Der Fahrerkader von Red Bull ist groß. Das Ziel aller Junioren lautet, einmal ganz oben im Weltmeisterteam neben Max Verstappen zu fahren. Hat man diesen Gipfel aber erst einmal erklommen, kann es ganz schnell wieder runtergehen. Diese Erfahrung mussten in den vergangenen Jahren schon mehrere Piloten machen.
Das letzte Opfer des viermaligen Formel-1-Weltmeisters heißt Liam Lawson. Der Neuseeländer ging eigentlich gut vorbereitet an die Aufgabe. Trotz seines jungen Alters von 23 Jahren sammelte er bereits viel Erfahrung in verschiedenen Rennserien. In der Formel 2, der japanischen Super Formula oder der DTM fuhr Lawson immer vorne mit. Auch in der Formel 1 hinterließ er bei seinen elf Auftritten einen ordentlichen Eindruck.
Doch bei Red Bull lief während der zwei Grand-Prix-Teilnahmen in Melbourne und Shanghai gar nichts zusammen. Wegen mangelhafter Quali-Leistungen ging es in den Rennen jeweils aus der Boxengasse los. Während Max Verstappen genügend Punkte für Rang zwei in der WM-Wertung sammelte, lieferte sein Teamkollege zwei Nullnummern ab. Schlimmer als die Ergebnisse selbst war aber der ratlose Eindruck, den der Pilot hinterließ.

Yuki Tsunoda wäre der fünfte Fahrer, der sich bei Red Bull mit Max Verstappen messen darf.
Wann wird der Lawson-Rauswurf offiziell?
Nun verdichten sich die Hinweise, dass Red Bull nach nur zwei Rennen den Stecker ziehen wird und Yuki Tsunoda pünktlich zu seinem Heimspiel in Suzuka ins A-Team befördert. Auf dem Heimweg von Shanghai sollen sich die Team-Verantwortlichen in Dubai mit den thailändischen Red-Bull-Eigentümern zusammengesetzt haben, um über den Fahrerwechsel zu diskutieren. Eine offizielle Bestätigung der Entscheidung steht aber noch aus.
Weil es sich beim nächsten Grand Prix um den Start eines Triple-Headers handelt, ist davon auszugehen, dass Tsunoda zumindest drei Rennen an der Seite von Verstappen überleben wird. Beim TV-Sender Viaplay erklärte der Japaner bereits, dass er bereit sei, das "Monster" herauszufordern. Allerdings sind diesem "Monster" schon einige Fahrer zum Opfer gefallen. Wir blicken noch einmal auf die Bilanz der bisherigen Verstappen-Teamkollegen bei Red Bull zurück.

Daniel Ricciardo konnte die Bilanz gegen einen jungen Max Verstappen einigermaßen ausgeglichen halten.
Daniel Ricciardo
Als Max Verstappen 2016 mit gerade einmal 18 Jahren zu Red Bull aufstieg, traf er zunächst auf Daniel Ricciardo. Der Australier ist seitdem der einzige Teamkollege, der den Zeitpunkt seines Abgangs selbst bestimmen durfte. In den knapp drei gemeinsamen Jahren bestritt das niederländisch-australische Duo 58 Rennen Seite an Seite für Red Bull. Das Quali-Duell gewann Verstappen dabei mit 33 zu 25 nur knapp. Auch der Vergleich der WM-Punkte war mit 608 zu 590 keine klare Sache.
Bei genauerer Betrachtung der Zahlen fällt aber auf, dass das Pendel im letzten gemeinsamen Jahr immer stärker zu Gunsten von Verstappen ausgeschlagen hatte. Ricciardo schien damals wohl schon zu ahnen, dass er sich schwer tun würde, auf Dauer gegenzuhalten und im gleichen Team Erfolge einzufahren. So verkündete der Mann aus Perth nach der Saison 2018 etwas überraschend seinen Wechsel zu Renault. Und Red Bull musste die Stelle aus dem eigenen Pool nachbesetzen.

Pierre Gasly überlebte nur eine halbe Saison an der Seite von Max Verstappen.
Pierre Gasly
Obwohl Pierre Gasly zuvor nur 26 Rennen für das Schwesterteam Toro Rosso bestritten hatte und es dabei auch nur fünf Mal in die Punkte schaffte, bekam der Franzose den Zuschlag. Am Ende sollte es nur ein kurzer Auftritt werden. Zwölf Rennen bestritt Gasly in der Saison 2019 an der Seite von Verstappen. Nach der Sommerpause war der Spaß schon wieder vorbei.
Das Quali-Duell ging mit 1:11 klar verloren. Den einzigen internen Erfolg im Kanada-Qualifying hatte Gasly einem Crash von Kevin Magnussen zu verdanken, der eine Zeitenverbesserung von Verstappen im Q2 verhinderte. In den Rennen sah die Nummer zwei im Team kein Land. Nach WM-Punkten verlor Gasly das Duell mit 63 zu 181 deutlich, weshalb er wieder zu Toro Rosso geschickt wurde.

Alex Albon wurde nach anderthalb Jahren bei Red Bull vom Hof gejagt.
Alex Albon
Wieder wurde die freie Stelle mit einem Piloten aus dem eigenen Nachwuchspool nachbesetzt. Alex Albon hatte als Rookie gerade einmal zwölf Rennen für Toro Rosso bestritten, als in der Sommerpause 2019 der Anruf von Christian Horner kam. Mit guten Leistungen direkt vor den Ferien in Hockenheim und Budapest hatte sich der Thailänder für die Beförderung empfohlen. Am Ende dauerte Albons Red-Bull-Karriere aber auch nur 26 Rennen.
Das Quali-Duell war hier mit 25:1 ebenfalls eine klare Sache zu Gunsten von Verstappen. Die einzige Niederlage beim Qualifying zum GP Italien hatte ihren Grund in einem Antriebsproblem beim Niederländer. Nach WM-Punkten machte Albon im teaminternen Vergleich auch nur selten einen Stich. Hier ging das Duell mit 311:181 Zählern an Verstappen. Albon wurde nach der Saison 2020 nicht wieder zu Toro Rosso degradiert, sondern musste sich ganz aus der Formel 1 verabschieden.

Der Frust mit Sergio Perez war am Ende so groß, dass der Mexikaner aus dem laufenden Vertrag rausgekauft wurde.
Sergio Perez
Nach der schlechten Erfahrung mit jungen Eigengewächsen entschied sich Red Bull vor der Saison 2021 auf einen routinierten Fahrer von außerhalb zu setzen. Die Wahl fiel schließlich auf Sergio Perez. Insgesamt 90 Rennen bestritt der Mexikaner als Teamkollege von Verstappen. Obwohl die Ergebnisse nicht viel besser waren als bei seinen Vorgängern, zeigte sich die Teamführung mit Perez geduldiger. Vier Jahre blieb "Checo" an Bord. 2024 gab es trotz schwachem Saisonstart sogar noch einmal eine Vertragsverlängerung.
Doch weil sich die erhoffte Steigerung nicht einstellte, wurde Perez in der Winterpause aus seinem gültigen Vertrag herausgekauft und durch Lawson ersetzt. Die Gesamtbilanz fiel äußerst durchwachsen aus. Der Mexikaner konnte zwischenzeitlich immer mal wieder mithalten und sogar fünf Rennen gewinnen, nur um dann wieder hoffnungslos hinterherzufahren. Sowohl das Quali-Duell (13:77) als auch das Duell nach Punkten (932:1861,5) gingen klar verloren.