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Haas-Pilot Kevin Magnussen im Interview
„Wenn ich Mick helfe, hilft das auch mir“

Kevin Magnussen ist kurz vor dem Saisonstart zu Haas zurückgekehrt. Im Interview spricht der Däne darüber, wie die Zeit außerhalb der Formel 1 alles verändert hat.

Kevin Magnussen - Haas - F1 - Formel 1
Foto: xpb

Wie war das, als Guenther Steiner angerufen hat? Haben Sie ihn ernst genommen?

Magnussen: Ich war gerade mit meiner Familie auf dem Weg nach Miami. Wir wollten vor dem 12-Stunden-Rennen in Sebring noch Urlaub machen. Ich wusste, dass Guenther keine Witze macht. Aber ich war nicht direkt euphorisch. Manchmal bekommt man solche Anrufe, und dann kommt nichts dabei rum. Ich habe direkt zugesagt, aber nicht gleich gefeiert. Wir haben den Urlaub auch nicht abgebrochen. Zwei Tage später bin ich dann in den Flieger nach Dubai gestiegen. Das ging alles sehr schnell.

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Sie hatten einen guten Vertrag mit Peugeot. Mussten Sie nicht kurz nachdenken?

Magnussen: Nein, gar nicht. Die Formel 1 war immer mein Traum und meine Leidenschaft. Ich war richtig traurig, als ich damals gehen musste. Ich wusste natürlich, dass Romain (Grosjean) und ich den Job nicht wegen unserer Leistung verloren haben. Ich hatte trotzdem das Gefühl, dass ich in der Formel 1 noch nicht am Ende war. Ich hatte noch gar nicht mein ganzes Potenzial zeigen können. Deshalb bin ich sehr dankbar, dass ich jetzt eine neue Chance bekomme. Es fühlt sich an wie ein Geschenk.

Wie sind die Vertragsverhandlungen dann abgelaufen?

Magnussen: Es gab gar keine Verhandlungen. Guenther und Gene (Haas) kennen mich sehr gut. Und ich kenne sie. Das war eine supereinfache Geschichte.

Kevin Magnussen - Haas - GP Bahrain 2022 - Sakhir
Motorsport Images
Im ersten Rennen für sein altes Team in Bahrain raste Kevin Magnussen direkt auf Rang 5 ins Ziel.

Sie machten 2020 nicht den glücklichsten Eindruck. Lag das nur am schlechten Auto?

Magnussen: Dass ich ein Jahr raus gewesen bin, war eine gute Sache. Ich denke jetzt ganz anders über die Formel 1. Mein ganzes Leben hat sich geändert. Wir haben ein Kind bekommen, sind zurück nach Dänemark gezogen und haben ein Haus gekauft. Ich habe mich dadurch auch im Kopf befreit. Ich weiß jetzt, dass das Leben auch ohne die Formel 1 weiterläuft. Es gibt keine Ängste mehr.

Haben Sie die Formel 1 mehr schätzen gelernt?

Magnussen: Auf jeden Fall. Ich kann es jetzt viel mehr genießen und Spaß haben. Früher habe ich mir immer Sorgen gemacht, dass ich mein Cockpit verlieren könnte. Jetzt weiß ich, wie sich das anfühlt. Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich diese Chance zur Rückkehr bekommen habe. Es können bekanntlich nicht viele Menschen von sich behaupten, dass sie in der Formel 1 fahren.

Wie wichtig war es, dass Sie in dem Jahr dazwischen wieder Siege feiern konnten?

Magnussen: Nicht nur das Siegen selbst, sondern alleine der Kampf um die vorderen Plätze hat viel Spaß gemacht. Ich habe es aber alleine schon genossen, neue Sachen auszuprobieren und neue Leute zu treffen. Ich habe einfach realisiert, wie großartig das Leben als Rennfahrer ist. Es fühlt sich nicht nach Arbeit an. Ich fahre einfach Autos und werde dafür auch noch bezahlt. Das ist so ein Privileg. Und die Formel 1 ist einfach die Spitze. Kein Rennfahrer auf dieser Welt hätte diese Möglichkeit ausgeschlagen.

Sie sind IndyCars und Sportwagen gefahren. Sind die F1-Renner wirklich eine ganz andere Liga?

Magnussen: Ja, die Autos sind so bis ins Detail optimiert und von der Technik fortgeschritten. Und sie fahren sich einfach gut. Sie verlangen von den Fahrern viel Intelligenz, wenn es um das Setup und die verfügbaren Werkzeuge geht. Man muss viel mehr nachdenken. Die Sportwagen in Amerika sind schwer zu fahren, aber sie sind sehr einfach, was die Abstimmung angeht. Man kann sich dort mehr auf das Fahren konzentrieren, was auch viel Spaß macht. Und dann kommen noch die tollen Oldschool-Strecken dazu. Ich habe das sehr genossen. Trotzdem fühle ich mich hier in der Formel 1 mehr zu Hause. Ich kenne Formel-1-Autos. Bei den Sportwagen war alles neu. Ich musste erst einmal viel lernen.

Hat Ihnen das auch dabei geholfen, sich schneller an die neue Generation von Formel-1-Autos zu gewöhnen.

