GP Spanien 2025: Analyse Training & Longrun-Zeiten

Trainingsanalyse GP Spanien 2025
Das große Flügel-Beben bleibt aus

GP Spanien 2025
Zuletzt aktualisiert am 30.05.2025

Wir müssen die Formel 1-Weltmeisterschaft nicht neu schreiben. Die strengeren Frontflügel-Regeln haben nicht am Kräfteverhältnis unter den Teams gerüttelt. McLaren liegt weiter vorne. Auf eine Runde und im Longrun. Max Verstappen ist nah dran. Das hat damit zu tun, dass Barcelona eine Red Bull-Strecke ist. Die Hoffnung, dass steifere Frontflügel die Balance der Papaya-Renner durcheinanderbringen, erfüllte sich nicht.

Mercedes hat seine Form der ersten sechs Rennen wiedergefunden. Aber nur auf eine Runde. Im Longrun wurden die Reifen zu heiß. Ferrari zeigte eine solide Leistung. Der Rückstand auf die Spitze betrug eine halbe Sekunde. Etwas weniger als zuletzt.

Im Mittelfeld machte Aston Martin auf eine Runde und Alpine im Longrun eine gute Figur. Toro Rosso zeigte die größte Ausgeglichenheit. Der Speed ist gut auf einen Runde und über die Distanz.

Sauber hat mit seinem neuen Aero-Paket einen spürbaren Sprung nach vorne gemacht. Nico Hülkenbergs starker Dauerlauf unterstreicht, dass der Sauber berechenbarer geworden ist. Williams tut sich wie erwartet schwer. Die lang gezogenen Kurven schmecken dem Auto nicht. Haas hatte das gleiche Problem und tauchte am Tabellenende ab.

Sechs Dinge, die Sie wissen müssen:

1) Hat die neue Frontflügel-Regel das Feld durchgemischt?

Überhaupt nicht. Auf eine Runde liegt McLaren vor Mercedes, Red Bull, Ferrari, Aston Martin, Alpine, Toro Rosso, Sauber, Williams und Haas. Das ist fast die Normalität. Aston Martin sieht etwas besser aus als zuletzt, Williams etwas schlechter. Das ist streckenspezifisch. Sauber und Alpine haben mit ihren Upgrades einen Sprung gemacht. Haas baute das Setup nach einem starken ersten Training in die falsche Richtung um. Mercedes ist auf eine Runde ein Kandidat für die Pole-Position. Doch die Silberpfeile mussten dafür im Longrun Federn lassen.

Toro Rosso - Formel 1 - GP Spanien - Barcelona - 29. Mai 2025
ams

2) Wer hat das schnellste Auto im Longrun?

Beim Vergleich der Longruns hängt viel davon ab, zu welcher Zeit im zweiten Training sie gefahren wurden und über welche Distanz sie gingen. George Russell fuhr mit 16 Runden den längsten Stint auf Soft-Reifen. Piastri war mit 14 Runden der Marathon-Mann auf dem Medium-Gummi. Wir zählen nur die schnellen Runden ohne Abkühlphasen oder Zeitverlust durch Verkehr dazwischen. Die Länge der Rennsimulation drückt logischerweise auf die Rundenzeit. Deshalb stehen Russell und Norris weit hinten in der Tabelle.

Max Verstappen und Lando Norris lassen sich schwer vergleichen. Beide spulten je einen Longrun auf Soft und Medium ab, aber zu verschiedenen Zeiten. Verstappen begann mit Medium und wechselte dann auf Soft. Norris machte es umgekehrt. Deshalb war der Weltmeister im Soft-Longrun schneller, Norris im Medium-Dauerlauf. Die Differenz betrug drei bis vier Zehntel pro Runde. Unter Abzug des Gewichtsfaktors ist das eine enge Kiste. Der zweite Stint war natürlich dadurch begünstigt, dass sich am Ende schon weniger Benzin im Tank befand.

Die Ferrari-Piloten splitteten synchron. Erst Medium, dann Soft. Lewis Hamilton steht bei den Soft-Longruns an der Spitze. Er war aber auch nur drei heiße Runden auf dem Satz unterwegs. Oscar Piastri holte sich die Tagesbestzeit, musste aber im Dauerlauf Federn lassen. In 14 Runden auf dem Medium-Reifen kam der Australier nur auf einen Schnitt von 1.20,966 Minuten. "Es lief im ersten Training nicht rund. Erst im zweiten fanden wir langsam zu unserer Form zurück", sagte er.

Oscar Piastri - McLaren - Formel 1 - GP Spanien - Barcelona - 30. Mai 2025
xpb

3) Ferrari: Gut oder Böse?

Nach dem ersten Training blickte man bei Ferrari in entspannte Gesichter. Lewis Hamilton und Charles Leclerc landeten auf den Plätzen 3 und 4 und überraschten sich damit selbst. Barcelona zählte in der Vergangenheit nicht gerade zu den Paradestrecken der roten Autos. Am Nachmittag gingen bei 31 Grad im Schatten die Mundwinkel wieder nach unten. Leclerc rutschte auf den fünften Platz ab, eine halbe Sekunde über der Bestzeit von Piastri.

