Damit hatte wirklich niemand gerechnet! Ferrari sah zwar in den Trainings stark aus, doch beim Start der Qualifikation schienen die Roten nicht konkurrenzfähig. Und dann haut Charles Leclerc plötzlich die schnellste Runde im finalen Versuch im dritten Quali-Abschnitt raus. Der Monegasse sicherte Ferrari die erste Pole der Saison mit einer Zeit von 1.15,372 Minuten.
"Heute verstehe ich gar nichts von der Formel 1", sagte der Monegasse, der den Hungaroring bisher nicht zu seinen Lieblingsstrecken zählte. "Das ganze Qualifying war extrem schwierig. Und das ist keine Übertreibung. Es war schwierig in Q2 zu kommen und in Q3 zu kommen. Ich wusste, ich brauche eine saubere Runde, um überhaupt auf den dritten Platz zu kommen. Aber die Pole habe ich nicht erwartet." Auch seine erste Reaktion im Cockpit war äußerst unterhaltsam, als er von der Pole hörte: "Was? Mamma mia!"
McLaren galt als unschlagbar. Ferrari war zwar in den Trainings gut dabei, aber Leclerc hatte in den ersten beiden Quali-Abschnitten noch massive Probleme. Zumal Teamkollege Lewis Hamilton bereits in Q2 ausschied und nur von Platz zwölf ins Rennen geht. Die Erklärung, dass Leclerc plötzlich wie Phoenix aus der Asche auftauchte: Der Wind drehte und die Asphalttemperaturen sanken kontinuierlich – von Beginn bis zum Finale fast um 15 Grad Celsius.

Charles Leclerc in der Mitte der beiden McLaren-Piloten hatte kaum jemand erwartet.
Wind hilft Ferrari
Das schmeckte Ferrari insgesamt wohl besser als McLaren. Während Piastri, der bis dahin auf Pole-Kurs war, sich im zweiten Versuch gar nicht verbessern konnte, gelang Norris dies nur minimal. Aber nicht ausreichend. Es war aber denkbar knapp. Piastri hatte 26 Tausendstel Rückstand, Norris 41 Tausendstel. Mit Platz drei verlor Norris zum ersten Mal in Ungarn das Quali-Duell gegen einen Teamkollegen.
Piastri sagte: "Ich glaube, der Wind hat viel verändert. Es klingt immer so pathetisch, dem Wind die Schuld zu geben. Er hat sich von Q2 zu Q3 um 180 Grad gedreht und das bedeutete, dass sich viele Kurven völlig anders anfühlten. Ich war überrascht, dass wir nicht schneller waren."
Aston Martin fliegt
Neben Norris startet George Russell aus der zweiten Reihe. Für Mercedes hat sich der Umbau auf die alte Hinterachse scheinbar gelohnt. Die große Überraschung neben Leclerc war in dieser Qualifikation aber auch Aston Martin. Denn Fernando Alonso und Lance Stroll nehmen das Rennen von Platz fünf und sechs auf. Die grünen Autos waren in allen Quali-Abschnitten stets bei der Musik. Alonso fehlte nur ein Zehntel auf die Pole-Zeit von Leclerc.

Fernando Alonso und Gabriel Bortoleto zählten zu den Überraschungen der Quali.
Dahinter folgt ein weiterer Kracher. Gabriel Bortoleto stellte den Sauber auf den siebten Rang. Und das vor Max Verstappen im Red Bull. Beim viermaligen Weltmeister lief nach Problemen am Freitag auch am Samstag nichts zusammen. Er sagte am Funk, dass sich das Auto weiterhin anfühle "wie auf Eis." Red Bull-Berater Helmut Marko sagte: "Gott sei Dank haben wir noch etwas gefunden. Vor allem der Rückstand hat sich zu den Führenden deutlich verringert. Es passt aber immer noch nicht. Wir waren mit gebrauchten Reifen schneller als mit neuen." Die beiden verbleibenden Top-Ten Plätze gingen an die beiden Toro Rosso-Piloten Liam Lawson und Isack Hadjar.
Hamilton schon in Q2 raus
Der zweite Quali-Durchlauf brachte einige bekannte Namen zu Fall. Darunter Lewis Hamilton. Dabei sah es in den Trainings so aus, als käme er besser klar. Er war allerdings in guter Gesellschaft. Hamilton geht nur vom 12. Platz hinter Oliver Bearman in den Grand Prix von Ungarn. Obwohl Ferrari in der Vorbereitung stark schien, lief es für den Briten gar nicht. Bearmans Leistung im Haas ist beachtlich, wenn wenn man bedenkt, dass Teamkollege Esteban Ocon schon in Q1 scheiterte.

Lewis Hamilton war völlig niedergeschlagen nach der Quali.
Für Franco Colapinto war es ein kleiner persönlicher Erfolg, es zum ersten Mal in den zweiten Quali-Abschnitt und auf Rang 14 geschafft zu haben. Zumal Gasly ebenfalls in Q1 aufgeben musste. Vor Colapinto reihte sich Carlos Sainz im Williams ein. Den 15. Platz erbte Kimi Antonelli im Mercedes. Er war ursprünglich Elfter, aber seine Runde wurde im Nachhinein gestrichen.
Hülkenberg hat früh Feierabend
Bereits in Q1 gab es einigen Überraschungen. Viele hatten nach den guten Trainingssitzungen von Sauber alles auf Nico Hülkenberg gesetzt. Doch der Rheinländer schied bereits zu Beginn aus. Er wurde nur Vorletzter vor Alex Albon im Williams. Gesellschaft leistete den beiden Yuki Tsunoda, der ebenfalls früh Feierabend hatte und das Red Bull-Drama anschaulich machte. Pierre Gasly im Alpine und Esteban Ocon im Haas landeten hinter Tsunoda auf 17 und 18.