Weil George Russell immer noch keinen Vertrag für das nächste Jahr unterschrieben hat, gingen die Wechselgerüchte um Max Verstappen in Silverstone in eine weitere Runde. Der Pilot selbst wollte sich in seinem Medien-Termin am Donnerstag (3.7.) nicht dazu äußern. Dafür hatte Teamchef Christian Horner in der offiziellen FIA-Pressekonferenz am Freitag (4.7.) einiges zu dem Thema beizutragen.
Der Engländer versteht die ganze Aufregung um seinen Starpiloten nicht: "Es gibt ein Abkommen zwischen dem Team und dem Fahrer. Alle wissen genau, wo sie stehen. Max ist seit dem Start seiner Karriere ein Red-Bull-Fahrer. Er hat alle seine Erfolge in einem Red Bull gefeiert. Er hat viel Vertrauen in dieses Team. Natürlich gibt es immer Spekulationen und Störgeräusche, aber es gibt nichts, was uns in dieser Situation beunruhigt."
Dass Verstappen das Team wechseln darf, wenn er bis Ende Juli in der Fahrerwertung auf Rang vier oder schlechter zurückfällt, wollte Horner nicht bestätigen. "Die Verträge zwischen Fahrern und Teams bleiben stets vertraulich. Natürlich gibt es immer gewisse Leistungsklauseln. Da ist es unausweichlich, dass auch von anderen Teams Interesse angemeldet wird."

Laut Horner versucht Russell mit dem Verbreiten der Verstappen-Gerüchte seine eigenen Vertragsverhandlungen zu beschleunigen.
Russell löst Spekulationen aus
Die Frage lautet, was passiert, wenn die Ausstiegsklausel nicht gezogen werden kann. Interessierten Teams bliebe dann nur die Möglichkeit, Verstappen aus dem noch bis 2028 laufenden Vertrag rauszukaufen. Den Verlust würde sich Red Bull teuer vergüten lassen. Dabei geht es um Summen, die auch Mercedes nicht so einfach aus der Portokasse bezahlen kann.
Horner glaubt nicht, dass es so weit kommt: "George hat diese ganze Spekulation ausgelöst. Er wollte damit wohl seine eigene Situation verbessern, um schnell Klarheit zu schaffen. Das ist auch nachvollziehbar, weil er eine starke Saison fährt. Es ist bemerkenswert, dass er immer noch auf dem Markt ist. Wir haben keine Gespräche mit ihm geführt. Er scheint ja sehr zuversichtlich zu sein, dass er dort bleibt, wo er aktuell ist."
Gleichzeitig betonte Horner, dass es für Verstappen gar keinen Grund gibt, zu Mercedes zu wechseln. Keiner weiß, wer 2026 die Nase vorne haben wird: "Wir stehen vor der größten Revolution in den letzten 50 Jahren, bei der sowohl neue Regeln für den Motor als auch für das Chassis eingeführt werden. Niemand kann mit Gewissheit sagen, wie die Rangfolge aussehen wird. Es gibt keine Garantie, dass man sich automatisch verbessert, wenn man in einen Mercedes hüpft."

Yuki Tsunoda darf sich noch bis Saisonende im Red Bull beweisen.
Tsunoda bekommt Zeit bis Saisonende
Auf die Frage, ob es schon einen Plan B gibt, grinste Horner mit Blick auf den neben ihm sitzenden McLaren-Geschäftsführer Zak Brown: "Oscar Piastri." Der Red-Bull-Boss gab aber zu, dass er sich schon mit der Frage beschäftige, was nach Max Verstappen kommt: "Max ist seit fast zehn Jahren ein wichtiger Teil des Teams. Wir haben die Absicht, das weiterzuführen. Aber es wird der Tag kommen, an dem Max nicht mehr da ist. Das muss man immer im Hinterkopf haben. Das Team muss weiter in die Zukunft und junge Talente investieren. Hoffentlich dauert es noch einige Jahre. Aber man weiß ja nie. In diesem Geschäft gibt es nichts, was stillsteht."
Nominell ist aktuell Yuki Tsunoda der zweite Fahrer im Stall. Doch der Japaner konnte den Anschluss an den Teamkollegen zuletzt nur selten halten. Noch hat man bei Red Bull aber nicht die Geduld verloren: "Yuki hat noch bis Saisonende Zeit, uns zu beweisen, dass er das Cockpit verdient. Daneben haben wir auch noch Isack (Hadjar), der gute Arbeit abliefert. Und Liam (Lawson) findet auch langsam wieder zur Form zurück."
Sollte sich keines der Eigengewächse aufdrängen, könnte man aber auch bei der Konkurrenz wildern, wie man es schon im Fall von Sergio Perez gemacht hatte: "Natürlich blicken wir darauf, was sonst noch verfügbar ist", gibt Horner zu. "Wir wollen immer die bestmögliche Paarung ins Rennen schicken. Wir haben in der Vergangenheit schon auf Fahrer von außen zurückgegriffen. Wenn es nötig ist, hätten wir kein Problem damit, das erneut zu machen."

Christian Horner hat bei Red Bull alle Zügel in der Hand. Der Erfolg gibt dem Teamchef recht.
Keine Änderungen an Red-Bull-Struktur
Dann äußerte Horner auch noch auf einen Kritikpunkt, der offenbar vom Verstappen-Camp selbst lanciert wurde. Dem Teamchef wurde demnach vorgeworfen, dass er im Rennstall zu viel Macht auf sich selbst vereint. Bei McLaren sind die Verantwortlichkeiten dagegen auf mehr Schultern verteilt, was für das Papaya-Team aktuell gut funktioniert.
Horner sieht für seine Organisation aber keinen Änderungsbedarf: "Jedes Team ist anders, was die Struktur angeht. Die Rolle des Teamchefs unterscheidet sich, auch wenn der Titel der gleiche ist. McLaren hat viele verschiedene Rennprogramme. Bei Red Bull haben wir eine klare Struktur, wer mir direkt unterstellt ist – genau wie es mit Andy (Cowell) oder Toto Wolff ist. Pierre Waché übernimmt wahrscheinlich 80 Prozent der Aufgabengebiete, die Andrea (Stella) bei McLaren betreut."
"Je nach Team gibt es unterschiedliche Job-Bezeichnungen, andere Funktionen oder eine andere Organisation. Unsere Aufstellung hat auf und neben der Strecke gut funktioniert. Wir haben eine eng verzahnte Management-Struktur. Wir besitzen die nötige Tiefe. Ich habe nicht das Gefühl, dass hier Änderungen notwendig sind. Natürlich gibt es immer Feintuning und Optimierung, aber die Grundstruktur ist sehr klar."