Bis zum GP Spanien schien der sechste Platz in der Konstrukteurs-WM vergeben. Toro Rosso führte gegen Haas mit 28:7 Punkten. Red Bulls B-Team hatte so einen guten Lauf, dass sich selbst Aston Martin Sorgen machen musste. Doch mit einem neuen Unterboden drehte sich das Blatt. Mehr Abtrieb wurde mit mehr Instabilität eingekauft. Die Korrektur kostete Toro Rosso einige Rennen. Jetzt bremst das Team ein Problem mit den Reifen. "Wir sind vom Körnen mehr beeinträchtigt als die anderen Teams. Das müssen wir bis Singapur korrigieren", fordert Technikchef Jody Egginton.
In Österreich und England schlag die starke Stunde von Haas. Mit zwei Rennen, die 20 Punkte einbrachten, war der US-Rennstall plötzlich wieder im Geschäft. Nach 17 Rennen steht es nur noch 34:29 für den Rennstall aus Faenza. Toro Rosso blieb die letzten drei Rennen seit der Sommerpause punktelos. Haas hamsterte sich in Monza und Baku je einen Punkt zusammen.

Nico Hülkenberg lag in Baku auf Punktekurs, doch das Chaos nach dem Perez-Sainz-Crash ließen den Deutschen aus den Top-Ten fallen.
So verlor Hülkenberg wichtige Punkte
Es hätten mehr sein können. In Zandvoort wurde Nico Hülkenberg ein bisschen zu früh für den einzigen Reifenwechsel an die Box geholt. Zehn Runden vor Schluss waren die Reifen über den Berg. Pierre Gasly und Fernando Alonso fingen ihn noch ab. So blieb für Haas zum sechsten Mal in dieser Saison der undankbare elfte Platz.
In Monza fuhr Kevin Magnussen trotz Zehnsekundenstrafe auf Platz zehn. Auf der Rennstrecke war der Däne Neunter. Auch in Baku hatte Haas Glück und Pech zugleich. Nico Hülkenberg war auf dem Weg zum zehnten Platz, der nach dem Crash von Carlos Sainz und Sergio Perez ein achter hätte werden können.
Ein Mauerkuss brachte Franco Colapinto vorbei, doch Hülkenberg war immer noch auf Kurs in die Punkteränge. Bis er ein großes Wrackteil an der Unfallstelle traf und überrascht wurde, dass zunächst nur gelbe Flagge geschwenkt wurden, dahinter aber wieder grün gezeigt wurde.
Hülkenberg war darauf nicht gefasst und verlor noch zwei Plätze an Lewis Hamilton und Teamkollege Oliver Bearman, der wenigstens einen Punkt für Haas nach Hause fuhr. "Für mich war das mindestens ein Safety-Car oder eine rote Flagge, weil da so viele Wrackteile herumlagen", kritisierte der Deutsche die lasche Haltung der Rennleitung.

Toro Rosso und Yuki Tsunoda (rechts) müssen sich vor Haas und Nico Hülkenberg (links) im Saisonfinale in Acht nehmen.
Einer stört immer die Party
Haas-Teamchef Ayao Komatsu ist wild entschlossen, Toro Rosso noch zu überholen. "Ich habe dem Team gesagt, dass wir ab jetzt jedes Rennen mindestens einen Punkt brauchen. Zwei wird schwer, weil immer einer die Party stört. Entweder ein Aston Martin, ein Alpine oder die Williams."
Das Problem ist, dass die ersten acht Plätze praktisch vergeben sind. Zwei Ausfälle aus den vier Topteams wie in Baku sind ein Geschenk, das man nutzen muss, wenn es sich anbietet. Diesmal griff Williams zu. Doch selbst für den einen Punkt muss alles passen. "Unsere Jungs wissen, dass wir uns keine Fehler leisten dürfen. Dann kann es mit dem Plan funktionieren."
Komatsu fürchtet, dass Williams im Kampf um Platz sechs noch der größte Gegner werden kann. "Sie haben ihr Auto stark verbessert. Deshalb ist es eminent wichtig, dass unser letzter Entwicklungsschritt, der für Austin geplant ist, genauso funktioniert wie die drei davor. Wenn man sieht, wie viele Teams plötzlich Probleme mit Upgrades haben, ist unsere Situation fast schon Luxus." Haas hat für sein Heimrennen einen weiteren neuen Frontflügel und einen neuen Unterboden in Planung.
Komatsu hat seine Mannschaft darauf eingeschworen, das scheinbar Unmögliche zu schaffen. "Es kann nur gelingen, wenn wir auch die Rennen perfekt exekutieren. Die letzten Grand Prix haben gezeigt, dass man offen in das Rennen gehen und spontan auf die Bedingungen reagieren muss."
In Baku übte der frühere Renningenieur Selbstkritik: "Bearman hat die Reifen im ersten Stint zu vorsichtig behandelt. Als Ollie das gemerkt hat, hat er sofort darauf reagiert. Unser Fehler war, dass wir ihn nicht früh genug informiert haben."