Bei Alpine läuft es dieses Jahr noch nicht rund. Mit nur elf WM-Punkten aus zehn Rennen liegt der französisch-britische Rennstall ganz am Ende der Teamwertung. In Montreal gab es beim 100. Rennen unter dem Namen der Sportwagenmarke mal wieder nichts Zählbares. Laurent Rossi, der beim ersten Grand Prix unter der Alpine-Flagge den Teamchef-Posten bekleidete, hatte zum Start der neuen Ära eigentlich angekündigt, innerhalb von 100 Rennen um Siege und Titel kämpfen zu wollen.
Unterstützt wurde der krachend gescheiterte "100-Rennen-Plan" damals schon von Luca de Meo, der als Renault-Geschäftsführer stets die schützende Hand über das Formel-1-Projekt hielt. Wie involviert der Italiener war, lässt sich auch an den vielen Personalwechseln erkennen. Auf Rossi folgten mit Otmar Szafnauer, Bruno Famin und Oliver Oakes noch drei weitere glücklose Teamchefs bei Alpine.
Bald ist nun auch Luca de Meo selbst weg. Der 58-Jährige wird seinen CEO-Posten am 15. Juli offiziell verlassen. Der Marketing-Experte wechselt zum Luxuskonzern Kering, unter dessen Dach die Label Gucci, Yves Saint Laurent und Balenciaga firmieren. Parallel zum Kanada-Grand-Prix und dem 24h-Rennen in Le Mans wurde der Abschied offiziell verkündet. Bei beiden Großevents hatte der Renault-Konzern seine blauen Alpine-Renner am Start.

Beim Grand Prix von Spanien war Luca de Meo noch bei seinem Alpine-Team vor Ort.
De Meo unterstützt F1-Investitionen
De Meo zeigte sich immer als großer Motorsportfan, der wichtige Entscheidungen und Investitionen auf Vorstandsebene durchdrückte. Mit der Trennung verlieren die hausinternen Rennprojekte also einen wichtigen Verbündeten. Aber selbst mit de Meo geriet das Formel-1-Team in der Vergangenheit unter Druck. Der ausbleibende Erfolg und die hohen Kosten für die Modernisierung der F1-Fabrik in Enstone riefen viele Kritiker auf den Plan.
Um die finanzielle Situation zu entschärfen, hatten sich die Verantwortlichen im vergangenen Jahr sogar zu dem drastischen Schritt entschlossen, aus dem Werksrennstall ein Kundenteam zu machen. Ab 2026 werden die Alpine-Renner nicht mehr von hauseigenen Triebwerken befeuert, sondern von Mercedes-Aggregaten. Die traditionsreiche Renault-F1-Motorenfabrik in Viry-Chatillon muss sich künftig anderen Projekten widmen.
Schon Ende 2023 hatte Renault zudem knapp ein Viertel der Anteile des Formel-1-Teams an eine US-amerikanische Investorengruppe verkauft. In Kombination mit dem Stopp des eigenen Motorenprojekts waren in den letzten Monaten immer wieder Gerüchte aufgekommen, Renault könnte den Rennstall mittelfristig sogar komplett abstoßen. Das wurde von de Meo immer wieder dementiert. Man darf gespannt sein, ob sein Nachfolger das genauso sieht.

Als großer Motorsportfan unterstützte Luca de Meo die Renn-Projekte von Renault bzw. Alpine mit persönlichem Einsatz.
Verliert Briatore den Beraterposten?
Auch auf Flavio Briatore könnte der Wechsel auf dem Geschäftsführer-Posten Auswirkungen haben. Der Italiener tritt zwar auf wie ein Teamchef und trifft im Hintergrund auch die strategischen Entscheidungen, doch offiziell wurde er Mitte 2024 als persönlicher Berater von Luca de Meo für das Thema Formel 1 verpflichtet. Je nachdem, wer der neue Renault-Chef wird, könnte Briatore den Job also schnell wieder los sein.
Klar ist, dass die Personalie Spuren beim Rennteam hinterlassen wird. Alpine-Pilot Pierre Gasly wurde nach dem Rennen in Montreal natürlich direkt auf den Führungswechsel angesprochen. Der Franzose bedauert die Trennung: "Ich hatte immer eine gute Beziehung zu Luca. Er hat mich hier ins Team geholt. Er ist eine sehr inspirierende Person. Deshalb bin ich natürlich sehr traurig, dass er uns verlässt. Ich bin mir aber sicher, dass er gute Gründe für diesen Schritt hatte."
Für Prognosen, wie es mit dem Team weitergeht, ist es laut Gasly aber noch zu früh: "Natürlich läuft bei uns nicht alles toll momentan, aber in der Fabrik passieren gerade auch viele positive Dinge. Für mich ist es wichtig, dass wir diesen Schwung mit in die Saison 2026 nehmen. Da könnte das Bild und die Performance nämlich ganz anders aussehen. Ich muss mich jetzt erst einmal mit der Teamführung zusammensetzen, um etwas besser zu verstehen, was das für uns bedeutet."