Alfa Romeo ließ sich mit seiner Fahrerwahl lange Zeit. Mit Valtteri Bottas hatte der Sauber-Rennstall für die kommenden Jahre bereits im September eine feste Größe verpflichtet. Im zweiten Cockpit gibt das Schweizer Formel-1-Team dem Nachwuchs eine Chance.
Das Rennen machte am Ende der Chinese Guanyu Zhou. Der 22-Jährige aus Shanghai fährt aktuell noch seine dritte Formel-2-Saison. Er liegt vier Rennen vor Schluss auf Platz 2 hinter Oscar Piastri. Auch Piastri stand auf der Wunschliste von Alfa Romeo, doch der Alpine-Schützling hätte maximal für ein Jahr ausgeliehen werden können.
Kurz bevor Alfa Romeo Zhou am Dienstag (16.11.) als neuen Stammfahrer verkündete, gab Alpine bekannt, dass Piastri kommende Saison die Rolle des offiziellen Ersatzpiloten für Esteban Ocon und Fernando Alonso bekleiden wird. "Das ist der erste Schritt hin zu meinem Ziel, 2023 ein Stammcockpit zu bekommen", erklärte das Talent aus Melbourne.
Zhou sorgt für China-Premiere
Guanyu Zhou wird beim Saisonauftakt 2022 der erste Chinese sein, der je in der Formel 1 einen Grand Prix bestritten hat. Seine Landsleute Ho-Pin Tung und Ma Quinghua hatten es jeweils nur zu Testfahrer-Jobs für Renault und HRT gebracht.
Für Zhou sprachen am Ende nicht nur die fahrerischen Qualitäten. Mit dem Chinesen öffnet sich für Alfa-Romeo auch ein attraktiver Sponsormarkt in Fernost. Der vierfache Formel-2-Sieger soll eine Mitgift von 25 Millionen Dollar in den Schweizer Rennstall einbringen.
Nicht kommuniziert wurde die Länge des Vertrages. Gut möglich, dass der Spaß für Zhou relativ schnell wieder vorbei ist. Alfa-Romeo plant langfristig mit seinem Eigengewächs Théo Pourchaire. Der 18-Jährige Franzose liegt in der Formel 2 aktuell nur 22 Punkte hinter Zhou, soll aber noch mindestens ein Jahr lang in der Nachwuchsserie Erfahrung sammeln, bevor er ins F1-Cockpit befördert wird.
Privileg bei Sauber zu starten
Zhou muss also direkt im ersten Jahr überzeugen. Mit dem Sauber-Rennstall glaubt er den idealen Partner für den F1-Einstieg gefunden zu haben: "Ich habe schon von klein auf davon geträumt, in diesem Sport, den ich so liebe, ganz nach oben zu klettern. Dieser Traum ist nun in Erfüllung gegangen. Es ist ein echtes Privileg für mich, meine Formula-1-Karriere mit so einem legendären Team zu starten, das in der Vergangenheit schon so viele junge Talente in die Formel 1 gebracht hat."
Der Rookie weiß aber auch, wie schwer die Aufgabe werden wird: "Ich fühle mich gut auf die immense Herausforderung vorbereitet, in der Spitze des Motorsports neben einem arrivierten, Weltklasse-Talent wie Valtteri Bottas anzutreten. Ich möchte Alfa Romeo für diese Möglichkeit danken. In meinem ersten Jahr lautet mein Ziel nun, so viel wie möglich und so schnell wie möglich zu lernen."
Großen Druck verspürt der Youngster dabei offenbar nicht: "Der erste chinesische Fahrer zu sein, stellt einen Durchbruch für die chinesische Rennsport-Industrie dar. Ich weiß, dass große Hoffnungen auf mir liegen. Ich will das aber als Motiviation nutzen, um besser zu werden und viel zu erreichen."
Alfa Romeo hofft auf neue Fans
Zhou wird kommende Saison der einzige Rookie im Feld sein. Das Nachwuchstalent hätte sich kaum ein besseres Jahr für den F1-Einstieg aussuchen können. Die große Regelrevolution sorgt für komplett veränderte Autos. Es ist somit für alle 20 Fahrer im Feld eine Art Neuanfang, bei dem man erst einmal lernen muss.
