Haas VF-24: Erste Bilder vom Hülkenberg-Renner

Erste Bilder vom Haas VF-24
Neue Ferrari-Technik für Hülkenberg

Veröffentlicht am 02.02.2024

Bei Haas stehen die Zeichen auf Umbruch. Nach dem Abschied von Günther Steiner schwingt nun der Japaner Ayao Komatsu das Zepter beim Rennstall aus North Carolina. Technik-Direktor Simone Resta ist ebenfalls weg. Der Italiener hat den Rückweg zu Ferrari angetreten. Hier rückte der ehemalige Designchef Andrea de Zordo eine Ebene nach oben. Auch in der zweiten Reihe des Entwicklungsteams wurde umstrukturiert.

Nachdem Haas in der Vorsaison auf dem letzten Platz der Teamwertung gelandet war, soll die Talsohle nun zügig durchschritten werden. Der VF-24, mit dem Nico Hülkenberg und Kevin Magnussen im neuen Jahr auf Punktejagd gehen, soll die schlechten Tugenden des Vorgängers abstreifen und einen Schritt nach vorne darstellen. Am Freitag (2.2.) bekamen die Fans einen ersten Blick auf den neuen US-Renner.

Haas VF-24 - F1-Auto 2024
Haas

Haas-Renner zeigt viel Carbon

Optisch hat sich gar nicht so viel verändert. Man erkennt erneut große unlackierte Carbonflächen. Hier wollten die Ingenieure Farbe und damit Gewicht sparen. Neuerdings sind auch die Oberseiten der Frontpartie und des Seitenkastens ganz in Schwarz gehalten. Hier war im Vorjahr noch etwas mehr Weiß zu erkennen. Die roten Akzente, vor allem an der Front- und am Heckflügel, bleiben erhalten.

Auch bei den Sponsoren hat sich nicht viel getan. Auf dem Seitenkasten und dem Heckflügel hat Teambesitzer Haas weiter prominent die Logos seiner Firma für CNC-Fräsmaschinen platziert. Hauptsponsor Moneygram findet sich oben an der Motorhaube und dem Frontflügel wieder. Dazu kommen noch eine Reihe kleinerer Werbepartner, die ihre Plätze vor allem auf der Nase und rund um das Cockpit gefunden haben.

In den vergangenen Jahren hat uns Haas beim ersten Blick auf das Auto nicht immer das wahre Bild gezeigt. Das soll dieses Mal anders sein. Angeblich soll das nun vorgestellte Computermodell ziemlich nah dran an der Realität sein. So lassen sich bereits erste Informationen über die Technik und die Aerodynamik ableiten.

Haas VF-24 - F1-Auto 2024
Haas

Extremere Seitenkästen

Ins Auge springen natürlich zuerst die Seitenkästen. Nach dem Wechsel zum großen Austin-Paket hält Haas auch 2024 am Downwash-Konzept fest, bei dem die Luft über die rampenförmige Verkleidung nach unten zum Diffusor geführt wird. Große Rinnen, wie sie bei anderen Vorjahresmodellen der Konkurrenz ins Carbonkleid geschnitzt wurden, sind nicht zu erkennen.

Interessanter ist der Blick auf die großen Kühleinlässe, die jetzt weniger bauchig, sondern eher schlitzförmig modelliert wurden. Wie von Red Bull im Vorjahr vorgemacht, schiebt sich die "Unterlippe" der nun deutlich schmaleren Öffnung stark nach vorne. Die neue Form ermöglicht einen stärkeren Undercut, für den auch noch die Verlegung der seitlichen Crashstruktur Platz geschaffen hat.

Um die Luft ungestört um das Auto zu führen, mussten auch noch Kühler im Inneren verlegt werden, wie Komatsu bestätigt. "In Austin hat man schon einen Ausblick auf unser neues Auto für 2024 gesehen. Wir konnten damals aber wegen einiger physischen Limits nicht das komplette Konzept umsetzen, das man nun am VF-24 sieht."

Haas VF-24 - F1-Auto 2024
Haas

Neue Form der Airbox

Auch der Lufteinlass an der Airbox hat ein großes Facelift bekommen. Er ist 2024 außen nicht mehr dreieckig, sondern rundlich geformt und innen in mehrere Kanäle gesplittert. Grund dafür sind sicher die noch einmal verschärften Sicherheitsbestimmungen zum Überrollbügel. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass sich auch das Layout der Kühler und die Luftzufuhr zur Antriebseinheit geändert haben.

