Stabilität ist in der Formel 1 ein Schlüssel zum Erfolg. Mercedes hat deshalb sechs Wochen vor dem Saisonstart Zeichen gesetzt. Zuerst verlängerte Teamchef Toto Wolff seinen Vertrag um drei Jahre. Jetzt zog Technikdirektor James Allison mit einem langfristigen Bekenntnis für Mercedes nach. Zwischenzeitlich hatte es Gerüchte gegeben, dass Aston Martin hinter dem Urgestein her war, was sich aber offensichtlich zerschlagen hat.
Der 55-jährige Engländer spricht von einem Privileg, "das Abenteuer fortsetzen zu dürfen, mit exzellenten Kollegen zu arbeiten und zusammen zum Erfolg zurückzufinden." Allison betont auch, dass es wichtig war, dem Team und seinen Partnern mit der Vertragsverlängerung zu zeigen, dass man an die gemeinsame Aufgabe glaubt.

Der Mercedes von 2023 konnte die Erwartungen nicht erfüllen. Die Ingenieure hoffen in der Winterpause auf einen großen Schritt.
Mercedes-Aufstieg zum Mount Everest
Für Toto Wolff ist Allison der beeindruckendste Technikchef in unserem Sport: "Seine Gladiatorenmentalität, verbunden mit seinem Wissen, seiner Erfahrung und seiner Entschlossenheit machen ihn unvergleichlich". Seit Allison 2017 von Ferrari zu Mercedes kam, war er Wolffs bester Verbündeter und Sparringspartner.
Acht Jahre lang ging Mercedes als Weltmeister und Favorit in die neue Saison. Mittlerweile ist der WM-Zweite von 2023 nur noch der Herausforderer. Allison hält beide Rollen für reizvoll. "Aufholen ist nicht ganz so schön wie Gewinnen, doch im Sport unvermeidlich. Du musst aufstehen, wenn du deinen Job nicht gut genug erledigt hast. Red Bull war jahrelang im Niemandsland. Umso mehr können sie sich jetzt über ihren Erfolg freuen. Da wollen wir auch wieder hin."
Allison zitiert dabei Lewis Hamilton, der die Aufgabe von Mercedes mit dem Gipfelsturm des Mount Everest verglich. "Es ist die schwierigste Aufgabe, die man sich vorstellen kann, aber sie ist möglich." Die Stimmungslage vor dem Saisonbeginn beschreibt der Technikchef so: "Angespannt, verbunden mit Begeisterung und Furcht."

James Allison will Mercedes zur Weltmeister-Form zurückführen.
Mehr Wettbewerb an der Spitze
Müsste Mercedes nur gegen sich selbst fahren, hätte Allison ein uneingeschränkt gutes Gefühl. Der neue W15 ist nach Aussage der Simulationen ein besseres Auto als sein Vorgänger. "Das Heck ist stabiler, die Straßenlage ausgewogener. Wir haben letztes Jahr unsere Schwächen analysiert, Hypothesen über die Gründe dafür angestellt und sind jetzt gespannt, ob unsere Maßnahmen die Diagnose und die Hypothesen bestätigen."
Erst die Rennstrecke wird zeigen, ob der Fortschritt ausreicht. Rein theoretisch müsste das Feld an der Spitze enger zusammenrücken, meint Allison: "Diese Groundeffect-Autos haben eine relativ klar definierte Grenze, anders als die Generation davor, wo jede Veränderung immer noch mehr Rundenzeit brachte."
Es war schon 2023 zu beobachten, dass der Spielraum nach oben begrenzt ist. "Red Bull hat sich im Vergleich zum Auto von Ende 2022 nur noch begrenzt verbessert. Und im Q1 lagen 20 Autos manchmal innerhalb einer Sekunde. Das sind klare Anzeichen einer Konvergenz. Wenn du mit deinem Auto einen guten Job gemacht hast, sollte man davon profitieren. Dann werden die Fahrer, die Arbeit des Teams an der Strecke und die Zuverlässigkeit zu den entscheidenden Faktoren."