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Hamilton mit 91. Karriere-Sieg
Ein Helm von Schumi von Schumi Jr.

Lewis Hamilton hat es geschafft. Mit seinem 91. Sieg egalisierte der Engländer die Rekordmarke von Michael Schumacher. Hamilton ist nach dem Ausfall von Valtteri Bottas auch einen großen Schritt näher zum WM-Titel. Es wäre der siebte wie bei Schumacher.

Lewis Hamilton - Mercedes - Mick Schumacher - GP Eifel 2020 - Nürburgring
Foto: F1/FIA

Es schienen zwei Rekorde für die Ewigkeit. Michael Schumacher legte mit 91 Siegen und sieben Weltmeistertiteln vor. Zum letzten Mal krönte sich der Kerpener 2004 zum Champion der Formel 1. Den letzten Sieg feierte Schumacher in China. Das war am 1. Oktober 2006.

14 Jahre später muss sich Schumi die erste der beiden Rekordmarken teilen. Lewis Hamilton zog nach Siegen gleich. Und man braucht bei 69 Punkten Vorsprung bei noch sechs ausstehenden Rennen kein Prophet zu sein, dass der Brite am Saisonende den siebten Titel eingefahren haben wird.

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Ein Ende der Siegesserie ist nicht in Sicht. Der beste Fahrer der aktuellen Formel 1 sitzt im besten Auto. Da müsste es schon mit dem Teufel zugehen, dass Hamilton nicht bald die Bestmarke für Siege allein hält. Der 35-Jährige dürfte den Rekord in den dreistelligen Bereich schrauben. Und er wird im nächsten Jahr um den achten WM-Titel fahren.

"Hamilton verdient jeden Sieg"

Die Formel 1 überschlug sich mit Lobeshymnen auf den Rekordmann. Egal, ob sie Toto Wolff, Max Verstappen, Daniel Ricciardo oder Sebastian Vettel hießen. Sie huldigten Hamilton, der ausgerechnet am Nürburgring, wo Schumacher fünf Mal siegte, mit ihm gleichstellte. "Lewis hat zwar das schnellste Auto. Aber er ruft seine Leistung Jahr für Jahr, Rennwochenende für Rennwochenende ab. Das muss man ihm erst einmal nachmachen. Deshalb Respekt für seine Errungenschaften. Er verdient sich jeden einzelnen Sieg", sprach Ricciardo stellvertretend für die Kollegen.

Hamilton selbst erinnerte sich an den steinigen Weg, der ihn bis in den Olymp des Motorsports brachte. Die Mühen seines Vaters, ihm den Kartsport zu ermöglichen, obwohl praktisch kein Geld in der Kasse war. Rassismus, der ihm entgegenschlug. Der erste Vertrag beschleunigte die Karriere. Hamilton war 13 Jahre alt, als er in die Nachwuchsförderung von McLaren aufgenommen wurde. Damit war auch die Verbindung zu Mercedes aufgebaut. Ein Band, das seither nie durchschnitten wurde. Hamilton feierte all seine Siege mit Mercedes-Motoren.

Das Ziel Formel 1 erreichte der Engländer 2007. Im McLaren saß er direkt in einem der beiden schnellsten Autos neben dem Ferrari. Es folgte der erste Sieg in Kanada 2007. "Ich erinnere mich noch genau, wie ich auf dem Podest stand und runter zu meinem Vater sah. Dieser Moment hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt. Es war das erste große Ziel, überhaupt in die Formel 1 zu kommen. Das zweite war ein Sieg. Wir hatten es gemeinsam geschafft."

Lewis Hamilton - Mercedes - GP Eifel 2020 - Nürburgring
F1/FIA
Lewis Hamilton feierte in der Eifel seinen siebten Saisonerfolg.

Zweiter Schumi-Helm

Dass in 13 Jahren 90 weitere hinzukommen, daran hätte Hamilton nie geglaubt. "Ich habe mir früher die Rennen von Michael im Fernseher angeschaut. Ich habe ihn und Ferrari so oft siegen sehen. Michael schien so weit weg. Ich muss es erst noch begreifen, dass wir jetzt gleich viele Rennen gewonnen haben." Der Respekt vor Schumacher ist riesengroß. "Er ist eine Ikone dieses Sports, eine Legende. Und er war ein Pionier. Er hat die körperlichen Grenzen für Rennfahrer verschoben. Keiner war jemals zuvor physisch so fit wie Michael. Was er und Ferrari zusammen erreicht haben, ist bemerkenswert."

Die Familie Schumacher ließ es sich nicht nehmen, ihre Anerkennung zu zeigen. Mick Schumacher, Sohn des Rekordweltmeisters, überreichte Hamilton einen von Schumachers legendären roten Helmen. Es ist der zweite in der Sammlung des sechsfachen Titelträgers. Hamilton erinnert sich zurück an eine Begegnung 2012 in Abu Dhabi. Damals fuhr Schumacher für das Team, bei dem Hamilton ein Jahr später sein Nachfolger wurde. "Wir haben im Mercedes-Motorhome die Helme getauscht. Das war die größte Form von Respekt, die Michael mir entgegenbringen konnte."

