Historische Formel 1-WM-Duelle: Schumacher vs. Räikkönen 2003

Historische Formel 1-WM-Duelle (12)
Schumachers Gang nach Canossa

Veröffentlicht am 18.11.2014

Was beim Formel 1-Finale 2003 wirklich passierte

Michael Schumacher brauchte für seinen sechsten Titelgewinn nur einen Punkt. Sein Gegner Kimi Räikkönen musste gewinnen. Doch der Weg dorthin war für den Ferrari-Piloten der Gang nach Canossa. Am Ende hätte auch eine Nullrunde gereicht. Teamkollege Rubens Barrichello gewann den GP Japan und raubte somit Kimi Räikkönen die einzige Chance, seinen Teil zum Titelgewinn beizusteuern.

Während des GP Japan war Räikkönen ein einziges Mal Weltmeister auf dem Papier. In der 13. Runde führte der McLaren-Pilot, und sein WM-Gegner lag auf Platz 16 klar außerhalb der Punkteränge. Obwohl Michael Schumacher alles und Räikkönen nichts zu verlieren hatte, zeigte der sonst so coole Finne in Japan Nerven. Nach einem Crash im Samstagstraining, musste Coulthard kurzfristig sein Auto an McLarens WM-Hoffnung abtreten.

Michael Schumacher bekam schon im Training eine Vorahnung davon, dass es kein normales GP-Wochenende werden würde. Als die letzten fünf Fahrer Aufstellung zum Einzelzeitfahren nahmen, begann es zu regnen. Räikkönen schaffte auf leicht feuchter Bahn noch den achten Startplatz. Bei Schumacher war die Bahn schon so nass, dass er auf Rang 14 abrutschte.

Schumacher blieb zunächst im Verkehr stecken. Bei einem optimistischen Angriff auf Takuma Sato fuhr er sich den Frontflügel krumm. Die Tankstopps der Gegner spülten den Titelverteidiger vorübergehend auf den sechsten Platz nach vorne, doch nachdem alle an der Tankstelle waren, lag Schumacher gerade so auf Rang 8, hart bedrängt von seinem Bruder. Und wieder ging ein Überholversuch in der Schikane schief.

Der haushohe WM-Favorit bremste sich bei einem Angriff auf da Matta die Reifen eckig. Ausgerechnet sein Bruder Ralf bohrte den Frontflügel seines Williams in den linken Hinterreifen des Ferrari. So fuhr bei Michael Schumacher in den letzten 13 Runden die Angst vor einem schleichenden Plattfuß mit, oder dass die Vibrationen durch den Bremsplatten die Aufhängung zerschlagen könnten. Es blieb alles heil.

Barrichello hatte an der Spitze alles im Griff. Im Gegensatz zu Schumachers Pannen-Rennen, fuhr der Brasilianer den perfekten Grand Prix und sicherte seinem Teamkapitän den sechsten WM-Titel.

Unser fiktives Abu Dhabi-Finale 2014

Die leichtesten Aufgaben sind immer die schwersten. Das sollte sich Lewis Hamilton merken. Michael Schumacher brauchte 2003 für seinen sechsten Titelgewinn nur einen Punkt. Hamilton reicht in Abu Dhabi der zweite Platz, was in einem Mercedes ungefähr so einfach ist wie bei Schumacher der eine Punkt. Allerdings hat Hamilton keinen Helfershelfer. Sein Teamkollege ist sein Gegner. Wenn Hamilton ausfällt, müssten sich schon fünf Fahrer vor Nico Rosberg platzieren, um den Deutschen vom Titelgewinn abzuhalten.

Das Finale von 2003 kann sich eigentlich gar nicht wiederholen. Da müsste schon im Training die Welt verrückt spielen. Wie sonst käme Rosberg auf Startplatz 8 und Hamilton auf den 14. Rang? Das geht noch nicht einmal, wenn Rosberg das Getriebe wechseln muss und Hamilton den sechsten Motor einbauen muss.

Sei's drum. Wir spielen das jetzt durch: Hamilton bleibt wie von ihm befürchtet in der Anfangsphase im Verkehr stecken. Als er am Caterham von Kamui Kobayashi vorbei will, fährt er sich den Frontflügel krumm. Der Wechsel der Nase wirft ihn auf den 16. Platz zurück. Da ist Rosberg bereits Fünfter. Auch nach der Serie der zweiten Boxenstopps sieht es für Hamilton noch einmal kritisch aus. Rosberg liegt hinter Bottas an zweiter Stelle, während Hamilton sich auf Platz 12 mit Grosjean herumschlägt.

Nach Ende aller Boxenstopps hat sich Hamilton auf Platz 8 eingereiht. Überholen in Abu Dhabi ist schwer. Fernando Alonso kann ein Lied davon singen. Der Spanier kam 2010 nicht an Vitaly Petrov vorbei. Und wieder geht ein Überholversuch von Hamilton schief. Der haushohe WM-Favorit bremst sich bei einem Angriff auf Massa die Reifen eckig. Der dahinter liegende Hülkenberg touchiert den linken Hinterreifen des Mercedes. Ab sofort fährt beim WM-Spitzenreiter die Angst vor einem Reifenschaden mit.

Hamilton kommt durch. Auf Platz 8. Macht 342 Punkte. Rosberg kommt nicht an Bottas vorbei. Muss er auch nicht. Ihm reicht der zweite Platz zu 353 Punkten und damit zum WM-Titel. Im Gegensatz zu 2003 dreht sich diesmal die Reihenfolge um. Hamilton wird die doppelten Punkte verfluchen. Bei normaler Punktevergabe hätte er mit 338:335 gewonnen.