Magnussen: Das kann gut sein. Letztes Jahr habe ich so viel Neues ausprobiert. Immer wenn ich im Auto saß, musste ich mich anpassen. Wir sind auf vielen schwierigen Strecken gefahren. Die GP-Kurse in der Formel 1 sind da deutlich einfacher. In Amerika geht es hoch und runter, manchmal heben die Autos regelrecht ab. Die Mauern sind immer nah dran. Es gibt Schlaglöcher im Asphalt. Das liebe ich. Dazu sitzt man immer mit zwei Piloten auf einem Auto. Man muss sich die Trainings aufteilen. Da muss man schnell lernen.

Hat Sie das zu einem besseren Teamplayer gemacht?

Magnussen: Ich denke schon. Ich hatte nie eine enge Beziehung zu anderen Fahrern und habe nie richtig mit ihnen zusammengearbeitet. In der Formel 1 und in den Junior-Formeln teilt man keine Informationen. Man macht sein eigenes Ding. Erst durch meinen Wechsel in die Sportwagen-Szene habe ich gelernt, wie sehr alle von einem guten Teamwork profitieren. Die Fahrer sehen Dinge aus unterschiedlichen Perspektiven. Ingenieure und Mechaniker wieder aus anderen. Wenn man gemeinsam an die Sache rangeht, kann man mehr Potenzial rausholen. Und es macht mehr Spaß.

Sie arbeiten also nun mit Mick Schumacher enger als mit Romain Grosjean zusammen?

Magnussen: Die Herangehensweise hat sich auf jeden Fall geändert. Ich habe eine andere Sichtweise auf die Dinge. Ich bin einfach entspannter. Wenn ich ihm helfen kann, warum sollte ich es nicht tun?

Grosjean hatte viel Erfahrung. Schumacher war zuletzt noch ein Rookie. Fühlen Sie sich als Teamleader?

Magnussen: Ich habe nicht das Gefühl, dass ich wegen meiner Erfahrung besondere Ansprüche stellen darf. Ich muss es mir verdienen wie jeder andere Fahrer im Feld auch. Aber ich fühle eine größere Verantwortung für das Team als in der Vergangenheit. Früher habe ich mich mehr auf mich konzentriert. Jetzt weiß ich: Wenn ich Mick helfe, dann hilft das auch mir.

Mick Schumacher - Kevin Magnussen - Haas - F1 - Formel 1
xpb
Kevin Magnussen macht Mick Schumacher das Leben bei Haas schwerer - auf der Rennstrecke, weil er deutlich schneller ist als der alte Teamkollege Nikita Mazepin.

War Michael Schumacher einer ihrer Helden, als sie noch jünger waren?

Magnussen: Auf jeden Fall. Es gab damals nicht nur einen Helden. Aber Michael war meiner Meinung nach der Größte aller Zeiten. Manch einer würde in diesem Zusammenhang vielleicht noch Senna erwähnen. Das ist aber schwer zu vergleichen. Senna hatte etwas, das Schumacher nicht hatte. Und Schumacher hatte etwas, das Senna nicht hatte. Es fühlt sich etwas verrückt an, jetzt mit Mick in einem Team zu fahren, wo ich als Kind immer zu Michael aufgeschaut und ihn als Idol verehrt habe. Es ist cool, dass es diese Verbindung gibt.

Haas hat ein Jahr die Entwicklung eingestellt, um 2022 nach vorne zu kommen. Haben Sie geglaubt, dass der Plan funktioniert?

Magnussen: Ich habe letztes Jahr zwischendurch als Experte fürs dänische Fernsehen gearbeitet. Da wusste ich noch nichts von meinem Comeback. Und schon damals habe ich gesagt, dass Haas zurückschlagen wird, nachdem sie mehr als ein Jahr geopfert haben. Ich habe daran geglaubt. Natürlich habe ich nicht erwartet, dass es so gut läuft. Die ersten beiden Rennen haben mich echt überrascht. Ich hoffe natürlich, dass es so weitergeht.

Wann haben Sie denn gemerkt, dass dieses Auto richtig gut funktioniert?

Magnussen: Das weiß man eigentlich nie. Das kann sich auf jeder Strecke ändern. Und wenn man mal gut ist, bringen die anderen plötzlich Upgrades. In der Formel 1 ist immer alles in Bewegung. Aber wir wissen, dass wir eine gute Basis haben. Ich habe das Gefühl, dass wir bei den meisten Rennen gut sein müssten. Natürlich geht es mal hoch und mal runter, aber das Grundlevel ist schon mal ordentlich. Wir müssen abwarten, wie es läuft, wenn die ersten größeren Upgrades kommen. Ich hoffe, wir können dann noch mithalten.

Sie hatten in Saudi-Arabien starke Nackenschmerzen. Ist die Belastung in der Formel 1 wirklich so viel höher?

Magnussen: Es ist komplett anders. Hätte ich es früher gewusst, dann hätte ich mich im Winter ganz anders vorbereitet. Jetzt muss ich aufholen. Ich arbeite wie wahnsinnig. Aber den Nacken kann man leider nicht richtig trainieren. Man muss fahren. Das Einzige, was hilft, sind Runden in einem Formel-1-Auto. Da kann man so viel in einem IndyCar oder Formel-2-Renner sitzen, wie man will – das hier ist einfach eine ganze andere Welt.

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Erscheinungsdatum 26.09.2024

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