Wunsch nach eigener DNA: Ferrari baut kein Hamilton-Auto

Wunsch nach eigener DNA
Ferrari baut kein Hamilton-Auto

Zuletzt aktualisiert am 17.07.2025

Den Umstieg von Mercedes zu Ferrari hatte sich Lewis Hamilton wohl etwas einfacher vorgestellt. Obwohl der Rekordsieger in der Winterpause jede Menge Zeit und Aufwand in eine schnelle Akklimatisierung gesteckt hatte, fühlt er sich zur Saisonhalbzeit immer noch nicht ganz wohl in seinem neuen Dienstwagen.

Der Scuderia-Neuling probierte in den ersten zwölf Rennen viele verschiedene Setup-Varianten aus. Am Ende musste er feststellen, dass die Art, wie Teamkollege Charles Leclerc das Auto abstimmt, am meisten Erfolg verspricht. Allerdings sorgt das nervöse Heck nicht gerade für Vertrauen. Hamilton fühlt sich mit der Tendenz zum Übersteuern einfach nicht wohl.

Dass der siebenfache Weltmeister noch mit seinem neuen Sportgerät fremdelt, zeigen auch die Zahlen. Noch immer wartet der Teamwechsler auf sein erstes Podium für die Scuderia. Zum Vergleich: Teamkollege Leclerc stand schon vier Mal auf dem Treppchen. Auch in der Punktewertung hat der Monegasse aktuell die Nase vorne.

Loic Serra - Ferrari - 2025
Ferrari

Erste Entwicklungsphase ohne Fahrer-Input

Zuletzt war bei Hamilton aber ein klarer Aufwärtstrend zu erkennen. Der Routinier versteht es immer besser, sich an den SF-25 anzupassen. In Zukunft würde er aber gerne wieder mit seinem natürlichen Fahrstil Erfolge feiern. In Silverstone erklärte Hamilton deshalb: "Ich arbeite schon hart mit Loïc (Serra) und seinen Jungs in der Fabrik, damit das künftige Auto auch etwas von meiner DNA in sich trägt."

Zu große Hoffnungen sollte der Superstar aber nicht in Technik-Direktor Serra und die anderen Ingenieure setzen. Jerome D’Ambrosio, der als rechte Hand von Teamchef Frédéric Vasseur tiefe Einblicke in die Entwicklung für nächstes Jahr besitzt, versucht die Erwartungen etwas zu dämpfen.

"Man muss immer aufpassen, wenn man sagt, dass das Auto in eine bestimmte Richtung gebaut wurde", erklärt der Belgier. "Bei der Entwicklung geht es zuerst einmal nur um die maximale Performance. Loïc und sein Team wollen einfach das schnellstmögliche Auto bauen. Und da gibt es bestimmte objektive Parameter, die sie beachten müssen."

Jerome D'Ambrosio & Frederic Vasseur - Ferrari - 2025
xpb

Regelmäßiger Austausch mit den Piloten

Allerdings finden irgendwann auch die Wünsche der Fahrer Gehör bei den Technikern: "Erst in der zweiten Phase geht es darum, was die Fahrer eventuell brauchen könnten. Da gibt es viele Dinge, mit denen man sicherstellen kann, dass sie die nötigen Werkzeuge zur Verfügung haben, um das Auto so weit wie möglich dem eigenen Fahrstil anzupassen. Da geht es dann um das Feintuning und die Balance."

Laut D’Ambrosio laufen die beiden Phasen nicht komplett unabhängig. Deshalb gibt es auch einen ständigen Austausch: "Es ist uns im Team wichtig, dass wir uns ein paar Mal im Jahr mit beiden Fahrern zusammensetzen. Dann kommt alles auf den Tisch. Da geht es dann auch um die Frage, was sie brauchen, und wie man das in Performance umwandeln kann. Wenn man beiden dabei zuhört, dann sind die Wünsche sehr ähnlich."

Vielleicht hilft Hamilton, dass Loïc Serra auch erst im Herbst 2024 zur Scuderia gestoßen ist. Der Chassis-Direktor kam wie sein Pilot von Mercedes nach Maranello. Der 2026er-Ferrari wird die erste rote Göttin aus seiner Feder. D’Ambrosio betont aber, dass es keine Bevorteilung gibt: "Die Tatsache, dass Loïc viele Jahre mit Lewis bei Mercedes gearbeitet hat, hilft natürlich bei der Kommunikation. Loïc hat aber auch ein sehr gutes Verhältnis zu Charles."