Imola war am Ende natürlich sehr positiv", sagt er. "Aber ob uns das gelingt, das hier zu wiederholen – ich weiß es nicht. Entweder wir waren in Imola sehr stark oder McLaren schwächer als sonst. Das ist schwierig zu sagen."
Kein echter Kampf mit McLaren
Auch von den Änderungen mit den neuen Frontflügel-Tests in Barcelona verspricht sich Verstappen nicht viel Verschiebung in der Hackordnung. "Wenn du ein gutes Auto hast, hast du ein gutes Auto", sagt er im Hinblick auf die Konkurrenz. Und genau da liegt das aktuelle Problem mit dem RB21. Das zeigt sich immer wieder bei den typisch schwierigen Freitags-Trainings. "Es ist nicht einfach mit unserem Auto”, klagt der 27-Jährige. "Wenn du im Fenster bist, dann ist alles okay. Aber dieses Fenster ist sehr klein.”

In Monaco war nur Platz vier für Verstappen drin.
Der frisch gebackene Vater will auch nicht von einem echten Kampf mit McLaren sprechen. "Der Kampfgeist ist immer noch da. Der verschwindet auch nie", sagt Verstappen. "Das heißt aber nicht, dass es mir Spaß macht und ich es liebe."
Verstappen beantragt FIA Fahrereinstufung
Kein Wunder also, dass sich der Niederländer, der in jeder freien Minute im Simulator sitzt, auch noch andere erfüllende Freizeitbeschäftigungen sucht. Wie etwa den Nordschleifen-Test in seinem Ferrari 296 GT3. Sind weitere Einsätze geplant? "Aktuell nicht. Aber ich denke darüber nach, und schaue, wann es Möglichkeiten gibt."
Natürlich gibt sich Verstappen bei diesem Thema sehr verhalten. Schließlich ist das Fahrerlager der Nürburgring Langstrecken-Serie für Zuschauer zugänglich – anders als in der Formel 1. Bereits bei seinem Test versammelten sich einige Fans vor dem LKW und hofften auf ein Treffen mit ihrem Idol. Und zu diesem Zeitpunkt wusste niemand vorab etwas von dem Test. Sollte er einen Einsatz ankündigen, dürfte das einen großen Rummel auslösen.
Was für eine Fortsetzung spricht: Verstappen hat bei der FIA offiziell eine Fahrereinstufung beantragt. Die benötigt er für die regelmäßige Teilnahme an GT3-Rennen. Die oberste Motorsportbehörde teilt die Fahrer absteigend in Platinum, Gold, Silber und Bronze ein. Je nach Einstufung werden die Fahrer-Paarungen dann in den Klassen Pro (Profis), Pro-Am (Profis mit Amateuren) oder Am (Amateure) eingeteilt. Das soll mehr Chancengleichheit bieten.
Verstappen in höchster Kategorie Platinum
Verstappen taucht in der öffentlich einsehbaren Liste der FIA mit der Kennzeichnung "Platinum" auf. Darauf in Barcelona angesprochen, bestätigt er: "Ja, ich habe die Einstufung beantragt. Ich musste es sowieso irgendwann machen, also besser es jetzt erledigt zu haben."
Laut Verstappen stellte er den Antrag vor zwei Wochen. Also wohl direkt nach seinem Nordschleifen-Test. "Du füllst ein Formular aus, du bezahlst und eine Woche später hast du die Antwort", sagt er. Und scherzt: "Ich habe insgeheim auf eine Bronze-Einstufung gehofft. Vielleicht lege ich gegen Platinum Protest ein und bekomme wenigstens Silber."
Der Hintergrund: Die Fahrer bevorzugen generell eine Einstufung in der niedrigsten Kategorie. Denn sie sehen die Labels nicht als Auszeichnung, sondern sie ermöglichen es, strategisch Fahrerpaarungen zusammenzustellen, die somit mehr Chancen gegen die Konkurrenz haben – das ist vor allem in der Pro-Am relevant. Was Verstappens Kommentar zeigt: Er ist mit viel Hintergrund-Wissen zu der gesamten GT-Thematik ausgestattet.