Johnny Herbert: Rauswurf als FIA-Steward

Rauswurf mit Vorgeschichte
Johnny Herbert verliert Steward-Job

Zuletzt aktualisiert am 30.01.2025

Bei jedem Rennen der Formel 1 sorgen vier FIA-Kommissare für Recht und Ordnung. Hat der Rennleiter einen möglichen Regelverstoß erkannt, leitet er die Angelegenheit an die sogenannten Stewards weiter. Sie entscheiden dann, ob eine Strafe ausgesprochen wird und wie hoch die Sanktionierung im Ernstfall ausfallen soll.

Die Zusammenstellung des Schiedsrichter-Quartetts ändert sich von Rennen zu Rennen. Mit dabei ist zum Beispiel immer ein Vertreter des nationalen Automobilverbands aus dem Land, das den Grand Prix austrägt. Dazu stellt die FIA im Rotationsprinzip auch immer Stewards aus anderen Ländern auf, die durch ihre regelmäßigen Einsätze mehr Erfahrung mitbringen.

Dem Steward-Panel gehört auch immer ein ehemaliger Rennfahrer an. Das soll dabei helfen, knifflige Zweikämpfe auf der Piste aus Sicht eines Profis zu bewerten und die Akzeptanz der Strafen bei den Sündern zu erhöhen. Auch die sogenannten Driver-Stewards werden regelmäßig gewechselt und haben in der Regel mehrere Auftritte pro Saison.

Sky TV England - Johnny Herbert - 2018
Wilhelm

FIA verkündet Herbert-Rauswurf

In den letzten Jahren gehörte auch Johnny Herbert zu dem Pool, aus dem die FIA ihre Schiedsrichter für die einzelnen Rennen nominiert hat. Doch damit soll jetzt Schluss sein. Wie der Weltverband am Mittwoch (29.1.) offiziell mitteilte, wird der britische Ex-Rennfahrer in Zukunft nicht mehr aufgestellt.

Die Verantwortlichen lieferten auch gleich eine offizielle Begründung mit: "Johnny ist überall respektiert und er hat wertvolle Erfahrung und Wissen in seine Arbeit eingebracht. Nach einigen Diskussionen haben wir uns aber dennoch gemeinsam darauf geeinigt, dass die Aufgaben eines FIA-Stewards und seiner Medien-Arbeit nicht vereinbar sind."

Herbert hatte lange als TV-Experte für den britischen TV-Sender Sky F1 gearbeitet. An den Wochenenden, an denen er für den Job des FIA-Stewards eingeteilt war, verzichtete er allerdings auf Einsätze vor der Kamera. Außerdem hatte Sky bereits vor dem Start der Saison 2023 entschieden, dass der ehemalige Formel-1-Teamkollege von Michael Schumacher nicht mehr Teil des Experten-Teams ist.

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Weitere Gründe für Trennung?

Auf den ersten Blick ist es also etwas verwunderlich, dass Herbert ausgerechnet jetzt auch noch den FIA-Job verloren hat. Wie man hört, soll der Rauswurf aber nicht nur wegen seiner Rolle als TV-Experte erfolgt sein. Auch das Engagement des Engländers als Werbegesicht für Sportwetten-Websites soll als problematisch eingestuft worden sein.

Es ist natürlich nachvollziehbar, dass es nicht besonders gut zusammenpasst, wenn ein Schiedsrichter gleichzeitig von Wettbüros bezahlt wird. Einen gewissen Beigeschmack bekommt die Trennung aber durch die Tatsache, dass FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem zuletzt schon einige prominente Posten im Formel-1-Bereich neu besetzt hat.

Im Fall von Herbert und den anderen Fällen stellt sich natürlich immer auch die Frage, inwieweit solche Personalentscheidungen politisch motiviert sind. Die Strafen und Aussagen von Herbert sind in der Vergangenheit nicht bei allen Teams immer auf Verständnis gestoßen. Natürlich würde niemand öffentlich zugeben, dass persönliche Befindlichkeiten jetzt bei dem Rauswurf eine Rolle gespielt haben.

Niels Wittich - F1-Rennleiter - FIA - GP Bahrain 2023
Wilhelm

Diskussion über Profi-Stewards

Die Trennung von Herbert dürfte nicht nur die Diskussionen über den Führungsstil bei der FIA anheizen, sondern auch die Forderungen nach einem permanenten Steward-Gremium wieder befeuern. Viele Fahrer hatten sich schon in der vergangenen Saison dafür ausgesprochen, dass es wie in anderen Sportarten Profischiedsrichter geben sollte, die ordentlich für den Job bezahlt werden und regelmäßig zum Einsatz kommen.

Die Befürworter eines solchen Systems hoffen, dass die Entscheidungen konstanter ausfallen und nachvollziehbarer sind, wenn sie immer von den gleichen Personen getroffen werden. Zuletzt hatte sich auch McLaren-Boss Zak Brown im Rahmen des "Autosport Business Exchange" noch einmal für die Einführung von Profi-Stewards starkgemacht.

"Dass wir in einem Multi-Milliarden-Dollar-Sport, in dem es bei den richtigen Entscheidungen um alles geht, noch immer auf Stewards setzen, die in Teilzeit arbeiten und nicht dafür bezahlt werden… Wenn man richtig liegt, sagt keiner: Gute Arbeit! Ich denke nicht, dass es erfolgversprechend ist, wenn wir keine Vollzeit-Stewards haben."

Bezahlung kein großes Thema

Laut Brown sollten diese Profis dann künftig auch mehr Freiheiten bei ihren Urteilen bekommen: "Die Personen sind okay, aber das Regelbuch ist einfach zu restriktiv. Wir sollten einen Schritt zurückgehen und das Ganze etwas auflockern. Und wir sollten Vollzeit-Stewards haben, die verstärkt subjektive Entscheidungen treffen, ob etwas richtig oder falsch war."

Die Frage nach der Bezahlung der Profi-Stewards sieht der US-Amerikaner als kein großes Problem an: "Das Thema ist natürlich nicht besonders beliebt bei den Teams. Ich habe aber kein Problem damit, wenn McLaren und alle anderen Teams etwas dazu beitragen. Es ist wichtig für den Sport. Und so viel kann es ja nicht kosten, wenn jeder etwas dazu beiträgt. Wir gehen dadurch sicher nicht pleite."