Haas-Verkauf wäre Option für Andretti-Einstieg

Wie geht es mit Haas in der Formel 1 weiter?
Eine Chance für Andretti

Zuletzt aktualisiert am 12.01.2024

Haas beginnt seine neunte Formel 1-Saison seit dem Einstieg 2016 mit einem neuen Teamchef. Ayao Komatsu ersetzt Guenther Steiner. Offiziell wurden immer noch keine Gründe für den Wechsel an der Spitze des Rennstalls genannt. Gene Haas lässt immerhin durchblicken, dass sein Rennstall eine Trendwende braucht und dass er in Komatsu den Mann sieht, mit dem ein besseres Ergebnis als im letzten Jahr gelingen kann.

Mittlerweile sickert jedoch immer mehr durch, dass Gene Haas und Guenther Steiner unterschiedliche Ansichten über die mittelfristige Strategie haben. Der Rennstallbesitzer setzt weiter auf die schlanke Struktur seines Unternehmens mit 250 Angestellten, verteilt auf drei Standorte. Steiner forderte offenbar Investitionen in Personal und Infrastruktur. Das von ihm erfundene System konnte nicht mehr funktionieren in einem Umfeld, in dem alle Teams massiv aufrüsten.

Bei Misserfolg ein Übernahmekandidat?

Nachdem Haas zu Beginn der Corona-Pandemie kurz davor war seinen Rennstall zu verkaufen, hat er jetzt wieder den Ehrgeiz das Projekt im Alleingang durchzuziehen. Kaufinteressenten und lukrative Angebote gab es in den letzten drei Jahren genug. Haas hat sie alle abblitzen lassen. Voraussetzung für eine Fortsetzung in Eigenregie ist aber, dass die Ergebnisse besser werden.

Der Auftrag an seinen neuen Teamchef war deutlich: "Wir hatten erfolgreiche Momente, müssen aber konstantere Resultate abliefern, um unsere langfristigen Ziele zu erreichen. Wir müssen effizient mit unseren Ressourcen umgehen, aber der Schlüssel zum Erfolg wird sein, unser Design und unsere technischen Fähigkeiten zu verbessern."

Doch was passiert, wenn Haas das Ruder nicht herumreißen kann? Wird der CNC-Maschinen-König dann vielleicht doch ein Übernahmekandidat? Im Moment könnte Haas mit seinem Team einen Preis erzielen, der ihm seine eigenen Investitionen wieder einspielt.

Gene Haas - Guenther Steiner - HaasF1 - GP Italien 2018
Wilhelm

Haas könnte Andretti retten

Michael Andretti und seine Partner hatten Haas schon einmal ein Kaufangebot gemacht, wurden aber abgewiesen. Jetzt werden die Antragsteller auf dem elften Platz im Feld die neuen Entwicklungen bei Haas mit Interesse verfolgen. Die FIA-Lizenz hat Andretti schon in der Hand. Die Prüfung durch das Formel-1-Management wird sich noch bis Ende Februar hinziehen. Beobachter glauben, dass es damit Andretti schwergemacht werden soll, schon 2025 am Start zu stehen.

Unter dem aktuellen Concorde-Abkommen beträgt das Eintrittsgeld noch 200 Millionen Dollar. Die etablierten Teams haben jedoch ein Interesse daran, dass Andretti erst 2026 unter einem neuen Grundsatzvertrag einsteigt. Da müsste er mindestens drei Mal so viel bezahlen. Die Summe ginge dann zu gleichen Teilen an alle anderen.

Um das zu verhindern, drückt Michael Andretti aufs Tempo. Je später er eine Antwort bekommt, umso schwieriger wird es für ihn 2025 noch zwei Autos an den Start zu bringen. Außer es gelingt ihm ein bestehendes Team zu kaufen. Haas wäre für Andretti der ideale Landeplatz. Umgekehrt käme es für Gene Haas einem Gesichtsverlust gleich, sein Werk einem anderen amerikanischen Rennstall zu verkaufen.

Für die Formel 1 wäre die Causa Andretti endlich vom Tisch. Und man hätte Motorenpartner General Motors für die Formel 1 gerettet. Der Detroiter Autokonzern hat klargemacht, dass er nur mit Andretti kommt und das Projekt inzwischen offiziell zum Werkseinsatz deklariert. Was nicht nur bei dem Bewilligungsprozess helfen soll, sondern auch den Kauf eines bestehenden Teams erleichtern würde. General Motors ist eine andere Hausnummer als die Marke Andretti Global.

Michael Andretti - Formel 1
IndyCar

Ein Übergangsmotor wäre gesichert

Mit der Struktur von Haas hätte Andretti eine Basis auch noch kurzfristig ein Auto zu bauen, das sein Technikbüro konstruiert. Parallel dazu könnte er seine eigene Fabrik in Indianapolis fertigstellen. Mit der Haas-Außenstelle in Banbury (England) hätte er eine Basis, von der aus er alle Einsätze in Europa steuert.

Eine Übernahme könnten auch die Rechteinhaber nicht verhindern. Sie hatten Andretti immer geraten, ein bestehendes Team zu kaufen. General Motors wäre zwar erst 2028 mit einer eigenen Antriebseinheit bereit, doch bei einem Team, das bereits Teil der Formel 1-Familie ist, verpflichten die Regeln Mercedes, Ferrari oder Renault dazu, für Andretti die Vakanz zu füllen.

Ferrari könnte bei einem Besitzerwechsel zwar theoretisch aussteigen, doch dann stünde der Hersteller in der Pflicht, der die wenigsten Teams beliefert. Das wäre für 2025 Renault. Auch wenn das Kooperations-Abkommen der Franzosen mit Andretti im März 2023 ausgelaufen ist, könnte sich Renault nicht wehren. Im Moment streitet man sich noch darum, ob dieses Passus nur für bestehende Teams gilt oder auch für Neueinsteiger.