Noch drei Wochen müssen sich die Formel-1-Fans gedulden. Dann stehen in Bahrain vom 26. bis zum 28. Februar die offiziellen Testfahrten für die Saison 2025 auf dem Programm. Wie die neuesten Entwürfe der Designbüros auf der Strecke performen werden, bleibt bis dahin ungeklärt. Aber schon bevor die Teams im Wüstenstaat aufschlagen werden, gibt es etwas Action.
Nachdem einige Teams in diesem Winter bereits private Tests mit mindestens zwei Jahre alten Autos (TPC) absolviert haben, stand auf dem Circuit de Catalunya in Barcelona eine Session mit McLaren und Ferrari an. Die Teams wurden für den 4. und 5. Februar von Pirelli eingeladen, um Reifenmischungen für die Formel-1-Saison 2026 zu testen. In einem Jahr wird ein neues Reglement in der Königsklasse eingeführt. Der italienische Hersteller braucht deshalb Erfahrungswerte für die Entwicklung der sensiblen Gummis.
Ferrari schickte einen modifizierten SF-24 aus dem Vorjahr nach Spanien. McLaren reiste mit einem MCL60 aus der 2023er-Saison nach Katalonien. Beide Autos wurden an die neuen, kleineren Reifendimensionen angepasst. Die Autos wurden zudem mit kleinen Flügeln, die an die Monza-Spezifikationen erinnern, ausgestattet. So möchten die Ingenieure ein Luftwiderstands-Niveau generieren, das dem technischen Reglement für 2026 nahekommt. Die Formel-1-Autos verlieren nächstes Jahr deutlich an Abtrieb. Normalerweise würde man in Barcelona mit deutlich größeren Flügeln fahren, um die optimale Performance zu erzielen.

Oscar Piastri steuerte am zweiten Testtag einen McLaren MCL60 aus der Saison 2023.
Reifen werden schmaler
Bereits im Oktober 2024 waren McLaren und Aston Martin in Barcelona und Mugello im Einsatz, um für Pirelli erste Eindrücke zu den 2026er-Reifen zu sammeln. Zeitweise fuhr Aston-Ersatzmann Felipe Drugovich permanent mit geöffnetem DRS-Mechanismus. Auf den ersten Bildern, die von Pirelli veröffentlicht wurden, scheint das in Barcelona nun nicht der Fall gewesen zu sein. Auffällig sind dagegen die schmaleren Reifen, die Pirelli 2026 liefern wird.
Die Pneus auf der Vorderachse schrumpfen um 30 Millimeter auf eine Breite von 275 Millimeter. Hinten sind die Pirelli nur noch 375 statt 405 Millimeter breit. Das wird später dann optisch aber nur bedingt auffallen, weil auch die Autos selbst zehn Zentimeter schlanker werden. Der Radstand verringert sich sogar um 20 Zentimeter. Neben dem geringeren Luftwiderstand haben die kleineren Räder noch einen Vorteil: Pro Reifensatz verliert man vier bis fünf Kilogramm an Gewicht.
Die Strecke unweit der katalanischen Metropole mit den schnellen Kurven fordert die Reifen stark. Deshalb kamen in Barcelona die Reifenmischungen C1 bis C3 zum Einsatz. Das ist das härteste Set im Pirelli-Sortiment.

Lewis Hamilton konnte am zweiten Testtag nicht mit Charles Leclerc mithalten.
Leclerc kontert Hamilton
Lando Norris saß am Dienstag (4.2.) den ganzen Tag im McLaren und spulte 159 Runden ab. Lewis Hamilton und Charles Leclerc teilten sich den Ferrari. Zusammen kamen sie auf 173 Runden, von denen Hamilton 87 absolvierte, während Leclerc den Kurs 86 Mal umrundete. Pirelli veröffentlichte sogar Rundenzeiten der drei Formel-1-Fahrer. Schnellster Mann war Lando Norris. Der WM-Zweite des Vorjahres erreichte eine Zeit von 1.15,215 Minuten auf dem 4,657 Kilometer langen Kurs.
Bei Ferrari setzte sich Lewis Hamilton knapp gegen Charles Leclerc durch. Der Superstar der Formel 1 war mit 1.15,930 Minuten eine Zehntelsekunde flotter als der Monegasse. Der erste Punktsieg im mit Spannung erwarteten Ferrari-Duell ging somit an Hamilton.
Einen Tag später (5.2.) schlug Charles Leclerc jedoch zurück. Der 27-Jährige schaffte die beste Zeit des Tests. Er knackte mit seiner 1.14,971 die Schallmauer von 75 Sekunden auf dem Circuit de Catalunya. Hamilton hingegen kam nicht über eine 1.16,759 Minuten am Mittwoch hinaus. Beide spulten 74 Runden ab.
Neben dem Ferrari-Hype darf der vierte Mann des Reifentests nicht unter den Tisch fallen: Oscar Piastri übernahm für den zweiten Tag den McLaren seines Teamkollegen Lando Norris. Der Australier fuhr 152 Runden. Er war mit seiner 1.15,815 Minuten eine knappe Sekunde langsamer als Leclerc.

McLaren wird auch in Jerez (13. und 14. Februar) die neuen Pirelli-Reifen testen.
Nächster Reifentest in Jerez
Doch die Zeiten bei den Tests sollten mit Vorsicht betrachtet werden. Es gibt keinerlei Infos darüber, mit welcher Spritladung oder welcher Motoren-Einstellung gefahren wurde. Die Streckenbedingungen wechseln je nach Tageszeit und spielen bei der Zeitenjagd ebenfalls eine große Rolle.
Pirelli-Motorsportchef Mario Isola war mit den Ergebnissen in Barcelona zufrieden. "Es war ein sehr guter Test, vor allem um einen Vergleich zwischen den verschiedenen Konstruktionen für die nächste Saison anzustellen und um mit einigen Mischungen aus dem härteren Bereich zu experimentieren."
Die Italiener halten die Schlagzahl auch nach dem Trip nach Katalonien hoch. Bereits am 13. und 14. Februar sind Alpine, Mercedes und McLaren nach Jerez eingeladen, um weitere Tests mit den neuen Reifen zu absolvieren. Die letzte Session vor dem Saisonstart steigt am 2. und 3. März in Bahrain. Dort sind dann erneut Alpine sowie Williams im Einsatz.