Und das bringt uns zu einem großen Schlüsselmoment in Hamiltons Karriere. Seine Entscheidung, McLaren nach 21 gemeinsamen Erfolgen zu verlassen, und sich ab 2013 dem Mercedes-Werksteam anzuschließen. "Ich wurde damals von vielen kritisiert, die es nicht nachvollziehen konnten. Ich sah in Mercedes ein hungriges Team. Ich wusste, dass es die richtige Entscheidung war." Hamilton bewies Weitblick. Mercedes war auf dem Weg an die Spitze der Formel 1, bezahlte aber auch noch viel Lehrgeld. Bei den Reifen zum Beispiel. Im ersten gemeinsamen Jahr feierte man zusammen nur einen Sieg.

Ins beste Team selbst gebracht

Danach startete man durch. Der Reglements-Wechsel von V8-Saugern auf V6-Turbo-Hybrid-Motoren spielte Mercedes einen Steilpass zu, den Hamilton verwertete. Kein Hersteller hatte sich früher auf die Mammutaufgabe vorbereitet. Doch ein Teamwechsel birgt auch immer gewisse Risiken. Hamilton wurde belohnt.

Und genau deshalb sieht Mercedes-Sportchef Toto Wolff auch keinen Grund, Hamiltons Leistungen auf das beste Material zu reduzieren. "Lewis hat sich in die Position gebracht, für das beste Team zu fahren. Viele andere talentierte Fahrer haben sich mit ihrem Verhalten und mit falschen Entscheidungen ins Abseits manövriert. Das ist Lewis nicht passiert. Er hat genau richtig gehandelt." Als Beispiel darf Fernando Alonso genannt werden. Der Spanier hätte durchaus mehr WM-Titel einfahren können, machte sich aber durch Stänkereien unattraktiv. Alonso hinterließ auf allen seiner Stationen verbrannte Erde.

Ohne das richtige Team kann kein Fahrer ein Formel 1-Rennen gewinnen, geschweige denn Weltmeisterschaften einfahren. Das gilt auch für Ausnahmefahrer wie Hamilton und Schumacher. Auf dem Nürburgring hatte Hamilton mal wieder das schnellste Auto im Feld. Seine Qualitäten zeigte der WM-Führende in der 13. Runde. Bis dahin führte Teamkollege Valtteri Bottas das Rennen in der Eifel an.

Lewis Hamilton - Mercedes - GP Eifel 2020 - Nürburgring
F1/FIA
Der Sieg war ungefährdet, obwohl sich Red Bull verbessert zeigte.

Überholmanöver gegen Bottas

Doch während der Finne langsam in Reifenprobleme rutschte, passte Hamilton den Moment für die Attacke genau ab. "Ich sah, wie Valtteris Vorderreifen begannen, zu körnen. Das war meine Chance. Ich erhöhte den Druck und trieb ihn in einen Fehler." Bottas verbremste sich in Kurve eins. Hamilton schlug zu und überholte das Schwesterauto eine Kurve später auf der Außenseite. Die Führung ließ er sich bis ins Ziel nicht mehr nehmen.

Nach dem Ausfall von Bottas war Max Verstappen im Red Bull der einzig verbliebene Gegner. Beide stoppten jeweils in derselben Runde: im 16. Umlauf unter VSC, im 45. als das Safety Car auf der Strecke war. Verstappen konnte Hamilton eigentlich nur nach dem ersten Boxenstopp unter Druck setzen. Da verkürzte der Niederländer von 4,3 Sekunden vor dem Service auf 1,6 Sekunden danach. "Ich habe so gestrauchelt, die Mediumreifen auf Temperatur zu bringen." In dieser Disziplin war der Red Bull besser, obwohl sich Hamilton dem DAS-System bediente, das über eine aktive Spurverstellung an der Vorderachse den Vorderreifen besser zu Temperatur verhilft.

Nach dem Restart in Runde 50 das umgedrehte Bild. Da flog Hamilton seinem Widersacher direkt davon. "DAS ist in diesen Situationen eine kleine Hilfe, aber kein Game-Changer", urteilte Teamchef Wolff. Über die Distanz hielt Mercedes besser mit den Reifen aus. Und so war der 91 Sieg im 261. Rennen schlussendlich doch ein ungefährdeter. Michael Schumacher errang seinen 91. Sieg übrigens nach 247 Grand Prix. Der siebte WM-Titel ist für Hamilton Formsache. Hamilton würden bereits sechs dritte Plätze reichen. Dann nutzt es Bottas auch nichts, wenn er alle Grand Prix gewinnen würde und sich jeweils die schnellste Rennrunde sichert.

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