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Historische Formel 1-WM-Duelle (14)
Bis zur letzten Kurve...

Dieses Jahr kommt es zum 16. Mal im WM-Finale zum Titel-Duell Mann gegen Mann - Rosberg gegen Hamilton. Wir blicken auf die 15 Duelle seit 1950 zurück. In Teil 14 unserer Serie kämpfen Lewis Hamilton und Felipe Massa in Interlagos um die Weltmeisterschaft 2008.

McLaren 2008
Foto: Wolfgang Wilhelm

Was beim Formel 1-Finale 2008 wirklich passierte

So ein Finale hat die Formel 1-Weltmeisterschaft in 60 Jahren nicht erlebt. 39 Sekunden lang war Felipe Massa Weltmeister. Dann kreuzte Lewis Hamilton als Fünfter die Ziellinie. Exakt auf dem Platz, der ihm gerade noch zum Titelgewinn reichte.

Einen Kilometer vor dem Zielstrich lag der McLaren-Pilot nur auf Rang sechs. Timo Glock, der trotz einer schwarzen Gewitterwolke am Horizont mit Trockenreifen für die letzten Runden des GP Brasilien gepokert hatte, kämpfte auf verlorenem Posten. Hamilton hatte wie der Rest des Feldes auf Regenreifen umgesattelt.

Unsere Highlights

In der vorletzten Runde brach die Hölle über Interlagos zusammen. Es schüttete wie aus Kübeln. "Es ging nicht schneller. Ich bin nur noch gerutscht. Wenn mich Lewis nicht in der Kurve geschnappt hätte, dann den Berg hoch zu Start und Ziel", entschuldigte sich der Toyota-Pilot.

Mit einem Schlag war der Kämpfer aus dem Odenwald in Brasilien ein bekannter Mann. "Ich hatte Interview-Anfragen wie noch nie. Alle sahen mich als Spielverderber, weil ich Hamilton den Titel geschenkt habe. Dabei wusste ich nicht einmal, auf welchem Platz er lag. Ich bekam sogar Drohungen per Mail."

Die Ausgangssituation vor dem Showdown in Massas Heimatstadt war klar. Der kleine Brasilianer musste gewinnen. Hamilton durfte nicht mehr als sechs Punkte auf ihn verlieren. Massa ließ an seiner Mission nie einen Zweifel aufkommen. Pole Position, 64 Führungsrunden, schnellste Runde, Sieg. Massa hatte alles im Griff. Nur das Schicksal seines Gegners nicht.

Sao Paulos unberechenbares Wetter wurde zu seinem besten Mitspieler. Schon vor dem Start ging ein Gewitterregen nieder. Zehn Minuten Warten. Die Strecke trocknete schnell ab. Ab der achten Runde setzte das große Reifenwechseln ein. Weil Hamilton zögerte, konnte sich Massa zum ersten Mal als virtueller Weltmeister fühlen. Für sechs Runden.

Hamilton schwächelte. Die weichen Reifenmischungen spielten dem reifenschonenden Ferrari F2008 alle Trümpfe in die Hand. Der McLaren MP4-23 nahm seine Sohlen härter ran. "Fahre auf Ankommen, halte dich aus allem raus", redete sich Hamilton wieder und wieder ein. Bis zur 64. Runde klappte das Vorhaben. Dann lösten Giancarlo Fisichella und Nick Heidfeld mit ihrem Wechsel auf Regenreifen eine Massenpanik aus. Nur die beiden Toyota-Piloten blieben mit Trockenreifen auf der Strecke.

Als Vettel WM-Kandidat Hamilton auf Platz 6 verdrängte, wäre der McLaren-Pilot fast verzweifelt. "Du musst dir den Platz zurückholen, sonst kannst du den Titel vergessen", hörte der Engländer am Funk. In der letzten Runde standen die Renngötter Hamilton bei. Der Regen wurde stärker. Glocks 13-Sekunden Vorsprung schmolz im Zeitraffer dahin. Drei Kurven vor Schluss hatte der McLaren-Pilot den Toyota im Visier.

Die Ferrari-Box lag sich schon in den Armen und feierte den vermeintlichen Weltmeister Massa. Doch dann, von einer Sekunde auf die andere, fror der Jubel ein. Massa erfuhr in der Auslaufrunde von Renningenieur Rob Smedley, dass es für Hamilton gereicht hatte. Im Ziel stand es nach Punkten 98:97 für Hamilton. Massa war ein guter Verlierer. Er klopfte sich auf dem Podium auf die Brust und sagte: "Lewis hat einen Punkt mehr als ich auf dem Konto. Also verdient er den Titel."

Unser fiktives Abu Dhabi-Finale 2014

Lewis Hamilton ist dieses Jahr in der gleichen Rolle wie vor 6 Jahren. Wie 2008 geht er als WM-Spitzenreiter ins Finale. Damals mit einem Vorsprung von 7 Punkten. Heute sind es 17. Aber vor sechs Jahren gab es für den Sieg ja auch nur 10 Zähler. In Abu Dhabi wird der erste Platz mit 50 Punkten belohnt. Für den siebten Rang gibt es mehr als seinerzeit für einen Sieg. Allein deshalb verfluchen Historiker Bernie Ecclestones Schnapsidee mit den doppelten Punkten.

Nico Rosberg fährt zwar in Abu Dhabi kein Heimrennen, dafür mit vollem Risiko. Wie 2008 Massa hat er nichts zu verlieren. Er braucht ein kleines Wunder, um Hamilton den Titel noch abzujagen. Einen Sandsturm. Den einen Regentag, der statistisch gesehen im November über den Vereinigten Emiraten hereinbricht. Einen Fehler von Hamilton. Oder eine Defekt im Auto des Gegners.

Rosberg startet wie Massa vor sechs Jahren von der Pole Position. Es wäre seine elfte in diesem Jahr. Hamilton bleibt nur der vierte Startplatz. Er macht so viele Fehler wie im Training zum GP Österreich. Bis auf die Phasen beim Reifenwechsel liegt Rosberg immer in Führung.

Als er über den Zielstrich geht, ist Hamilton Dritter. Damit wäre Rosberg Weltmeister. Wenn da nicht Sebastian Vettel auf dem zweiten Platz wäre, der sich mit total abgefahrenen Reifen dem Ziel entgegen schleppt. Schon wieder ein Deutscher, der zum Königsmacher wird?

Während die Rosberg-Crew in der Box schon feiert, schiebt sich Hamilton in der letzten Kurve in einem Gewaltritt an Vettel vorbei. 39 Sekunden nach Rosberg geht er als Zweiter über die Ziellinie. Damit steht es 370:367 für den Engländer. Das ist der zweite Titel. Sieger Rosberg fragt sich auf dem Podium, ob er gerade die Chance seines Lebens verpasst hat.

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