Formel 1: McLaren dominier Longruns in Bahrain

McLaren dominiert die Formel-1-Longruns in Bahrain
Macht McLaren alle platt?

Zuletzt aktualisiert am 07.03.2025

Es gehört zum guten Ton in der Formel 1, dass man Stärke nicht zeigt. Nicht bevor die Saison richtig losgeht. So war es auch bei den Testfahrten in Bahrain. Sie bestanden aus Tarnen und Täuschen. Nur Williams ließ wirklich die Hosen runter. Die vier Topteams dagegen unternahmen alles, um möglichst unverdächtig auszusehen.

McLaren landete in der Tabelle der schnellsten Runden nur auf den Plätzen acht und 13, Oscar Piastri verfehlte die schnellste Runde von Carlos Sainz um 0,592 Sekunden. Seine tatsächlich schnellste Runde brach der Australier nach der letzten Kurve ab und fädelte sich direkt in die Boxengasse ab. Lando Norris spielte das gleiche Spiel einen Tag zuvor.

Dass die McLaren den zweiten Sektor klar beherrschten, ließ schon ahnen, dass mehr in den Papaya-Rennern steckt, als es die schnellsten Runden vermuten ließen. Der zweite Streckenabschnitt ist der repräsentativste auf dem Kurs von Sakhir. Weil er alles beinhaltet: Schnelle, mittelschnelle, langsame Kurven und eine Gerade.

Da das Spritgewicht in Bahrain eine extrem große Rolle spielt, sind einzelne Runden mit Vorsicht zu genießen. Aber auch ein Longrun kann irreführend sein. Es ist ein Unterschied, ob man ihn mit 70 oder 90 Kilogramm Benzin an Bord startet. Der einzig echte Vergleichsmaßstab ist die Rennsimulation. Da fahren alle mit einem ähnlichen Tankinhalt los.

Oscar Piastri - McLaren - Bahrain-Test 2025
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Nur neun Fahrer mit Rennsimulationen

Nicht alle Teams deckten ihre Karten über die Distanz an. McLaren und Mercedes spulten an unterschiedlichen Tagen mit beiden Fahrern ein imaginäres Rennen ab. Red Bull nur mit Liam Lawson, Ferrari mit Charles Leclerc, Haas mit Esteban Ocon, Toro Rosso mit Isack Hadjar und Sauber mit Gabriel Bortoleto.

Nico Hülkenberg hatte vor seinem letzten Stint eine längere Pause. Jack Doohan, Alexander Albon und Yuki Tsunoda haben zwischendrin wieder aufgetankt und nur unterschiedliche Reifentypen mit gleicher Spritmenge über eine bestimmte Rundenzahl verglichen. Lewis Hamiltons geplante Rennsimulationen fiel einem Hydraulikdefekt zum Opfer. Max Verstappen ging die Zeit aus, weil ein Ölleck und der Umbau vom neuen auf den alten Unterboden zu viel Zeit kostete.

Lando Norris - McLaren - Bahrain-Test - 2025
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Norris setzt den Maßstab

Das Maß aller Dinge war Lando Norris. Der Engländer legte am Donnerstag im ersten Stint 18 Runden auf dem C3-Reifen zurück, dann 16 auf Pirellis Betonmischung C1 und zum Schluss noch einmal 18 Runden mit dem C2-Gummi. Seine Durchschnittszeiten in den jeweiligen Abschnitten waren:

Andrea Kimi Antonelli, Charles Leclerc und Liam Lawson wählten jeweils eine andere Reifenfolge. Sie starteten ebenfalls mit dem C3, wechselten dann auf C2 und beendeten ihr Rennen auf dem C1. Hier im Vergleich ihre Durchschnittswerte in den einzelnen Stints:

Andere Bedingungen am letzten Tag

Am letzten Testtag änderten sich die Bedingungen. Es wurde wärmer und windiger. Das muss man mit einrechnen. Nur noch Oscar Piastri und George Russell brachten eine Rennsimulation über die Bühne. Bei Piastri fiel sie mit 16, 19 und 10 Runden etwas kürzer aus. Russell war 16, 21 und 11 Runden unterwegs. Hier ihre Durchschnittszeiten:

Im Verfolgerfeld ließen sich nur Haas, Toro Rosso und Sauber miteinander vergleichen. Isack Hadjar und Gabriel Bortoleto spulten ihre Dauerläufe am Donnerstag ab, Esteban Ocon am Schlusstag. Den besten Eindruck hinterließ Hadjar. Zum Vergleich auch hier die durchschnittlichen Stint-Zeiten:

Hier zeigt sich, dass die Teams aus dem Verfolgerfeld schon deutlich hinter den Top 4 abfallen. Das Potenzial von Alpine und Williams lässt sich schwer einschätzen, weil bei den Boxenstopps zwischen den Stints immer wieder aufgetankt wurde. Nur die Reifenmischung änderte sich.

Jack Doohan absolvierte drei Turns à 13 Runden mit den Durchschnittswerten 1.36,5 min, 1.35,4 min und 1.34,8 min. Alexander Albon war 16, 19 und 23 Runden unterwegs. Seine Stints im Mittel: 1,37,8 min, 1.36,8 min und 1.35,6 min.

Max Verstappen - Red Bull - Formel-1-Test - Bahrain - 28. Februar 2025
Red Bull

Wie viel bringt der Verstappen-Faktor?

Die Rennsimulationen stempeln McLaren zum klaren Favoriten. Der Titelverteidiger liegt deshalb in allen Hochrechnungen vorn. Unterschiedliche Meinungen gibt es zum Abstand. Die reichen von drei Zehntel bis zu einer Sekunde. Red Bull-Sportchef Helmut Marko glaubt, dass die Lücke etwas kleiner ist. Der Longrun von Lawson ist kein Maßstab. Erstens ist es Lawson und nicht Verstappen und zweitens war der Red Bull beim Dauerlauf des Neuseeländers nicht in seiner letzten Konfiguration.

Sorge macht Marko die sensationell geringe Reifenabnutzung der McLaren. Das spricht für ein Auto, das wenig rutscht und seine Piloten nicht mit hektischen Reaktionen überrascht. Sorge muss auch machen, dass McLaren auf einer Strecke so stark unterwegs war, die eigentlich zu den Problem-Strecken zählte. Und das Norris noch über ein nervöses Heck klagte.

Hinter den papaya-gelben Autos ist die Reihenfolge noch unscharf. Man muss davon ausgehen, dass Red Bull mit dem Verstappen-Faktor die Nase vor Ferrari und Mercedes hat. Im Mittelfeld machen Alpine und Williams den stärksten Eindruck, obwohl sie sich einer Bewertung entzogen haben. Dann folgen Toro Rosso und Haas vor Schlusslicht Sauber. Ein Team lässt sich überhaupt nicht einschätzen. Aston Martin spulte ein undurchsichtiges Testprogramm ab. Intern war zu hören: Die Autos sind jetzt einfacher zu fahren, aber sie sind nicht schneller geworden.