Teamchef Frederic Vasseur hat große Hoffnungen in seine Neuverpflichtung: "Er hat in der Formel 2 bewiesen, dass er ein sehr talentierter Fahrer ist. Wir freuen uns schon darauf, sein Talent in der Formel 1 noch mehr zur Blüte zu bringen. Wir sind stolz auf unsere Fahrerpaarung für 2022 und zuversichtlich, dass Zhou eine erfolgreiche Partnerschaft mit Valtteri bilden wird."
Die Verantwortlichen hoffen zudem, dass die Formel 1 mit dem Youngster endlich auch auf dem chinesischen Markt den Durchbruch schafft. Bisher hielt sich die Begeisterung für den Rennsport im Reich der Mitte noch in Grenzen: "Wir heißen gerne alle neuen chinesischen Fans willkommen, die unser Team jetzt unterstützen", so Vasseur. "Alfa Romeo ist eine Marke mit viel Geschichte. Wir werden alles dafür tun, dass wir den Sport in China gebührend vertreten."
Formel 1 erobert neue Märkte
Nicht nur bei Alfa Romeo hofft man auf viele neue Fans, auch die Formel 1 als Ganzes hofft, den lukrativen Markt in der Heimat Zhous zu erobern. F1-Boss Stefano Domenicali zeigte sich entsprechend zufrieden mit der Fahrerwahl: "Das sind tolle Nachrichten für unseren Sport. Millionen von leidenschaftlichen chinesischen Fans haben nun einen Nationalhelden, den sie das ganze Jahr anfeuern können."
"Die Verpflichtung zeigt auch, dass die Formel-Pyramide funktioniert und die guten Talente am Ende aus der Formel 2 in die Königsklasse aufsteigen. Zhou ist ein unglaubliches Talent. Er ist eine Bereicherung für das fantastische Fahrerfeld der Saison 2022 und er wird sicher alle unsere chinesischen Fans gut unterhalten."
Erst vor Kurzem hatten die F1-Verantwortlichen verkündet, dass der Vertrag mit dem Rennen in Shanghai bis 2025 verlängert wurde. In der kommenden Saison muss Zhou aber noch auf sein Heimspiel verzichten. Wegen den Nachwirkungen der Corona-Pandemie wird der Grand Prix von China zum dritten Mal in Folge ausfallen.
Abschied von Giovinazzi
Mit der Verpflichtung von Zhou ist nun auch klar, dass Antonio Giovinazzi das Team nach drei Jahren wieder verlassen wird. Obwohl der Italiener vor allem im Qualifying regelmäßig sein Talent aufblitzen ließ, konnte er die Hoffnungen des Teams nie ganz erfüllen. Seine Punkteausbeute ließ oftmals zu wünschen übrig.
Giovinazzi hatte sich bis zuletzt Hoffnungen gemacht, sein Cockpit vielleicht doch noch ein weiteres Jahr zu behalten. Nun ist aber klar, dass das Formel-1-Feld 2022 zum ersten Mal seit 2018 wieder komplett ohne italienischen Fahrer auskommen muss.
Giovinazzi selbst hat übrigens schon ein neues Cockpit sicher. Der 27-Jährige wird zukünftig in der Formel E bei Dragon Penske an den Start gehen. Gut möglich, dass er für Ferrari auch noch Simulator-Sessions abspulen darf, damit der Kontakt zur Formel 1 nicht ganz abreißt.
Team | Fahrer 1 | Fahrer 2 |
Mercedes | Lewis Hamilton | George Russell |
Red Bull | Max Verstappen | Sergio Perez |
McLaren | Lando Norris | Daniel Ricciardo |
Aston Martin | Sebastian Vettel | Lance Stroll |
Alpine | Fernando Alonso | Esteban Ocon |
Ferrari | Charles Leclerc | Carlos Sainz |
Alpha Tauri | Pierre Gasly | Yuki Tsunoda |
Alfa Romeo | Valtteri Bottas | Guanyu Zhou |
Haas | Mick Schumacher | Nikita Mazepin |
Williams | Nicholas Latifi | Alexander Albon |