Haas reizt Budget Cap in der Formel 1 erstmals aus

Formel-1-Team hat für 2025 Blut geleckt
Die Gründe des Haas-Aufschwungs

Zuletzt aktualisiert am 16.12.2024

Der kleinste Rennstall der Formel 1 war in diesem Jahr oft der größte. Keiner hat mit dieser Leistungssteigerung gerechnet. Nicht einmal Haas selbst, wie Teamchef Ayao Komatsu zugibt: "Hätte mit einer vor Saisonbeginn gesagt, dass wir Siebter werden, hätte ich sofort unterschrieben. Aber mit jedem Rennen, mit dem wir besser wurden, sind die Ansprüche gestiegen."

Nach der Sommerpause definierte Komatsu das Ziel neu. Der US-Rennstall wollte Sechster werden. "Wenn wir im Schnitt einen Punkt pro Rennen holen, können wir es schaffen", motivierte der japanische Boss seine Truppe. Damals hieß der Gegner noch Toro Rosso, die zu dem Zeitpunkt noch fünf Zähler vor Haas lagen. An Alpine dachte da noch keiner. Die kamen erst mit dem Austin-Upgrade ins Spiel.

Ayao Komatsu - GP Australien 2024
Haas

Schon vor dem Finale ein Sieger

Haas ging mit fünf Punkten Rückstand in den entscheidenden Grand Prix des Jahres. Inzwischen war das Auto so gut geworden, dass fünf Punkte in einem Rennen keine Illusion waren. Nico Hülkenberg nahm schon vor dem Finale Fahrt aus den überzogenen Erwartungen: "So oder so: Haas war einer der Gewinner dieser Saison."

So sieht es auch sein Chef, auch wenn er einschränkt, dass er schon gerne Sechster geworden wäre, vor allem weil die beiden US-Renner in Abu Dhabi ihre stärkste Form zeigten. Hülkenberg fuhr die viertschnellste Qualifying-Zeit. Noch vor Max Verstappen. Komatsu blickt ein Jahr zurück, als die Haas-Piloten mit zu starker Reifenabnutzung im Rennen mit dem Rücken zur Wand fuhren. "Wir sind nicht von Null, sondern von minus 200 auf Hundert durchgestartet."

Basis war ein sehr viel besseres Rennauto als der Vorgänger. Und eine Entwicklung, bei der die Richtung ständig vorwärts zeigte. Jedes Upgrade brachte Rundenzeit. Das konnten am Ende nur noch McLaren und Alpine für sich behaupten. Trotzdem reichte es nicht. Alpine hat Haas mit wenigen Highlights ausgestochen. Komatsu neidet den Franzosen die Sternstunden nicht. "Sie haben es sich verdient. In Brasilien wurde ihnen nichts geschenkt. Sie haben die Chance, die ihnen das Wetter gab, einfach nur genutzt."

Kevin Magnussen - GP USA 2024
Haas

Nur zwei Mal nicht bei der Musik

Unter dem Strich war Haas das konstanteste Team im Mittelfeld. Nico Hülkenberg, Kevin Magnussen und Oliver Bearman holten bei 14 von 24 Wochenenden Punkte. Bei drei Gelegenheiten mit beiden Autos. Toro Rosso punktete 13 Mal, Alpine nur elf Mal. Während Toro Rosso nach einer starken ersten Saisonhälfte nach der Sommerpause zurückfiel, bei Alpine das Gegenteil passierte, waren die 58 Punkte bei Haas mit 27:31 gleichmäßig verteilt. "Wir waren eigentlich nur in Budapest und in Spa nicht konkurrenzfähig", blickt Komatsu zurück. Zum ersten Mal war die US-Truppe in der zweiten Saisonhälfte besser als in der ersten. Acht von zehn Mal gab es Punkte. "Ein Zeichen, dass wir ein Auto besser machen können."

Alpine-Sanierer Flavio Briatore hatte seine Mannschaft zwischenzeitlich damit angestachelt sich ein Beispiel an Haas zu nehmen. Es müsse doch möglich sein, mit 800 Mitarbeitern das zu schaffen, was Haas mit 300 auf die Räder stellt. Die Motivation wirkte. Auch Komatsu stachelt sein Team an. "So zufrieden ich mit der Fahrzeugentwicklung bin, so hart müssen wir noch an der Exekution der Abläufe arbeiten."

Immer mal wieder wurden Punkte verschenkt, weil man zu früh oder zu spät zum Boxenstopp kam oder sich ein Einstopp-Rennen nicht zutraute, weil die Daten des Vorjahres zwei Stopps empfahlen. Komatsu appelliert an alle, sich den neuen Zielen anzupassen. "Wir waren es vom Kopf her nicht gewohnt, um Platz sieben oder sieben zu kämpfen. Wir mussten erst lernen, dass in diesem Bereich jedes Detail zählt."

Esteban Ocon - Alpine - GP Katar - Formel 1
xpb

Mehr Mitarbeiter, mehr Geld

Komatsu erwartet von jedem Mitarbeiter, dass er sich selbst hinterfragt: "Jedes einzelne Teammitglied muss den Willen haben, besser zu werden. Wir dürfen nicht warten, was passiert oder uns damit zufriedengeben, das zu tun, was wir immer getan haben. Das wird nicht reichen, speziell, wenn jedes Hundertstel zählt. Wenn du Erfolg haben willst, musst du proaktiv sein."

Ein Lob verdienen auch die Fahrer. Beide haben sich laut Komatsu nahtlos eingefügt und sind echte Teamworker. Wenn es auf der Strecke darauf ankam strategisch zu fahren, um dem anderen zu helfen, dann haben Hülkenberg und Magnussen das nicht lange hinterfragt.

Ob es mit Esteban Ocon und Rookie Oliver Bearman genauso geht, muss man abwarten. Ocon ist im Umgang nicht der einfachste Fahrer, und Bearman kommt nach seinem gelungenen Formel-1-Einstand nicht als Lehrling ins Team. Da ist der Teamchef gefordert.

Der US-Rennstall wird wachsen. Auch Gene Haas hat mittlerweile verstanden, dass man auf keinen grünen Zweig kommt, wenn man die Blaupause von 2016 auf alle Ewigkeiten fortschreibt. Komatsu plant im nächsten Jahr mit mindestens 325 Mitarbeitern. Einige Neuzugänge haben schon unterschrieben. Andere sollen noch kommen. "Es ist unglaublich schwer, gute Leute zu bekommen. Da hilft uns der Erfolg in diesem Jahr. Die Leute sehen, dass wir es ernst meinen."

Auch beim Geld. Haas wird dieses Jahr 15 Millionen Dollar mehr aus dem Preisgeld-Topf bekommen als im letzten Jahr. Der Haas-Teamchef verspricht: "2025 operieren wir am Kostenlimit."