Die Formel-1-Saison 2026 wirft ihre Schatten voraus. Fahrer, Teams, Fans und Experten reden seit Monaten, wenn nicht sogar Jahren, bereits über die anstehende Technik-Revolution. Noch nie in der Geschichte der Königsklasse änderte sich sowohl am Chassis als auch am Antrieb so viel. Besonders im Fokus stehen dabei die Motoren. Bei den komplexen Power Units verschiebt sich der Anteil zwischen Verbrenner und Elektro-Power massiv.
Rund die Hälfte der Systemleistung generiert ab nächster Saison der Elektro-Antrieb. Das bisherige Verhältnis ist deutlich geringer als bei den neuen Motoren. Das führte schon im Vorfeld bei einigen Akteuren zu Sorgenfalten. Vermutlich aus der Angst getrieben, man hätte die Entwicklung verschlafen, begannen im Frühjahr 2025 die politischen Spielchen. Einige Team-Vertreter schossen gegen die anstehende Motoren-Generation. Dabei half ihnen, dass FIA-Präsident Mohammed bin Sulayem selbst die Rückkehr von Saugmotoren ins Spiel gebracht hatte.
Doch nach einem Gipfel im April im Rahmen des Bahrain-GP war das Comeback der kreischenden V10-Aggregate vom Tisch. Vor allem Ferrari in Person von Teamchef Frédéric Vasseur und sein Red-Bull-Pendant Christian Horner hatten gewettert. Letztgenannter ist mittlerweile entlassen worden. Dennoch warfen die Äußerungen Horners Fragen über die Wettbewerbsfähigkeit Red Bulls auf. Schließlich baut das Team in Zusammenarbeit mit Ford erstmals einen eigenen Formel-1-Antrieb.
Ford hilft Red Bull beim Verbrenner
Grund genug, um den Ford-Motorsportchef Mark Rushbrook Stellung beziehen zu lassen. Im Gespräch mit unserem Schwestermagazin Motorsport aktuell äußerte sich der US-Amerikaner zum Projekt, das Red Bull und Ford Anfang 2023 bekanntgaben. Dem Konzern warfen einige Experten Badging vor, weil Ford zunächst geplant hatte, nur beim Elektro-Anteil zu helfen. "Wir wollten etwas über Elektrifizierung lernen: Batteriezellchemie, Motoren, Inverter, Kalibrierung, Steuerung und wie alles mit dem Verbrennungsmotor zusammenspielt. Wir wollten etwas über die Optimierung von Kraftstoffeffizienz lernen", erklärte Rushbrook die Idee des F1-Einstiegs.
Das primäre Ziel verfolgend, änderte sich in den zweieinhalb Jahren einiges bei Ford, wie der US-Amerikaner ausführte. "Anfangs wollten wir gar nicht so sehr am Verbrenner mitarbeiten, aber jetzt machen wir es doch, weil wir auf diesem Gebiet offensichtlich doch noch vieles lernen können. Hier helfen wir vor allem bei der Produktion der Teile. Wir arbeiten also jetzt doch fast am ganzen Auto mit – und auch auf der operativen Seite."
Neue Traumehe der Formel 1?
Ford kehrt 2026 mit seinem ikonischen Logo zurück in die Elite des Motorsports. Zuletzt war man mit der damaligen Tochter Jaguar von 2000 bis 2004 am Start. "Als wir mit Jaguar das letzte Mal ein Werksteam hatten, mussten wir lernen, dass wir das nicht so gut konnten. Dazu haben wir, egal wo auf der Welt, kein volles Herstellerprogramm", legte der Motorsportchef die Herangehensweise von Ford dar.
Mit Red Bull hat man ein Top-Team als Partner gefunden. "Wir hatten ziemlich Glück bei unserem Timing, was Red Bull anbetraf. Sie hatten gerade entschieden, für 2026 einen eigenen Antriebsstrang zu entwickeln", frohlockte Rushbrook über die Chance, mit den Bullen zu kooperieren. "Das war noch ein sehr frühes Stadium, aber schon da haben sie gemerkt, dass die Ressourcen selbst für ein großes Formel-1-Team begrenzt sind. Zumal man in Milton Keynes noch nie zuvor einen eigenen Motor entwickelt hatte."
Die US-Amerikaner füllten eine Lücke, die wegen des Scheiterns der Gespräche zwischen Red Bull und Porsche entstanden war. Die Stuttgarter wollten ähnlich wie Ford lediglich auf der Elektro-Seite unterstützen. Diese Vakanz nutzte Ford und sprang auf den F1-Zug auf – zum richtigen Zeitpunkt wie Mark Rushbrook findet: "Es gab viele Gründe dafür, dass wir zurück in die Formel 1 wollten: Die neuen Regularien, dass sich der Sport zur CO₂-Neutralität verpflichtet, die neuen Kraftstoffe, die Beliebtheit des Sports."

Mit Cadillac als Marke steigt 2026 GM als weiterer US-Riese in die Formel 1 ein.
Cadillac vs. Ford auf F1-Ebene
Andere Hersteller lockte die Formel 1 ebenfalls an. Mit Audi und Cadillac sind ab 2026 zwei weitere Neulinge am Start. Im Gegensatz zu Ford bauen die beiden Marken ihre Power Units samt Verbrenner jedoch selbst. Auch das Chassis stammt dann von den Herstellern. Audi ist bereits ab nächster Saison mit dem eigenen Antrieb dabei. Bei Cadillac dauert es noch länger. Vor 2029 dürfte es schwierig werden, die eigene Power Unit fertigzustellen. Bis es so weit ist, startet Cadillac mit Ferrari-Antrieben.
Natürlich blickt man auch bei Ford auf den Einstieg des Riesen aus dem eigenen Land. "Cadillac wird 2026 in der Formel 1 dabei sein – mit Ferrari-Motoren", stichelte Rushbrook gegen den US-Kontrahenten und schob nach: "Aber wir freuen uns auf den Wettbewerb. Egal ob es Ferrari-Autos mit Ferrari-Motoren sind, Cadillac-Autos mit Ferrari-Motoren oder irgendwer sonst."