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Schmidts F1-Blog
Neue Namen sind eine Lachnummer!

Alpha Tauri heißt jetzt Visa Cash App RB F1 Team und Sauber steht mit Stake F1 Team Kick Sauber in der Nennliste. Das geht gar nicht, findet F1-Experte Michael Schmidt. So macht sich Formel 1 sich lächerlich.

Alfa Romeo - GP Belgien 2023
Foto: xpb

Früher waren es die Teams, die kamen und gingen. Sternschnuppen wie Token, Trojan, Amon, Eifelland, EuroBrun, RAM, Pacific, Simtek, Osella, Coloni, Lambo, Forti, Caterham oder Marussia hatten nur eine kurze Halbwertzeit. Das störte nicht groß. Die Exoten haben jedem gezeigt, wie schwer es ist, in der Königsklasse Fuß zu fassen. Sie wurden Teil der Geschichte dieses Sports.

Seit 2016 ist das Feld ungewöhnlich konstant. Die zehn Teams von heute standen auch schon vor acht Jahren am Start. Vier der zehn allerdings unter anderem Namen. Aus Renault wurde Alpine. Aus Force India zuerst Racing Point und dann Aston Martin. Sauber wurde 2019 in Alfa Romeo umbenannt, Toro Rosso 2020 in Alpha Tauri.

Unsere Highlights

In dieser Saison treten zwei dieser Teams, die schon einmal unter einem anderen Etikett gefahren sind, mit neuem Namen auf. Sauber alias Alfa Romeo fährt als Stake F1 Team Kick Sauber im Kreis, Toro Rosso alias Alpha Tauri nun als Visa Cash App RB F1 Team. Wie bescheuert ist das denn? Stellen Sie sich diese Zungenbrecher in den Ergebnislisten vor. Oder beim TV-Kommentar. Das kann sich kein Mensch merken.

Logo Visa Cash App RB F1 Team
Red Bull

Für das Visa Cash-App RB F1 Team wird intern nur die Abkürzung "V-Carb" verwendet.

Rückkehr zu alten Namen

Ich werde keines dieser Teams so nennen. Bei mir heißen sie weiter Sauber und Toro Rosso. Denn das ist ihr Ursprung. In den 70er-Jahren hat der Tabakkonzern John Player darauf gedrängt, dass Lotus in John Player Special umbenannt wird und das Modell 76 offiziell JPS Mk1 heißt. Keiner hat sich darum gekümmert. Der Name Lotus strahlte zu stark. Und für den Werbewert war die schwarz-goldene Lackierung viel entscheidender als der Name. Der Sponsor wurde über die Farben bekannt.

Ich finde es armselig, dass FIA und F1-Management bei dieser Unsitte der ständigen Namenswechsel mitspielen. So macht sich die Formel 1 lächerlich. Tradition ist in jedem Sport ein wichtiges Marketingelement. Wenn aus Real Madrid Emirates Madrid würde oder aus Bayern München Qatar Airways München, würden die Fans auf die Barrikaden gehen. Zu Recht. Damit ginge ein Stück Identität verloren. Ich will wissen, wo die Vereine herkommen.

Guanyu Zhou - Alfa Romeo - Formel 1 - GP Italien - Monza - 1. September 2023
xpb

Alfa-Romeo: Außen die italienischen Farben, innen Schweizer Technik.

Mogelpackung Alfa Romeo

Dass sich jetzt branchenfremde Sponsoren in Szene setzen, finde ich noch nicht einmal so schlimm. Der Etikettenschwindel von Sauber mit Alfa Romeo hat mich viel mehr gestört. Dieses Team hatte nichts mit Alfa Romeo zu tun, außer dass der Mailänder Konzern angeblich zwölf Millionen Dollar für die Mogelpackung abgedrückt hat. Alfa Romeo gehörte nichts und hat keine einzige Schraube an dem Auto gebaut.

Da die Marke selbst insgesamt neun Jahre lang mit einem Team in der Formel 1 war, hat das nur für Verwirrung gesorgt. Streng genommen war Sauber damit ein Weltmeister-Team, weil Alfa Romeo 1950 und 1951 den Titel gewonnen hat. Sollte man die 149 WM-Punkte seit 2019 nun dem Schweizer Rennstall oder der italienischen Automarke anrechnen?

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Echt cool. Als würde ein neues Team in der Formel 1 starten.
Ganz okay. Namen sind mir eigentlich völlig egal.
Furchtbar. Kann man das noch irgendwie ändern?

Inflationäre Umbenennungen

Ich hatte genauso Mühe damit, dass zwischen 2010 und 2015 gleich zwei Rennställe mit dem Namen Lotus hausieren gingen. Außer dass die Chapman-Familie die Namensrechte abgetreten hatte, verdienten es weder Tony Fernandes noch Gérard Lopez, sich als Erben von Colin Chapman auszugeben. Als es dann noch einen Gerichtsstreit gab, wer von beiden den Namen tragen darf, wurde es richtig absurd.

Genauso überflüssig fand ich den Namenswechsel von Toro Rosso in Alpha Tauri. Er hat der Modemarke des Red Bull-Konzerns nichts gebracht, außer dass man die Bekleidung jetzt fast nur noch online verkauft, weil sich die Geschäfte nicht getragen haben. Mit der erneuten Umbenennung gehen der Formel 1 zwei Labels verloren. Das von Sauber ist immerhin schon seit 1993 im Geschäft, das von Toro Rosso seit 2016.

Prinzipiell kann man nichts dagegen einwenden, wenn ein Team verkauft wird und der neue Besitzer einen anderen Namen wählt. Das kann durchaus ein Produktname sein. So wurde Jaguar zu Red Bull oder Benetton zu Renault. Doch der Name sollte dann auch Bestand haben, solange das Team unter dieser Flagge segelt.

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