Zwei Tage lang versteckte sich Haas im Tabellenkeller. Die beiden US-Renner waren jeweils mit viel Sprit im Tank unterwegs. Erst am letzten Tag durfte Esteban Ocon mit einem leichteren Auto Gas geben. Der Franzose schaffte es prompt in die Top Ten. Der Rückstand auf Spitzenreiter George Russell betrug 1,2 Sekunden.
Da die Haas-Piloten im Topspeed ständig auf den hinteren Plätzen landeten, kann man davon ausgehen, dass der Motor im Schongang betrieben wurde. Auch die Frage nach dem Gewicht bei den schnellen Runden blieb offen. Teamchef Ayao Komatsu warnte vor voreiligen Schlüssen. "Zehn Kilogramm Sprit oder ein anderer Motor-Modus können in einem Feld, das so eng zusammen liegt, riesige Unterschiede ausmachen."
Der Japaner gab sich am Ende der drei Testtage in Bahrain relativ entspannt. "Unser neues Auto hat die guten Eigenschaften des alten behalten." Er wollte auch keine Hochrechnungen anstellen, wo der Haas VF-25 sich im Feld einordnet. "Was bringt es mir, wenn ich heute weiß, ob ich Fünfter oder Achter bin? Ich kann bis Melbourne nichts ändern, weil wir bis dahin keine neuen Teile haben."
Deshalb ließ er Oliver Bearman auch keine schnellen Runden mit einem leichten Auto drehen. "Ich weiß aus dem Vorjahr, dass Ollie gut im Qualifying ist. Für mich ist er kein richtiger Rookie." Auch Zuverlässigkeit war für Komatsu kein Thema. Mit 457 Runden lag Haas auf Platz 2 hinter Mercedes (458). Einziger Zwischenfall war, dass zwei Mal die Motorabdeckung abhandenkam. Da wurde es mit dem Leichtbau übertrieben.

Neue Fahrer und neue Ingenieure - bei Haas muss sich das Team erst eingrooven.
Nächste Baustelle ist Finanz-Effizienz
Viel wichtiger ist es für Komatsu, sein Team fit für die Zukunft zu machen. "Die Formel 1 ist ein Geschäft, wo du in allen Bereichen am Limit operieren musst. Wenn du besser werden willst, musst du herausfinden, wo der Flaschenhals steckt, der dich aufhält. Dann musst du Lösungen finden, um ihn zu verbreitern."
Nach der Saison 2023 war das Auto die Engstelle. Deshalb wurden Ingenieure im Designbüro ausgewechselt, die Strukturen verändert, die Verantwortung auf viele Schultern verteilt. Im letzten Jahr lag der Flaschenhals laut Komatsu bei den Abläufen an der Strecke. Dort habe man zu viele Punkte verschenkt. Deshalb wurde das Ingenieurs-Team an der Front mit neuen Leuten bestückt, Positionen umgestellt, die Strategie-Mannschaft verstärkt.
Die nächste Baustelle hat Komatsu schon ausgemacht. "Das Team operiert dieses Jahr zum ersten Mal an der Budgetobergrenze. Wir wissen, wo wir das zusätzliche Geld ausgeben wollen, aber wir müssen lernen, wie wir es machen. Wir werden am Ende 350 Mitarbeiter haben und trotzdem an den Budgetdeckel stoßen. Das ist ineffizient. Andere Teams haben 900 Angestellte und bleiben innerhalb des Limits. Wir müssen noch lernen, wie wir unser Geld effizient ausgeben, zum Beispiel wie viele Teile wir zu einem festgesetzten Preis einkaufen und wie viele wir selbst produzieren sollten."

Haas verzichtet freiwillig auf die neue Pullrod-Vorderachse von Ferrari.
Nein zur Ferrari-Vorderachse
Haas geht aufgrund seiner einzigartigen Struktur mit Ferrari und Dallara als Partner seinen eigenen Weg. Da werden dann auch drastische Entscheidungen getroffen. Die neue Pullrod-Vorderradaufhängung von Ferrari lehnte Komatsu ab. "Sie bringt uns vom Potenzial für das Auto zu wenig. Der Preis wäre gewesen, dass wir die Daten von Ferrari für die Vorderachse erst spät bekommen hätten. Da hätten wir für die Aerodynamikentwicklung zu viel Zeit verloren. Unter dem Strich wäre es für uns ein Nachteil gewesen."
Im Heck war es genau umgekehrt. "Die Hinterachse ist für das Auto ein großer Vorteil. Da lag es auf der Hand, dass wir sie von Ferrari eingekauft haben." Optisch hat sich der Haas VF-25 weiter vom neuen Ferrari entfernt als früher. Das geht schon bei Nase und Frontflügel los. Während Ferrari am zweiten Element andockt, hängt bei Haas der Flügel am Hauptblatt. Auch bei den Seitenkästen, Kühlauslässen und der Luftführung um das Cockpit herum gibt es unterschiedliche Philosophien.
Obwohl die große Regelreform 2026 für ein kleines Team wie Haas eine große Herausforderung ist, will Komatsu nicht alles für die Zukunft opfern. Das 2025er-Auto wird noch eine Zeit weiterentwickelt. Für Haas macht es einen Unterschied, welchen Platz man in der Endabrechnung belegt. Der Sprung von Platz 10 auf Rang 7 spült dem US-Rennstall 20 Millionen Dollar mehr in die Kasse. Es ist genau der Betrag, der Haas vorher zum Budgetdeckel fehlte.