In den vergangenen Jahren gingen Haas und Motorenlieferant Ferrari bei der Form der Airbox-Öffnung immer ähnliche Wege. Dass am VF-24 nun eine ganz andere Lösung als im Vorjahr zu sehen ist, deutet darauf hin, dass auch die Scuderia aus Maranello beim SF-24 in diese Richtung gearbeitet hat.

Von Ferrari bekommt Haas nicht nur den Motor, das Getriebe und die Hydraulik, sondern auch die Aufhängungen. Hier hat sich auf den ersten Blick nicht viel getan. Es bleibt bei der alten Konfiguration mit Pushrod-Dämpfern vorne und einem Pullrod-System hinten, mit der auch die meisten anderen Autos bisher unterwegs waren.

Haas VF-24 - F1-Auto 2024
Haas

Wie viel Realität zeigen die Bilder?

Nachdem Red Bull und McLaren im vergangenen Jahr mit der umgekehrten Anordnung viel Erfolg hatten, war spekuliert worden, dass auch Ferrari und Haas in diese Richtung umschwenken könnten. Das scheint aber nicht der Fall, wenn man den Bildern trauen kann. Gerüchteweise ist aber zu hören, dass Ferrari im Inneren der Aufhängung größere Änderungen vorgenommen hat, wovon auch Haas profitieren würde.

Weitere Änderungen zum Haas-Vorgänger betreffen die Nase, die nun an der Spitze oben nicht mehr so platt, sondern rundlicher geformt ist. Auch die Spiegel wurden überarbeitet, sowohl an den Befestigungen als auch an den Kappen. Es fällt außerdem auf, dass in die Verkleidung deutlich weniger Kühlrippen geschnitzt wurden. Hier muss man abwarten, ob das nur an der mangelnden Präzision des 3D-Modells liegt oder der Wirklichkeit entspricht.

Neu-Teamchef Ayao Komatsu versucht, die Erwartungen kleinzuhalten: "Wenn wir in Bahrain aus den Startlöchern kommen, werden wir wohl weiter im hinteren Teil des Feldes liegen, wenn nicht sogar ganz auf dem letzten Platz. Der Grund dafür, dass unsere Basis zum Saisonstart nicht gut genug sein wird, ist nicht die Qualität der Mitarbeiter, sondern der verspätete Start und eine zweimonatige Unterbrechung der Entwicklung, um das Austin-Upgrade zu bauen. Da mussten wir Ressourcen abzweigen und haben Zeit verloren."

Ayao Komatsu - Haas - Formel 1 - 2023
Haas

Frühe Upgrades am Haas VF-24

Der Japaner bietet aber auch Gründe für Optimismus: "Das Team findet aktuell gute Fortschritte im Windkanal, was positiv ist. Es geht in die richtige Richtung. Das Team erholt sich gut, aber wir müssen realistisch bleiben, weil auch unsere Konkurrenten clever sind. Sie werden ebenfalls Fortschritte machen. Wir wissen nicht, was sie gefunden haben, aber ich erwarte, dass die anderen mindestens genauso viel weitergekommen sind wie wir. Wir sollten aber nun eine bessere Basis haben, auf der wir aufbauen können. Das Ziel lautet, möglichst früh in der Saison Upgrades zu bringen."

Komatsu bittet die Fans um Geduld: "Unser Fokus liegt darauf, ein gutes Programm bei den Bahrain-Tests zu fahren und gute Daten zu sammeln, damit wir dann wissen, in welche Richtung wir das Auto weiterentwickeln müssen. Wir müssen die Schwächen und Stärken identifizieren und dann einen Plan erstellen, welche Upgrades wir bringen. Das war in der Vergangenheit nicht der Fall. Dabei sollen nun auch die Fahrer stärker eingebunden werden."

Der neue Kapitän auf der Haas-Brücke hofft, dass vor allem das Problem des erhöhten Reifenverschleißes über die Renndistanz gelöst wird: "Dadurch dass wir am Ende des Jahres zwei unterschiedliche Autos eingesetzt haben, konnten wir viele Daten sammeln. Das hat bestätigt, worauf wir uns beim VF-24 konzentrieren müssen."