Brisant. Das ist das passende Wort für das Verhältnis zwischen Barcelona und Madrid. Die Rivalität der beiden iberischen Metropolen hat sich auch außerhalb Spaniens herumgesprochen. Deshalb ist es für die Katalanen ein Rückschlag, dass die Formel 1 ab der Saison 2026 in Madrid den Spanien-GP austragen wird. Das verkündeten die Verantwortlichen bereits im Januar 2024. Zehn Jahre lang soll die Hauptstadt Gastgeber für die Königsklasse sein.
Der neue Kurs wird eine Länge von 5,474 Kilometer aufweisen. Die Formel-1-Fahrer müssen 22 Kurven für eine Runde bewältigen. Das war schon im vergangenen Jahr kommuniziert worden. Danach wurde es aber stiller um das Bauvorhaben in Madrid. Die Spanier gaben im März letzten Jahres lediglich den Streckennamen bekannt. Die GP-Strecke bekam den Namen "MADRING" verpasst.
Zwischen den Grands Prix in Saudi-Arabien und Miami reiste nun Lokalmatador Carlos Sainz in seine Heimat (25.4.), um sich ein Bild von den Fortschritten zu machen. Der 30-jährige Williams-Pilot ist der offizielle Grand-Prix-Botschafter. Sainz – gebürtiger Madrilene – erklärte voller Stolz: "Madrid ist die beste Stadt der Welt und der Ort, den ich am meisten vermisse, wenn ich weg bin." Eine wichtige Hürde konnte man für das Bauvorhaben bereits im Februar 2025 nehmen. Der Stadtrat der spanischen Metropole hatte damals einen Sonderplan für die Finanzierung verabschiedet.
Steilwandkurve à la Indianapolis
Der Kurs entsteht rund um das IFEMA-Messegelände und nutzt dabei bestehende Straßen sowie neue permanente Rennstreckenabschnitte, die extra gebaut werden. In einem jetzt veröffentlichten YouTube-Video aus der Onboard-Perspektive bekommen die Fans einen ersten Eindruck der Strecke vermittelt. Das Layout verspricht einen flüssigen Kurs mit langen Geraden und schnellen Kurven. Dazu gibt es einige Schikanen, die an Mexiko-Stadt erinnern.
Das Highlight ist die Valdebebas-Kurve. Hier müssen die Fahrer in einem langen Rechtsknick eine Steilwandkurve meistern. Diese ähnelt den Zielkurven in Zandvoort und des ehemaligen Grand-Prix-Kurses von Indianapolis. Der letzte Sektor weist Elemente der ehemaligen Formel-1-Strecke von Sotschi auf. Die simulierte Rundenzeit soll bei 1.32,026 Minuten für den noch zu bauenden MADRING liegen. Das ergäbe eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 214 km/h.

Carlos Sainz ist offizieller Botschaft und winkte symbolisch die anrollenden Bagger ab.
Bagger rollen an
Auf dem Gelände sieht es momentan aber noch karg aus. Nur ein Jahr verbleibt den Spaniern, um die Anlage fertigzustellen. Beim Besuch von Carlos Sainz schwenkte der viermalige GP-Sieger symbolisch die schwarz-weiß-karierte Flagge, als zwei Bagger über eine aufgemalte Ziellinie tuckerten.
Das Formel-1-Rennen soll zukünftig 110.000 Zuschauer anlocken. Die Organisatoren erhoffen sich einen Umsatz von 450 Millionen Euro pro Grand Prix, wenn die Königsklasse ab dem kommenden Jahr ihre Zelte in Madrid aufschlägt. Somit steht nur noch die 2025er-Ausgabe für die stolzen Katalanen in Barcelona auf dem Programm. Die Verantwortlichen versuchen jedoch, den Platz im Rennkalender irgendwie zu halten. Diskutiert wird auch über Lösungen, bei denen Barcelona nur noch alle zwei Jahre stattfindet.
Falls es doch noch zu Unwägbarkeiten bei der Realisierung des Madrid-Projekts kommen sollte, stünde Barcelona auf jeden Fall als Ausweichlösung parat. Als schlechtes Beispiel dient hier der Vietnam-Grand-Prix. Die Strecke in Hanoi schaffte es aus verschiedenen Gründen nie, die Formel 1 zu empfangen.