Noch vor seinem Debüt als Alpha-Tauri-Stammfahrer ist Nyck de Vries in seiner Heimat in die Schlagzeilen geraten. Laut der Tageszeitung "TD" geht es dabei um eine Klage des niederländischen Finanzinvestors Jeroen Schothorst und seiner Firma "Investrand", die dem Piloten im Jahr 2018 einen Kredit über 250.000 Euro gewährt hatte, um die zweite Formel-2-Saison mit Prema zu finanzieren.
Die Konditionen sollen neben der Zahlung von drei Prozent Zinsen auch die Weitergabe eines Teils möglicher künftiger Formel-1-Einnahmen des Fahrers beinhaltet haben. Diese Klausel sollte allerdings nicht in Kraft treten, wenn De Vries die Teilnahme an der Königsklasse bis zum Jahr 2022 verwehrt geblieben wäre.
De Vries soll Verträge offenlegen
Weil der Stammfahrer-Deal mit Alpha Tauri aber erst für das Jahr 2023 gilt, erkannte De Vries diesen Teil der Abmachung als ungültig an. So einfach sieht der Kreditgeber die Angelegenheit aber offenbar nicht. Bei einem Termin vor Gericht in Amsterdam sagte Schothorst aus, dass ihm De Vries seine Rennfahrer-Verträge und die daraus resultierenden Einnahmen nicht wie vereinbart offengelegt habe.
Nun wird verlangt, dass der Pilot die Details seines F1-Ersatzfahrer-Deals mit Mercedes aus der Vorsaison offenlegt. Dieser hatte es De Vries erlaubt, im September 2022 mit Williams sein Debüt in der Königsklasse zu feiern. De Vries hatte zudem Einsätze als Testfahrer für verschiedene Teams absolviert. Der Kläger forderte außerdem, dass der 27-jährige Rennfahrer auch noch sein aktuelles Abkommen mit Alpha Tauri vorlegen müsse.
In einem offiziellen Statement bedauerte Schothorst, dass er in diesem Fall gezwungen war, Rechtsmittel einzulegen: "Ich finde es fantastisch, dass Nyck es zu einem erfolgreichen F1-Piloten gebracht hat und im August beim Rennen in Zandvoort zwei Niederländer am Start stehen werden. Wir haben zu einem wichtigen Zeitpunkt seiner Karriere in De Vries investiert, als es sonst keiner mehr wollte. Jetzt gibt es unterschiedliche Meinungen, was die Interpretation der damaligen Abmachung angeht."
Vergleichsangebot abgelehnt
Über seinen Geschäftspartner fand Schothorst sogar ein paar nette Worte: "Solche Dinge passieren einfach. Das Resultat ist, dass wir jetzt leider nicht drumherum kommen, diese Angelegenheit vor Gericht klären zu lassen. Wir hätten natürlich auch eine andere Lösung bevorzugt, aber das ändert nichts daran, dass ich Nyck als Motorsportfan in seiner weiteren Karriere allen erdenklichen Erfolg wünsche."
Wie der "Telegraaf" schreibt, soll der Anwalt von De Vries, Jeroen Bedaux, bereits ein Vergleichsangebot eingereicht haben, das von der Gegenseite aber abgelehnt wurde. Vor Gericht wies der Verteidiger die Anschuldigungen zurück, dass sein Mandant nicht alle notwendigen Informationen offengelegt habe. "Es deutet alles darauf hin, dass Investrand die Tatsache nicht verdauen kann, dass De Vries erst 2023 zu einem Formel-1-Fahrer wurde und nicht schon im letzten Jahr des Vertrages."
Der Anwalt spekulierte dabei auch noch über einen weiteren Faktor, der in der Streitfrage eine Rolle gespielt haben könnte. Angeblich soll Schothorst angeboten haben, als Manager von De Vries zu fungieren, was von dem Piloten aber abgelehnt wurde. Ein Urteil soll noch im Februar, also vor dem Start der neuen Formel-1-Saison in Bahrain, erfolgen.