An der Erfahrung kann es nicht liegen. Lewis Hamilton, Nico Hülkenberg und Carlos Sainz bringen es auf 798 Starts in der Formel 1. Das Trio hat sein Können in der Königsklasse viele Jahre lang unter Beweis gestellt. Doch nach drei Rennen in der Saison 2025 läuft es für die Team-Wechsler noch nicht wie gewünscht.
Hamilton hat in seinem Ferrari gerade einmal 15 Zähler eingefahren. Zu wenig für den Rekordsieger der Formel 1 und auch für die Ansprüche des Teams. Hülkenberg gelang in Australien zum Auftakt ein siebter Platz im Sauber. Die unter schwierigen Umständen erzielten sechs WM-Punkte reichen aktuell zu Rang elf in der Fahrerwertung.
Nur einen Zähler holte bis jetzt Carlos Sainz in Shanghai. Der neue Williams-Mann profitierte in China von den drei Disqualifikationen vor ihm. Sainz war mit großen Vorschusslorbeeren von Ferrari zum Traditionsteam gewechselt. Nicht wenige hatten ihn im Duell mit Stallgefährte Alexander Albon im Vorteil gewähnt. Davon ist aber momentan nichts zu sehen. Albon hat bereits 18 Punkte eingesammelt und seinen Marktwert nach drei Grands Prix ordentlich gesteigert.

Nur 15 WM-Punkte konnte Lewis Hamilton in der aktuellen Formel-1-Saison bisher einfahren.
Kleine Maßnahmen mit großen Auswirkungen
Teamchef James Vowles nimmt seinen Star-Einkauf öffentlich in Schutz. Der Engländer fordert seine Ingenieure auf, dem Piloten ein passendes Auto zur Verfügung zu stellen. Doch ist das überhaupt so leicht? In Suzuka erklärte Lewis Hamilton, wie komplex die heutige Formel 1 ist: "Was die Leute von außen überhaupt nicht sehen: Minimale Änderungen haben massive Auswirkungen. In Shanghai haben wir nur ganz wenig am Setup geändert und das Auto war sofort ein anderes."
Der Rekordsieger konterte mit seinem erfolgreichen Samstag in China die Kritik vieler Experten und Journalisten im Fahrerlager. Hamilton hatte sowohl das Sprint-Qualifying als auch den Sprint für sich entschieden. Nach den Setup-Änderungen zwischen Sprint und Qualifikation lag der Ferrari dann aber nicht mehr im optimalen Arbeitsfenster.
Auch in Suzuka fühlte sich der siebenmalige Weltmeister nicht zu 100 Prozent wohl in seinem Auto. In Japan baute Ferrari vor der Qualifikation erneut das Auto um. Startplatz acht besiegelte sein Schicksal auch im Rennen. Da es kaum Reifenverschleiß in Suzuka gab, waren Überholmanöver Mangelware. Hamilton selbst wusste, woher das schwache Ergebnis kam: "Ich hatte das ganze Wochenende Probleme mit der Hinterachse. Und das Qualifying ist der Schlüssel für ein gutes Resultat."
Hamilton spricht immer wieder davon, dass es noch Zeit brauche, bis er sich an das Auto gewöhnt habe. Auch Sainz hat nach seinen zahlreichen Teamwechseln diesen Transformationsprozess schon mehrmals durchlaufen und setzt auf seine Erfahrung.

Nico Hülkenberg ist der Leitwolf im Sauber-Team.
Hülkenberg als Taktgeber
Während bei Sainz und Hamilton die Mundwinkel nach drei Grands Prix etwas nach unten gezogen sind, sieht die Lage bei Nico Hülkenberg etwas anders aus. Der Deutsche wechselte Anfang des Jahres als Teamleader zu Sauber und soll bei der Aufbauarbeit des zukünftigen Audi-Werksteams helfen. Nach dem letzten Platz bei den Konstrukteuren im Vorjahr ist man bei den Schweizern froh, wenn der Trend stimmt.
Hülkenberg will aber mehr. In Suzuka scheiterte er ganz knapp in Q1 und kam im Rennen nicht über Rang 16 hinaus. Das Team sammelte immerhin wichtige Erkenntnisse: "Das Hauptproblem ist, dass wir bei diesen schnellen, flüssigen Strecken einfach mehr Harmonie und Balance im Auto brauchen. Das wussten wir aber eigentlich schon", erklärte Hülkenberg.
Sauber hatte einige frische Teile nach Suzuka gebracht. Die Daten müsse man nun erstmal analysieren. Ein Sonderlob erhielt der Routinier von Sauber-Urgestein Beat Zehnder. "Nico ist so detailliert. Er gibt die Richtung vor und hilft dem Team damit sehr." Das kommt auch Rookie Gabriel Bortoleto zugute: "Er kann so viel von Nico lernen und er saugt alles auf. Davon wird er profitieren."

Die Autos zu bewegen, sei laut Hülkenberg "ein absolutes Kunstwerk".
Limit zu finden als schwierige Kunst
Der Deutsche betonte in Japan einen Aspekt, den die Kritiker nicht auf den ersten Blick erkennen. "Es ist ein absolutes Kunstwerk, diese Autos zu fahren. Die kleinste Korrektur macht einen so großen Unterschied. Du musst unfassbar präzise sein. Das macht es wirklich schwierig."
Die drei Routiniers haben nach dem Auftakt in den ersten Triple-Headers der Saison nur wenig Zeit durchzuschnaufen und die Daten zu analysieren. Der enge Takt bietet aber dafür die Gelegenheit, in kurzer Zeit weitere Erkenntnisse über ihre Formel-1-Autos zu sammeln. Bereits am Sonntag (13.4.) steht der Bahrain-GP auf dem Plan. Eine Woche später geht der Spaß im saudi-arabischen Jeddah (20.4.) direkt weiter.