Seit Haas 2016 in der Formel 1 debütierte, ist es das kleinste Team der Formel 1. Knapp 250 Angestellte sind Minimalprogramm. Der Budgetdeckel wurde weder 2021 noch 2022 ausgeschöpft. Trotzdem steht Haas punktgleich mit Alpha Tauri noch auf Platz acht in der Konstrukteurs-WM. Das Geheimnis des jüngsten Formel-1-Teams im Feld ist seine effiziente Struktur. 70 Prozent des Autos werden bei Ferrari eingekauft. Das Chassis baut Dallara im Lohnauftrag.
Bis jetzt hat sich der Rennstall hauptsächlich mit den Ausschüttungen aus dem Einnahmen-Topf der Formel 1 und dem Geld von Teambesitzer Gene Haas finanziert. Ein Sponsorendeal mit dem Softdrink-Hersteller Rich Energy ging 2019 nach einem halben Jahr in die Brüche. Der russische Uralkali-Konzern zahlte für das Cockpit von Nikita Mazepin. Mit dem Krieg von Russland gegen die Ukraine versiegte auch diese Geldquelle. Doch jetzt hat Haas zum ersten Mal einen richtig dicken Fisch an der Angel.
Ein Win-Win-Geschäft
Im Rahmen des Heimspiels in Austin wurde nun nicht, wie von vielen erwartet, die Fahrerpaarung für 2023 bekanntgegeben, sondern ein neuer Titelsponsor. MoneyGram wird Haas auf ein neues Niveau heben. In der nächsten Saison kann der US-Rennstall zum ersten Mal am Kostendeckel operieren. MoneyGram ist ein an der US-Börse notierter Finanzdienstleister aus Dallas mit 2.500 Mitarbeitern und einem Umsatz von 1,4 Milliarden Dollar.
Gene Haas begrüßte seinen neuen Partner: "Seit unserem Start 2016 in der Formel 1 hat sich unser Team den Ruf erarbeitet, stark, flexibel und widerstandsfähig zu sein. MoneyGram zeigt die gleichen Qualitäten auf ihrem Geschäftsfeld. Deshalb passen wir zusammen."
Der Konzern aus Texas rühmt sich bei digitalen Auslandsüberweisungen der schnellste Anbieter der Welt zu sein. Für Teamchef Guenther Steiner ein Win-Win-Geschäft: "In der Formel 1 wird Speed gefordert. Das gleiche verspricht MoneyGram seinen Kunden."
Gleiche Farben wie Haas
MoneyGram-Chef Alex Holmes betont, dass auch der weltumspannende Formel-1-Zirkus ein Grund gewesen sei, mit Haas einen mehrjährigen Vertrag zu unterschreiben: "Unsere Märkte überschneiden sich zu 80 Prozent mit den Ländern, in denen die Formel 1 fährt. Unser Unternehmen hat sich in den letzten Jahren neu erfunden und zählt heute zu den Weltmarktführern bei digitalen Zahlungen. Wir stehen wie die Formel 1 für technische Innovation, und wir wollen, dass die Welt davon erfährt."
Der Zufall will es, dass Haas seine Autos trotz neuem Titelsponsor noch nicht einmal umlackieren muss. "Die Farben von MoneyGram sind weiß und rot. Genau wie unsere", amüsiert sich Steiner. Das Investment kommt für Haas zur richtigen Zeit. Die ersten zwei Jahre unter dem Budgetdeckel haben gezeigt, dass jeder Dollar zählt. Wer nur fünf Millionen Dollar unter dem Limit liegt, muss im Entwicklungswettlauf entscheidend zurückstecken. Haas steht mit 14 Aerodynamik-Upgrades derzeit am unteren Ende der Entwicklungs-Tabelle.
Der Deal macht Haas auch unabhängiger bei der Fahrerwahl. Man ist in Zukunft nicht mehr gezwungen Piloten wie Nikita Mazepin zu verpflichten, die mehr wegen der Mitgift als wegen ihres Talents überzeugt haben. Für 2023 sind die Optionen von Haas dagegen noch begrenzt. Kevin Magnussen ist gesetzt. Das zweite Cockpit geht entweder an Mick Schumacher oder Nico Hülkenberg.
Gene Haas erklärte kürzlich, dass es Schumacher in der Hand habe in den letzten vier Rennen durch Leistung zu überzeugen. Erwartet werden WM-Punkte. Auf das Geld des deutschen Sponsors 1&1, der wohl hauptsächlich wegen Mick Schumacher an Bord kam, ist man mit dem MoneyGram-Deal nun nicht mehr unbedingt angewiesen. Aber natürlich würde man den deutschen Partner auch nicht von der Bettkante schubsen.
