McLaren war noch überlegener als sonst. Lando Norris siegte mit einem Vorsprung von 20,9 Sekunden. Auf Strecken, wo maximaler Abtrieb gefragt ist, fahren die Papaya-gelben Autos allen auf und davon. Das war schon in Budapest und Zandvoort so. Max Verstappen war in Singapur genauso einsam Zweiter. Und das in einem Auto, das am Freitag noch komplett neben den Schuhen stand.
Verstappen profitierte von Oscar Piastris schwacher Qualifikation und den Fehlern von Ferrari. Bis alle mal freie Fahrt hatten, war Verstappen schon über alle Berge. Ferrari hatte das bessere Auto als Red Bull. Aber nur bis zum Q2. Danach standen Charles Leclerc und Carlos Sainz ohne Rundenzeit da. Mercedes litt unter den üblichen Reifenproblemen. Erst waren die Reifen zu kalt, dann zu heiß.
Haas schneller als Aston Martin
Aston Martin lebt nur noch von Fernando Alonso. Ohne den Spanier im Cockpit wäre der WM-Fünfte punktelos geblieben. Das war auch schon in Baku so. Haas, Williams und Toro Rosso hatten die schnelleren Autos. Doch nur Haas hat davon profitiert. Es hätte mehr als der neunte Platz von Nico Hülkenberg sein können, aber Aston Martin trickste Haas mit dem früheren Boxenstopp aus.
Haas zeigt, dass Größe und viel Geld nicht unbedingt eine Garantie für gute Leistungen sind. Wie in Baku ging das erste Training voll in die Hose. Doch die Haas-Ingenieure fanden ohne Panik zum richtigen Setup zurück. Das war dann so gut, dass Hülkenberg den VF-24 auf den sechsten Startplatz stellte. Williams und Toro Rosso hatten den Speed für Punkte, aber sie haben zu wenig daraus gemacht.
1. McLaren
Das war eine Demonstration der Stärke. Norris nahm Verstappn phasenweise eine Sekunde pro Runde ab. Auf Medium-Reifen mehr als auf den harten Sohlen. Strecken mit maximalem Abtrieb sind das Revier des MCL38. Der McLaren war von der ersten Trainingsrunde an schnell. Egal bei welcher Asphalttemperatur, bei viel Grip auf der Bahn. Die McLaren blieben immer in dem magischen Reifenfenster.
2. Ferrari
Ferrari hatte ein Auto für das Podest. Leclerc sah lange wie der einzige Gegner für Norris aus. Doch dann ging im Q3 mit dem Unfall von Sainz und der aberkannten Runde von Leclerc alles schief. Zuvor schon hatten sich Probleme abgezeichnet die Vorderreifen auf Temperatur zu bringen. Die Startplätze in der fünften Reihe drückten auf das Ergebnis. Da war es nur ein schwacher Trost, dass Leclerc zeitweise so schnell wie die Spitze fuhr.
3. Red Bull
Bei Red Bull wiederholte sich die Baku-Story. Am Freitag waren beide Fahrer nirgendwo. Die Autos waren aus Angst vor den Bodenwellen zu weich abgestimmt. Also Kommando zurück am Samstag. Tief und hart. Das wirkte. Verstappen war zwar gegen Norris chancenlos, hatte aber alle anderen im Griff. Aus seiner Sicht das Beste, was er erwarten konnte. Red Bull behauptet, man sei des Rätsels Lösung einen Schritt nähergekommen.
4. Mercedes
Mercedes steckte wieder mal in der Reifenfalle. Zunächst blieben die Reifen zu kalt. Dann waren sie im Fenster, aber die Vorderachse fand immer noch keinen Grip. Pünktlich zur Qualifikation war alles im Lot. Hamilton und Russell stellten ihre Autos in die zweite Startreihe. Doch am Sonntag stellte alles wieder auf den Kopf. Wieder einmal gingen die Hinterreifen in die Knie. Aus den Plätzen drei und vier wurden vier und sechs.
5. Haas
Der kleine US-Rennstall überrascht immer wieder. Im ersten Training ging gar nichts. Doch die Ingenieure fanden weg zurück zu einem stabilen Setup. Hülkenbergs sechster Startplatz war ein absolutes Highlight. Auf die Pole-Position fehlten nur sechs Zehntel. Im Rennen war klar, dass die Ferrari nicht zu halten sind. Aber Perez musste sich hinter Hülkenberg anstellen, der trotz Druck von hinten die Reifen gut über die Runden brachte.
6. Aston Martin
Aston Martin taucht immer weiter ab. Das Auto war auf den beiden Stadtkursen von Baku und Singapur extrem schwer zu fahren. Stroll flog schon wieder im Q1 raus. Alonso rettete Aston Martin. Mit Platz sieben am Samstag und Rang acht am Sonntag. Der Spanier setzte eine gute Strategie mit all seiner Erfahrung um, obwohl der AMR24 ein Reifenfresser ist. Vom Speed her sind die grünen Autos längst nicht mehr die fünfte Kraft im Feld.
7. Williams
Williams hatte nach dem Wochenende das Gefühl, dass da mehr drin lag. Das waren verschenkte Punkte. Albon saß im FW46 mit der neuen Vorderradaufhängung, war aber im Training trotzdem nur 0,007 Sekunden schneller als Colapinto. Dem Argentinier fehlten nach seinem ersten Singapur-Rennen nur 1,6 Sekunden auf WM-Punkte. Albons Punkteträume verrauchten mit einem überhitzten Motor.
8. Toro Rosso
Toro Rosso sah diesmal wieder wie ein echter Punktekandidat aus. Am Freitag flogen Tsunoda und Ricciardo um den Kurs. Nur Tsunoda konnte seine Form am Samstag halten. Ein schlechter Start reichte aus, den Japaner aus den Punkterängen zu werfen. Dorthin brachte ihn auch eine alternative Strategie mit einem späten Boxenstopp und Soft-Reifen im Finale nicht mehr zurück.
9. Alpine
Alpine verschwand wie in Baku in der Versenkung. Dabei ist ein Auto immer deutlich besser als das andere. Diesmal das von Ocon. Das kann sich bei Alpine keiner erklären, genauso wenig, warum auch der neue Heckflügel keine Besserung brachte. Große Upgrades sind bis zum Saisonende nicht mehr in Sicht. Flavio Briatores Renovierungsplan zeigt noch keine Früchte.
10. Sauber
Bottas und Zhou qualifizierten sich zwar wie gewohnt für die letzte Reihe, doch im Rennen sah es diesmal etwas besser aus. Weil die beiden Fahrer Doppelpass spielten und sich gegenseitig DRS spendeten, konnten sie Gasly hinter sich halten. Ricciardo und Magnussen rutschten durch zusätzliche Boxenstopps hinter die Sauber. Für Austin haben die Schweizer ein Upgrade angekündigt. Es werden keine Wunderdinge erwartet.