Hamilton schaffte es als Elfter nicht mal in die Top Ten. Der Engländer schimpfte über die Fahrzeugbalance. "Es war ein verwirrender Tag mit guten und schlechten Momenten. Ich denke aber, dass uns die letzten Setup-Änderungen am Samstag helfen sollten." Leclerc äußerte sich positiv überrascht: "Es war ein positiver Tag. Bei der Hitze haben alle weniger Grip. Deshalb ist das wahre Potenzial der Autos schwer einzuschätzen. Ich habe aber das Gefühl, dass wir mit unserem Auto noch etwas in der Hinterhand haben."

Lewis Hamilton - Ferrari - Formel 1 - GP Spanien - Barcelona - 30. Mai 2025
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4) Hat sich Mercedes erholt?

Mercedes ist wieder da. Die Plätze 2 und 5 für George Russell und Andrea Kimi Antonelli erinnern an die Form des Autos vor Imola. Den neuen Frontflügel hatte Mercedes schon in Imola am Auto und in seiner steiferen Struktur auch bereits eine Trainingssitzung getestet. Die Ingenieure wussten also, was auf sie zukam. In Barcelona rundeten ein neuer Unterboden und ein streckenspezifischer Heckflügel das Upgrade ab. Im ersten Training hielten sich die Mercedes-Piloten noch zurück. Antonelli klagte über Bouncing. Das war in der zweiten Sitzung weg.

Trotzdem war man bei Mercedes nicht ganz zufrieden. "Auf eine Runde haben wir wieder den Stand von vorher erreicht. In den Longruns sind wir zu langsam", resümierte Teamchef Toto Wolff. Schuld waren wieder einmal zu hohe Reifentemperaturen. Und die konnte man nicht nur auf die Asphalttemperatur von 48 Grad schieben.

"Der Reifen links vorne und beide Hinterreifen wurden schon nach drei oder vier Runden im Mantel zu heiß", bedauerte Wolff. Erstaunlicherweise erholten sich die Reifen in der zweiten Hälfte von Russells Soft-Stint wieder. "Der Rundenschnitt rechtfertigt den konservativen Beginn des Stints nicht", meinte Wolff kritisch. Mercedes legte mit Bedacht beide Rennsimulationen auf Pirellis C3-Mischung zurück. Das Rennen im letzten Jahr hat gezeigt, dass der Soft-Reifen im Rennen eine echte Option ist.

5) Wieso ist Aston Martin so stark?

Der siebte Platz von Fernando Alonso kam unerwartet. Vor Barcelona hatte Aston Martin Respekt. Die lang gezogenen Kurven waren in der Vergangenheit Gift für die grünen Autos, weil sie bei eingeschlagenen Rädern und wenn das Auto über die Längsachse rollt, zu viel Abtrieb verloren. Diesmal passte das Setup von der ersten Runde an. Aston Martin setzte wie McLaren und Sauber auf eine Spur weniger Abtrieb als der Rest des Feldes. Alonso war mit 334 km/h der Schnellste auf der Zielgeraden.

Fernando Alonso - Aston Martin - Formel 1 - GP Spanien - Barcelona - 30. Mai 2025
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Die Aston Martin-Ingenieure begründeten die überraschend gute Vorstellung damit, dass die Konkurrenz mit der Fahrzeugbalance offenbar mehr Schwierigkeiten bekam, man selbst sich aber daran gewöhnt habe und deshalb auch nicht so viel verliert wie andere. Chefingenieur Mike Krack warnte vor zu großer Euphorie: "Das Feld liegt so eng zusammen, dass der geringste Fehler einen hohen Preis hat." Tatsächlich liegen die ersten 14 Autos innerhalb einer Sekunde. Und das auf einer selektiven Strecke wie Barcelona.

6) Was kann das Sauber-Upgrade?

Auf eine Runde kann Sauber zufrieden sein. Nico Hülkenberg landete mit dem neuen Aero-Paket auf Platz 12. Gabriel Bortoleto war mit der alten Spezifikation vier Zehntel langsamer. Das liegt über dem prognostizierten Fortschritt. Der Brasilianer wird ab Samstag auch in dem runderneuerten C46 sitzen. Die Änderungen am Frontflügel, Unterboden und Seitenkästen haben den Abtrieb in der Spitze nur geringfügig erhöht, dafür aber die aerodynamische Stabilität spürbar verbessert.

Hülkenbergs erster Eindruck: "Das Auto fühlte sich von der ersten Runde gut an. Die neuen Teile funktionieren wie beabsichtigt. Die Fahrzeugbalance hat sich verbessert, und ich habe mehr Vertrauen ins Auto." Das zeigte sich auch im Longrun. Hülkenberg legte zehn Runden auf dem Medium-Reifen zurück. Der Schnitt von 1.20,516 konnte sich sehen lassen.