Es war fast klar, dass die dünne Pressemitteilung, die der Red-Bull-Konzern am Mittwochabend verschickt hatte, nicht das Ende der Affäre um Christian Horner bedeuten würde. Mit der Abweisung der Beschwerde gegen den Teamchef konnte die Untersuchung zwar offiziell für beendet erklärt werden, doch weil der Abschlussbericht unter Verschluss blieb und es keine weiteren Details gab, blieb ein gewisser Nachgeschmack.
Die Konkurrenz will das Thema nicht so einfach auf sich beruhen lassen. Und auch viele Medienvertreter sehen hier noch weiteren Klärungsbedarf. In der Pressekonferenz der Teamchefs am Donnerstag (29.2.) wurden Toto Wolff und Zak Brown direkt um ihre Einschätzung der Angelegenheit gebeten. Dabei äußerten die Vertreter von Mercedes und McLaren ihre Enttäuschung über den Verlauf des Verfahrens.

Toto Wolff und Zak Brown gaben sich mit dem dünnen Red-Bull-Statement nicht zufrieden.
Brown und Wolff fordern Transparenz
"Ich habe das Statement gelesen. Ich würde sagen, es fiel relativ einfach aus", erklärte Wolff. "Wir können nicht wirklich hinter den Vorhang schauen. Am Ende gibt es da wohl eine Dame in einer Organisation, die sich mit einem Problem an die Personalabteilung gewendet hat und dann die Antwort bekam, dass alles in Ordnung sei. Mit unseren Ansprüchen als globaler Sport braucht es hier mehr Transparenz."
Brown fügte an: "Von dem, was ich gesehen habe, wird es wohl weiter viele Gerüchte, Spekulationen und Fragen geben. Die oberste Sportbehörde hat die Autorität und die Verantwortung für unseren Sport, für die Fans und für uns alle in der Formel 1. Sie müssen sicherstellen, dass die Dinge komplett transparent geregelt werden."
Laut Brown reichen die Informationen nicht aus, um den notwendigen Schlussstrich zu ziehen. "Es wird sonst immer ein gewisses Level an Spekulationen geben. Das ist meiner Meinung nach nicht gesund für den Sport." Wolff warnte ebenfalls vor Nachwirkungen: "Ich denke, dass wir es uns als Sport nicht leisten können, solche Dinge undurchsichtig und vage im Raum stehenzulassen. Das wird uns sonst irgendwann einmal auf die Füße fallen."

Christian Horner reagierte am Donnerstag erleichtert auf das Ende der Untersuchung.
Aufregung nach anonymer Mail
Als gerade das zweite freie Training von Bahrain lief, nahm der Fall Horner eine weitere überraschende Wende. Von einer anonymen Quelle wurde eine E-Mail an alle dauerhaft akkreditierten Journalisten geschickt. Auch die Teamchefs und hochrangiges F1-Personal befanden sich im Verteiler. In der Mail enthalten war lediglich ein Link zu einem Google-Drive-Speicher.
Unter dem Link waren zahlreiche Screenshots abrufbar, die angeblich den privaten Chatverlauf von Horner mit einer Frau zeigen sollen. Wir verzichten an dieser Stelle bewusst darauf, aus den teils intimen Gesprächen zu zitieren. Die Echtheit und die Vollständigkeit des Materials können nicht überprüft werden. Wir überlassen es den Boulevard-Medien, sich auf die Details zu stürzen.
Die Angelegenheit kann also nicht so schnell abgeschlossen werden, wie sich Red Bull das vorgestellt hatte. Offenbar gibt es einige Heckenschützen, die nach der missglückten Untersuchung nun die zweite Ladung abfeuern. Interessant ist dabei auch, wie die anonyme Quelle an so viele vertrauliche E-Mail-Adressen kommen konnte. Bei den Kontaktdaten der Journalisten handelt es sich um die aktuelle Liste der Inhaber von F1-Jahrespässen für die Saison 2024.